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So läuft Freitals Kunsthandwerkermarkt

Die Besucherzahl war letztes Jahr so groß, dass der Markt diesmal an zwei Tagen stattfindet. Das Motto „Papier“ ist wie gemacht für Ulrike Kirsten aus Wilsdruff.

Von Beate Erler
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Mit diesen Puppen aus Seidenpapier will Ulrike Kirsten die Besucher des Kunsthandwerkermarktes an ihren Stand locken. Hier ist sie in ihrem Atelier "Alte Schule" in Grund.
Mit diesen Puppen aus Seidenpapier will Ulrike Kirsten die Besucher des Kunsthandwerkermarktes an ihren Stand locken. Hier ist sie in ihrem Atelier "Alte Schule" in Grund. © Karl-Ludwig Oberthür

Ihr Atelier im Erdgeschoss musste sie sich erkämpfen, sagt Ulrike Kirsten und lacht. Dort, wo sie sich jetzt künstlerisch austobt, war früher die Wohnstube ihrer Familie im Ortsteil Grund in Wilsdruff. Sie bewohnen seit 20 Jahren die „Alte Schule“, die ihrem Atelier auch den Namen gibt. Anfangs hatte sie es in den oberen Räumen des Hauses. Wenn Ulrike Kirsten ihr Atelier für Besucher öffnete, sind die automatisch durch den Wohnbereich gelaufen. „Und manche sind aus Versehen in unserem Schlafzimmer gelandet“, sagt sie.

Das hat ihren Mann überzeugt, das Atelier dann doch im Erdgeschoss einzurichten. „Heute sieht es hier ordentlich aus, weil ich schon vieles für Freital vorbereitet habe“, sagt Ulrike Kirsten. Sie hat eine ganze Menge an Arbeiten ausgewählt für den fünften Kunsthandwerkermarkt Freital, der an diesem Wochenende im Kulturhaus stattfindet. „Ich habe den Anspruch, den Geschmack der Kunden zu treffen, aber ich will natürlich auch einiges loswerden“, sagt sie.

Da spielt ihr die Erfahrung der letzten Jahre in die Karten. Die Künstlerin ist in diesem Jahr schon zum vierten Mal dabei und weiß, was bei den Freitalern gut geht und was zum Markthüter wird. Auch das Geld spielt dabei eine Rolle. „Das Geld sitzt nicht mehr so locker“, sagt sie. Beruflich war sie viel in ganz Deutschland unterwegs, auch mit ihrer Kunst und die finanziellen Unterschiede sind ihr aufgefallen. „Wir sind hier im Osten und viele Leute haben einfach nicht so viel Geld übrig.“

Teure Kunst geht auf dem Markt nicht so gut

Einige größere Arbeiten wie Gemälde wird sie auch ausstellen. Aber am besten gehen die kleineren Papierarbeiten, wie Einladungskarten und Faltbücher, die zwischen 10 und 20 Euro kosten. Große Arbeiten für mehrere hundert Euro werden eher nicht gekauft, ist ihre Erfahrung aus den letzten Jahren.

Da Ulrike Kirsten nicht von ihrer Kunst leben muss, ist das für sie aber kein Grund, den Kunsthandwerkermarkt zu meiden. Dort stellen Professionelle und Laien aus Freital und Umgebung, Kunst und Handwerk aus den verschiedensten Materialien wie Keramik, Holz, Glas und Papier aus. Sie stellen sich einer größeren Öffentlichkeit vor und können ihre Arbeiten verkaufen.

An diesem Wochenende findet der Markt auf zwei Etagen im Kulturhaus Freital und am Sonnabend und am Sonntag statt. Bisher war immer nur ein Tag vorgesehen. „Wir haben den Markt 2018 mit 40 Ausstellern begonnen und mittlerweile müssen wir 70 Aussteller unterbringen“, sagt Grit Bormann vom Koordinationsbüro für Soziale Arbeit in Freital.

Mehr als 1.000 Besucher werden erwartet

Der Markt hat sich über die Jahre vom Erdgeschoss über den Großen Saal erweitert. „Letztes Jahr wurde der Besucherverkehr so dicke, dass die Künstler Angst hatten, dass ihnen das Publikum in die Stände fällt“, sagt sie. Deshalb haben sich die Veranstalter entschlossen, am ganzen Wochenende Markt zu machen, um den Besucherverkehr zu entzerren. Die Standgebühren sind moderat und der Eintritt ist nach wie vor frei, da der Markt für alle Bürger zugänglich sein soll. „Wir haben nie gezählt, aber schätzungsweise kommen mehr als 1.000 Besucher“, sagt Grit Bormann.

Beruflich war Ulrike Kirsten Diplom-Ingenieurin in der Produktionsforschung. Mit 18 Jahren wollte sie Kunst studieren. „Ich war schon immer sehr unabhängig und mein Vater fragte mich damals, ob ich wirklich von einem Mann abhängig sein will“, sagt sie. So entschied sie sich für den finanziell sicheren Beruf. Als Hobbykünstlerin will sie sich dennoch nicht bezeichnen. „Das klingt immer so nach basteln, aber ich mache seit über 30 Jahren Kunst“, sagt sie.

Ihr Schwerpunkt liegt auf Collagen aus Papier und Verpackungsmaterialien, Malerei und Zeichnungen, Papier- und Buchobjekten. Das passt ausgezeichnet zum diesjährigen Motto „Papier“. Jedes Jahr wird eine regionale Verbindung zu Freital gesucht. So wird auch die Freitaler Papierfabrik mit einer Papierschöpfmaschine dabei sein und die Besucher zum Mitmachen einladen.

Gleich daneben hat Ulrike Kirsten ihren Stand mit Papierarbeiten und Objekten aus Seidenpapier und selbstgeschöpften Papieren. Auch sie will vor allem die Kinder zum kreativ werden animieren. „Ich habe Materialien dabei, aus denen man in 20 Minuten etwas Schönes basteln kann“, sagt sie. Am 9. Dezember öffnet sie ihr Atelier „Alte Schule“ für Besucher. „Da kommen dann immer einige, die mich auf dem Kunsthandwerkermarkt gesehen haben." Ungewollte Besuche im Schlafzimmer ausgeschlossen.

Kunsthandwerkermarkt Freital im Kulturhaus am 11. und 12. November. Sonnabend 14-18 Uhr und Sonntag 10-17 Uhr. Der Eintritt ist frei.