Als Wolfgang Schmidt aus Freital-Zauckerode gerade einkaufen gehen möchte, fällt ihm etwas auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum auf. Der gepflasterte Gehweg endet ohne weitere Markierung auf der Fahrbahn des Parkplatzes. Er denkt sich: "Wäre hier ein Zebrastreifen, würde ich mich beim Überqueren des Platzes viel sicherer fühlen." Mit diesem Gedanken wendet sich der 70-Jährige an die Sächsische Zeitung.

Zebrastreifen heißen offiziell Fußgängerüberwege und dienen dazu, Fußgängern und Rollstuhlfahrern die sichere Überquerung einer Straße zu ermöglichen. Laut ADAC müssen sich Auto-, Motorrad- und auch Radfahrende dem Überweg mit mäßiger Geschwindigkeit nähern, gegebenenfalls anhalten und warten, wenn zu erkennen ist, dass jemand den Zebrastreifen betreten will.

Auf Parkplätzen, beispielsweise vor Einkaufszentren oder Supermärkten sind sie zwar nicht verpflichtend, mittlerweile aber auch häufig zu sehen, da sie den Autofahrern aufzeigen, dass an dieser Stelle viele Fußgänger die Straße betreten. Beim neuen Einkaufszentrum in Freital-Zauckerode wurde sich gegen Zebrastreifen auf dem Parkplatz entschieden - zum Unmut des Anwohners.

"Ohne ihn können die Autofahrer einen schnell übersehen, wenn man zwischen den parkenden Autos durchläuft und an dieser Stelle auf die Straße läuft", sagt Wolfgang Schmidt. Der 70-Jährige befürchtet, es könnte an der Stelle bald Unfälle geben.

Grundstücksbesitzer sieht keinen Bedarf

Besitzer des an Edeka und Rossmann verpachteten Grundstücks inklusive Parkplatz ist die Dresdner Immobilienfirma "Blickpunkt Invest". Ihr Geschäftsführer Holm Clausnitzer sieht das Problem nicht. "Zebrastreifen sind etwas für den öffentlichen Bereich. Auf Parkplätzen passen doch sowieso alle besser auf und fahren langsam. Da finde ich Zebrastreifen unerheblich", sagt der Unternehmenschef.

Der ADAC bestätigt, dass Zebrastreifen ohne ein offizielles Schild, das auf einen Fußgängerüberweg hinweist, juristisch keine Bedeutung haben. Auf Parkplätzen sind diese Schilder häufig nicht vorhanden. Anders gesagt: Werde ich am Parkplatz als Fußgänger von einem Auto angefahren, während ich über den Zebrastreifen laufe, ist die Rechtslage nicht anders als wenn keiner vorhanden wäre.

"Allerdings haben die Zebrastreifen eine psychologische Wirkung auf die Autofahrer. Sie zeigen ihnen auf, dass sie an dieser Stelle besonders vorsichtig sein sollten", sagt Falk Forhoff, Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit beim ADAC Dresden.

Parkplätze vor anderen Einkaufscentern in Freital, wie Kaufland an der Wilsdruffer Straße und Lidl an der Kreuzung Wilsdruffer Straße/Dresdner Straße haben die Zebrastreifen vom Parkplatz zum Ladeneingang. Am Weißeritzpark gibt es gleich mehrere und einen komplett durchgezogenen bis zum Hains, was allerdings auch der Gesamtgröße des Parkplatzes geschuldet sein könnte.

Menschen vor Ort sind sich uneinig

Die Passanten vor dem Einkaufszentrum in Zauckerode sind geteilter Meinung bezüglich der Notwendigkeit. "Ich würde mich mit einem Zebrastreifen auf jeden Fall sicherer fühlen. Ist ja auch kein großer Aufwand den hier anzubringen", sagt eine ältere Dame auf dem Weg in den Supermarkt.

"Ich persönlich habe hier noch keine gefährliche Situation erlebt. Ich hatte bisher immer das Gefühl, die Autofahrer achten auf die Fußgänger, eben weil es ein Parkplatz und keine offene Straße ist", sagt eine Mutter, die gerade mit ihren Kindern einkaufen geht.

Die Mitarbeiterinnen von Edeka, Rossmann und dem Café der Landbäckerei Schmidt, welches auch im Gebäude ist, können sich ebenfalls an keine brenzlige Situation erinnern.

"Es hat sich noch niemand beschwert und auch sonst habe ich nicht mitbekommen, dass jemanden die fehlenden Zebrastreifen stören", sagt die stellvertretende Filialleitung des Edeka-Markts.