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Kreischa: Bald neuer Laden in der Ortsmitte

Eine neu gegründete Genossenschaft möchte ein Geschäft für Produkte aus der Region aufbauen. Die Initiative wirbt um Unterstützung und gibt ein Versprechen.

Von Annett Heyse
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Wolfram Heide (links) und Mike Zschocher wollen das Genossenschaftsgeschäft "Unser Laden" betreiben.
Wolfram Heide (links) und Mike Zschocher wollen das Genossenschaftsgeschäft "Unser Laden" betreiben. © VEG Kreischa

Dort, wo bald Kisten mit Äpfeln, Eiern oder Kartoffeln aus der Region stehen sollen, ist derzeit noch viel Platz. Man sieht einen leeren Laden, Fliesenfußboden, kahle Wände. Mittendrin steht ein Aufsteller, ein Plakat wirbt für "Unser Laden - hier ab März 2022".

"Ein Monat haben wir jetzt, das ist eine kurze Zeit", sagt Mike Zschocher. Regale müssten aufgebaut, Kühltruhen angeschafft, ein Büro eingerichtet werden. "Wir hoffen, dass uns viele Kreischaer unterstützen."

Mike Zschocher und Wolfram Heide, der neben ihn steht, werden in Kreischa einen Laden am Haußmannplatz betreiben. Die beiden sind sozusagen die Frontmänner einer neuen Genossenschaft, die sich im Herbst gegründet hat. Ihr Ziel: In Kreischa regionale und ökologische Produkte zu einem bezahlbaren Preis anbieten.

Regionale Produzenten unterstützen

Ein gutes Dutzend Leute bilden derzeit die "Verbraucher- und Erzeugergenossenschaft" Kreischa (VEG). "Ich weiß, das ist ein Wortungetüm", entschuldigt Kathrin Jacob, die Sprecherin der Initiative, den Begriff. Das Genossenschaftsrecht, in seinen Ursprüngen gut 150 Jahre alt, mache da gewisse Vorschriften. Alles andere aber soll sehr zeitgemäß sein.

Die VEG ist eine Gründung aus der Bürgerinitiative "Wir für Kreischa" heraus. Bereits 2020 hatte man eine Umfrage gestartet, was sich die Kreischaer für ihren Ort so wünschen. Dabei schälte sich ein Punkt schnell heraus - die Nachfrage nach gesundem Essen und regionalen Lebensmitteln, möglichst in Bioqualität.

Genau das möchte "Unser Laden" nun bedienen. "Wir wollen mit Produzenten aus der Region zusammenarbeiten, die ökologisch oder zumindest nachhaltig wirtschaften. Nicht alles wird dabei Bio-zertifiziert sein", erklärt Kathrin Jacob. Es geht auch um die Unterstützung kleiner Betriebe, die oft nur im Nebenerwerb wirtschaften. Und man möchte noch viel mehr.

Viele Ideen, aber Kapital fehlt

"Unser Laden" soll auch ein Treffpunkt sein. Nach einer Anlaufphase wolle man ein Café einrichten und Mittags einen Imbiss, vor allem Suppen und Eintöpfe, anbieten. Da trifft es sich gut, dass Wolfram Heide gelernter Koch ist. Zudem gehe es um Austausch, Solidarität und Nachbarschaftshilfe. Der Laden soll ein Knotenpunkt werden und weit über den Handel hinausgehen. Jacobs: "Wir sind nicht auf Gewinnmaximierung aus, uns reicht es, wenn wir kostendeckend arbeiten."

Noch aber steht die Genossenschaft zwar mit vielen Ideen da, aber ohne notwendiges Kapital und Vermögen. Man verfügt nicht einmal über eine Ladeneinrichtung. Das alles soll nun eingesammelt werden. Interessierte Bürger können Mitglieder werden, ein Anteil kostet 150 Euro. Dazu kommt ein monatlicher Mitgliedsbeitrag von 17,50 Euro für Einzelpersonen oder 35 Euro für einen Haushalt. Kinder sind beitragsfrei. Im Gegenzug kann man im Laden dann günstiger einkaufen.

Die VEG setzt grundsätzlich auf ein Zweipreissystem. Einkaufen kommen kann jeder, also auch Nichtmitglieder - die bezahlen jedoch etwas mehr für die einzelnen Produkte. Geöffnet sein soll der Laden vorerst dienstags, donnerstags, freitags von 10 bis 19 Uhr sowie sonnabends von 9 bis 13 Uhr.

Erfolgreiche Vorbilder

Die Kreischaer Genossenschaft hat einige Vorbilder in der Region. Die Idee, Produkte möglichst auf kurzem Wege direkt zu vermarkten, praktizieren Läden wie der Hofladen Gut Pesterwitz oder der Sächsisch-Böhmische Bauernmarkt in Dohna recht erfolgreich, wenn auch nicht im Genossenschaftsmodell.

In Tharandt wiederum steht ein Vorbild für den Kreischaer Laden, "Frau Müller - Regionales und Naturkost". Die Inhaberin ist privatwirtschaftlich organisiert, bietet aber auch Mitgliedschaften und dabei Preisnachlässe auf ihr Sortiment an.

An den Erfolg von "Frau Müller" möchte sich die VEG aus Kreischa nun dranhängen. Man wolle sogar vorerst beim selben Lieferanten, der Naturkost Erfurt, bestellen. "Der Großhändler ist ohnehin in unserer Gegend unterwegs. Zudem bietet dieser ein Vollsortiment. Wir wollen nämlich vom Apfel bis zur Zahnpasta alles anbieten", wirbt Mike Zschocher.

Einrichtung wird noch gesucht

Damit das auf Dauer auch mehr oder weniger unabhängig von Großhändlern funktioniert, baut die Genossenschaft gerade ein Lieferantennetzwerk auf. Zu einigen Produzenten habe man schon Kontakt und hoffe, dass sich weitere melden, sagt Kathrin Jacobs. Denkbar ist alles: Obst und Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Molkereiprodukte, Honig, Backwaren, Kosmetik- und Hygieneartikel, Fisch, Nüsse, Marmeladen und Brotaufstriche.

Sollte das alles irgendwann nicht mehr nicht in den Laden passen, gibt es die Option, die Verkaufsfläche in Zukunft noch zu vergrößern.

Zunächst jedoch muss die kleinere Variante erst einmal eingerichtet werden. Dabei brauchen die Genossenschaftler Hilfe. Gesucht werden Regale, Schränke, Tische, Kühltruhen, Kücheneinrichtung. Wer etwas anzubieten habe, könne sich gerne melden. Ebenso willkommen sind viele helfende Hände, die beim Ladenaufbau mitwirken. Die Genossenschaft, so die Idee, soll tatsächlich das Werk vieler - auch vieler ehrenamtlicher Helfer - werden.

Informationen auch im Internet unter www.veg-kreischa.de