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Katzenplage in Bannewitz: Kritik aus dem Landtag

30 Katzen belagern einen Garten in Bannewitz. Die Gemeinde ist überfordert. Die Linke wollte mit einem Gesetz solche Situationen verhindern und scheiterte bislang.

Von Annett Heyse
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Etwa 30 herrenlose Katzen halten sich in einem Garten bei Cunnersdorf (Bannewitz) auf. Sie müssen dringend kastriert werden.
Etwa 30 herrenlose Katzen halten sich in einem Garten bei Cunnersdorf (Bannewitz) auf. Sie müssen dringend kastriert werden. © Annett Heyse

Das Schicksal von etwa 30 Katzen, die sich in einem Garten am Rande des Bannewitzer Ortsteils Cunnersdorf angesiedelt haben, zieht immer größere Kreise. Die Debatte, wer sich eigentlich um die Tiere kümmern muss und was als Nächstes geschehen soll, hat nun sogar den sächsischen Landtag erreicht.

"Bevor noch irgendwer mit der Mistgabel loszieht, muss die Katzenplage in Bannewitz eingedämmt werden. Die Kastrationskosten dürfen aber nicht bei einem ehrenamtlichen Tierschutzverein hängen bleiben!", fordert Landtagsabgeordnete Susanne Schaper (Die Linke). Der Freistaat müsse die Ehrenamtlichen unterstützen, indem er die Kommunen rechtssicher dazu ermächtigt, Kastrationspflichten anzuordnen, so Schaper weiter.

Die Bannewitzer Katzen hatten sich in einem Zeitraum von mehreren Monaten in einem privaten Garten niedergelassen. Dort hält der Pächter, ein älterer Herr, unter anderem Hühner. Die Katzen, erzählt er, seien aus einem verwilderten Nachbargrundstück gekommen, nachdem dort alte Schuppen abgerissen worden waren. Einige Katzen seien ihm zudem aus Cunnersdorf zugelaufen.

Katzen leiden an Krankheiten und Hunger

Die Katzen sind verwildert und extrem scheu. Einzig die Aussicht auf Futter lockt sie in den Garten. Viele weibliche Tiere sind trächtig oder haben vor Kurzem Junge zur Welt gebracht.

Das Problem: Wo so viele Katzen auf engem Gebiet leben, bleiben Revierstreitigkeiten, bei denen sich die Katzen mitunter schwere Verletzungen zufügen, nicht aus. Zudem kursieren Krankheiten. Infolge der unkontrollierten Fortpflanzungen entsteht Inzucht. Von Hunger getrieben machen die Katzen zudem auf alles Jagd, was ihren Ernährungsgewohnheiten entspricht: Nicht nur Mäuse und Ratten, sondern auch andere Kleintiere wie Frösche, Reptilien und Vögel fallen ihnen zum Opfer.

Der Dresdner Tierschutzverein "Leise Pfoten" hat sich des Problems angenommen. Die ersten Tiere wurden gefangen und kastriert. "Doch das kostet und wir sind nur ein kleiner Verein. Wir können das nicht alles bezahlen", sagt Vereinsvorsitzende Marina Hacker. Zuständig sei eigentlich die Gemeinde, so Hacker weiter.

Doch im Bannewitzer Rathaus heißt es, es handele sich um eine Population im Grenzgebiet. Damit spielt die Verwaltung auf die nahe gelegene Flurgrenze zu Freital an. "Die Gemeinde Bannewitz steht zu dem Sachverhalt der Katzenthematik mit der Stadt Freital in engem Kontakt", teilt Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) mit.

Linke scheiterten mit Gesetz zum Tierschutz

In Freital jedoch sieht man sich nicht zuständig und verweist auf das Veterinäramt des Landkreises. Dort heißt es, Katzen seien Haustiere und keine Wildtiere, auch wenn sie in dem Fall verwildert sind. "Somit steht eindeutig nach Rechtslage fest, dass Hauskatzen und ihre Nachkommen grundsätzlich als Fundtiere anzusehen sind und damit in die Zuständigkeiten der Gemeinden als Fundbehörden fallen", sagt Amtstierärztin Ulrike Friebel.

Damit ist Bannewitz zuständig. So sieht es auch Die Linke im Landtag, nimmt aber gleichzeitig den Freistaat in die Pflicht. "Die Besitzer freilaufender Katzen sollen dazu verpflichtet werden dürfen, ihre Tiere zu kastrieren, zu kennzeichnen und zu registrieren. Dafür muss Sachsen den Kommunen mehr Geld geben", sagt Schaper.

Sie ist die tierschutzpolitische Sprecherin der Linksfraktion und weist bei der Gelegenheit nochmals auf ein politisches Dilemma hin: Es gibt in Sachsen derzeit kein Gesetz, dass die Kommunen ermächtigt und finanziell in die Lage versetzt, die Tiere einfangen und kastrieren zu lassen. Ebenso müssten Privathalter, die ihre Katzen nicht kastrieren lassen, keinerlei Sanktionen befürchten. Das müsse sich ändern.

Tierschutzverein sammelt Spenden für Kastration

Die Linke hatte vor Kurzem ein solches Gesetz im Landtag gefordert und einen entsprechenden Gesetzesvorschlag eingebracht. Doch der wurde abgelehnt. Schaper: "Unweit von Dresden zeigt sich: Je mehr Katzen herrenlos herumstreunen, desto größer ist das Tierleid."

Das sieht man auch beim Tierschutzverein "Leise Pfoten" so. Deshalb sind Mitarbeiter nahezu täglich in dem Cunnersdorfer Garten vor Ort, um weitere Tiere einzufangen und zu kastrieren. Es ist ein mühsames und teures Unterfangen. Eine Kastration kostet zwischen 150 und 200 Euro. Dazu kommen noch Kosten für Nachbehandlung sowie die Pflege und Versorgung der Tiere in den Tagen nach der Kastration. Der Verein bittet deshalb um Spendengelder, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Hacker: "Wenn wir jetzt nicht handeln, dann werfen die Katzen im September wieder und wir haben dort zum Jahresende um die 100 Katzen."

Wer die Arbeit von "Leise Pfoten" unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto spenden: Volksbank Pirna eG, IBAN DE33850600001000978400