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Colmnitz: Vom Dresdner Gartenlokal in den "Kuckuck"

Über 20 Jahre stand der „Kuckuck“ in Colmnitz leer. Nun öffnet das Gasthaus wieder mit 40 Plätzen. Die neuen Inhaber kennen sich in der Gastronomie aus.

Von Beate Erler
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Ab 1. April heißen die neuen Betreiber Michael und Elke Beitlich die Gäste im "Kuckuck" willkommen.
Ab 1. April heißen die neuen Betreiber Michael und Elke Beitlich die Gäste im "Kuckuck" willkommen. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Auf den ersten Blick sieht es nicht nach Neueröffnung aus. An der linken Hauswand steht ein Gerüst, ein neuer farbiger Anstrich fehlt noch und am Eingang ist der Aushang, wo eigentlich die Speisekarte hängen sollte, leer. Drinnen geht es einen schmalen Gang entlang und dann nach links. „Gastraum“ steht an der Tür auf einem Schild, das wahrscheinlich schon zu DDR-Zeiten hier hing.

In diesem Gastraum steht der neue Wirt im Gasthaus „Kuckuck“ vor dem Tresen und pfeift ein Lied. Michael Beitlich und seine Frau Elke sind die neuen Inhaber, die den Gasthof an der Alten Freiberger Straße nach Jahrzehnten des Leerstands wieder öffnen. „Das war so eigentlich gar nicht geplant“, sagt Michael Beitlich, der den Gasthof mit Tanzsaal, Nebengebäuden und einer Fläche von 2.800 Quadratmetern im Jahr 2017 bei einer Zwangsversteigerung erworben hat.

Denn damals führte er noch eine Baufirma, mit der er von Radebeul nach Colmnitz in den alten Gasthof gezogen ist. „Hier war genug Platz für die Baumaschinen, aber wir haben ein Jahr später ein gutes Angebot zum Verkauf der Firma bekommen“, sagt er. Außerdem führt er mit seiner Frau seit vielen Jahren das Gartenlokal „Fortschritt“ in der Dresdner Neustadt. „Das war eine richtige Institution, immer voll mit Studentenpartys und auch auf dem Hechtfest waren wir dabei“, sagt der 66-Jährige.

Wollen den „Kuckuck“ zu zweit führen

Doch Ende letzten Jahres ist nach 16 Jahren Schluss mit dem Fortschritt. „Der Weg von Colmnitz bis nach Dresden hat uns einfach irgendwann gereicht“, sagen die beiden. Nun machen sie also hier weiter. In Colmnitz leben sie seit zehn Jahren und jetzt nur 400 Meter vom Gasthof entfernt. „Hier sah es schlimm aus und wir haben vieles neu gemacht“, sagt Michael Beitlich, der in der Dresdner Neustadt geboren wurde.

Im Wandel der Zeit: Vor vielen Jahren war das ein Konsum. Ab April kann nun hier gegessen und gefeiert werden.
Im Wandel der Zeit: Vor vielen Jahren war das ein Konsum. Ab April kann nun hier gegessen und gefeiert werden. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Dort, wo jetzt der große Raum für Feierlichkeiten mit Kaminofen ist, war vor vielen Jahren ein Konsum drin. Den Raum haben sie neu erschlossen und eingerichtet. Mit dem kleinen Gastraum davor, wo der Tresen steht, sind es 40 Plätze. „Viel mehr schaffen wir auch nicht, denn wir wollen alles zu zweit machen“, sagt Elke Beitlich, die gelernte Köchin ist. Dennoch: Kochen wird Michael Beitlich, der das auch im Gartenlokal die letzten Jahre oft gemacht hat. Seine Frau übernimmt die Bedienung der Gäste.

Eine Speisekarte gibt es schon. Sie ist gefüllt mit gutbürgerlicher sächsischer Küche: Würzfleisch, Steak mit Letscho und Bauernfrühstück. „Wir machen alles frisch und es gibt nichts aus der Dose“, versichert der zukünftige Koch im „Kuckuck“. Das Bier vom Fass wird es von Feldschlösschen geben, das auch in ihrem Gartenlokal gezapft wurde.

Colmnitzer Restaurant nur an drei Tagen geöffnet

Nach so langer Zeit des Leerstands waren die Chancen für eine sinnvolle Nutzung gering. 1850 erbaut, verfiel das markante Gebäude in den letzten Jahren immer mehr. Zu DDR-Zeiten war der „Kuckuck“ der gesellschaftliche Mittelpunkt von Colmnitz. Das Gasthaus war ein beliebtes Ausflugslokal, zu dem sogar ein Kino gehörte. Das wird von den neuen Inhabern jetzt als Lager verwendet. „Soweit wir wissen, wurde alles 1993 oder 1994 geschlossen“, sagen die Beitlichs. Immer wieder hatten verschiedene Gastwirte nach der Wende versucht, hier Jugendtreffs mit Discothek einzurichten. Danach wurde das Gebäude dem Bund zugeordnet, der es bereits 2005 versteigern ließ. Für 3.500 Euro kaufte es ein Italiener, der aber nichts daraus machte.


Umso mehr hatten Michael und Elke Beitlich nach dem Kauf zu tun. Neuer Fußboden, Tresen, Treppen, Sanierung der Toiletten und dort, wo jetzt ein gepflasterter Weg und ein Parkplatz ist, war alles nur Wiesenfläche. Ein Teil des Daches ist neu gedeckt. „Seit drei Jahren warten wir auf den Dachdecker, damit er den Rest noch fertig macht“, sagt Michael Beitlich. Die Außenwände sind neu verputzt, aber die Farbe muss noch drauf.

Ob mit oder ohne Farbe, die Eröffnung ist für den 1. April geplant. Bei schönem Wetter soll es im Freien Kesselgulasch, Bratwurst und aufs Haus ein Getränk nach Wahl geben. Die Colmnitzer freuen sich auf die Eröffnung. „Einige Leute kennen es noch von früher und wir haben schon einige Begehungen gemacht“, sagen die beiden. Viel Angebot gibt es in Colmnitz nicht. Die Fleischer, Bäcker und das Edeka haben nach und nach zugemacht. „Es ist alles ausgestorben“, sagt Michael Beitlich, „wir wollen versuchen, das Dorf wieder etwas zu beleben.“

Der „Kuckuck“ hat von Freitag bis Sonntag geöffnet. Freitag 17-22 Uhr, Sonnabend 16-22 Uhr und Sonntag 10-14 Uhr sowie 16-22 Uhr.