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Stadtzentrum Freital: Warten auf den großen Unbekannten

Der Eigentümer des Geländes hat wohl einen neuen Investor gefunden. Man verhandele, sagt Günter Herms und stellt einen baldigen Baustart in Aussicht.

Von Annett Heyse
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Die Firma Schoofs hatte große Pläne, ging aber insolvent. Nun soll ein neuer Investor fürs Freitaler Stadtzentrum kommen - angeblich ein großer Name.
Die Firma Schoofs hatte große Pläne, ging aber insolvent. Nun soll ein neuer Investor fürs Freitaler Stadtzentrum kommen - angeblich ein großer Name. © Karl-Ludwig Oberthür

Kommt im Trauerspiel ums Freitaler Stadtzentrum doch noch die überraschende Wende zum Guten? Das ist die große Frage, die sich momentan nicht nur viele Einwohner, sondern auch die Stadträte stellen. Tatsächlich gibt es etwas Hoffnung. Dies wurde am Donnerstagabend im Stadtrat von Alt-Investor Günter Herms verbreitet.

Herms, der hinter der HD Objekt Freital GbR steht, war auf Einladung der Verwaltung gekommen, um darüber zu informieren, wie es nun mit den Plänen zum Zentrumsbau weitergehen soll. Denn der Firma HD gehört immer noch das knapp 22.000 Quadratmeter große Grundstück am Sächsischen Wolf.

Zur Erinnerung: HD hatte das Bauprojekt im Mai 2022 an die Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt verkauft. "Schoofs war eine der besten Adressen, sie hatten zu dem Zeitpunkt ein hohes Eigenkapital von mehr als 40 Millionen Euro", erklärte Herms den Stadträten. Doch die Frankfurter mussten im Februar Insolvenz anmelden. Die SZ beantwortet hier die wichtigsten Fragen rund um das geplante Stadtzentrum.

Frage eins: Wer baut das Stadtzentrum Freital?

Herms, der sich in der Branche nach eigenen Angaben gut auskennt, berichtet, dass er von 53 Projektentwicklern weiß, die in den vergangenen Monaten insolvent gegangenen sind und nennt einige Gründe dafür. "Die Zinsen sind gestiegen, die Kaufpreise für Immobilien gesunken, die Baupreise gestiegen, es gibt keine Finanzierungen seitens der Banken." Schoofs sei unverschuldet in die Situation geraten.

Deshalb sucht Herms nun nach einem neuen Investor. Und er will fündig geworden sein. "Ein Konzern möchte das Objekt übernehmen", informierte er die Stadträte. Es handele sich um ein namhaftes Unternehmen. Dieses verfüge über so viel Geld, dass es noch nicht einmal eine Finanzierung brauche, sagte Herms weiter. Einen Namen darf er noch nicht nennen.

Lediglich bestätigte er, dass derzeit intensive Verhandlungen zwischen ihm und dem zukünftigen Investor laufen. Damit ist Schoofs wohl endgültig raus aus dem Vorhaben "Freitals Stadtmitte". Auf Nachfrage eines Stadtrates bestätigt Herms: "Schoofs hat die Vertragsbedingungen nicht erfüllt. Wir sind Grundstückseigentümer und können jederzeit darüber verfügen." Damit dürfte dem Plan, einen neuen Investor zu finden, auch juristisch nichts im Wege stehen.

Frage zwei: Was wird denn nun gebaut?

Es wird das Konzept umgesetzt, an welchen - mit leichten Veränderungen - seit 2019 geplant wird. "Es werden die geplanten Gebäude entstehen, der Parkplatz, ein Stadtplatz", unterstrich der Grundstückseigentümer nochmals. Lediglich von dem Kindergarten, den man in einem Gebäude an der Weißeritz einrichten wollte, sehe man nun ab und wolle die Flächen anderweitig vermarkten.

Geplant ist nach wie vor, dass Edeka einzieht. Ob wie vorgesehen auch Aldi und die Drogeriekette DM kommen, erwähnte Herms nicht.

Dafür betonte er, dass der Bebauungsplan, der schon dreimal öffentlich ausgelegt und immer wieder verändert worden war, weitestgehend fertig sei. Lediglich ein Hinweis der Unteren Wasserbehörde zur Hochwasserproblematik werde noch bearbeitet, die Unterlagen seien schon ans Rathaus geschickt worden. "Ich denke, dass der Stadtrat im Mai die Satzung beschließen kann", sagte Herms. Dieser Satzungsbeschluss schafft überhaupt erst das Baurecht auf der Fläche Sächsischer Wolf.

Frage drei: Wann ist Baustart fürs Stadtzentrum?

HD bereitet einen baldigen Baubeginn jetzt offenbar selbst vor. Wie Günter Herms weiter erläuterte, sei bereits ein Bauantrag eingereicht worden, der derzeit bearbeitet und mit den Fachbehörden abgestimmt werde.

Der zukünftige Investor bekommt also offenbar ein Gesamtpaket von HD überreicht: Bebauungsplan, Baupläne, Baugenehmigung. Dazu gehören auch Bodengutachten, die von HD einst eingeholt worden waren. Das Problem: Das Grundstück ist stark mit Rückständen aus Bergbau und Industrie belastet. Der zukünftige Bauherr muss also in einigen Bereichen noch den Boden austauschen, bevor die Erschließungsarbeiten starten können. Eine weitere Belastung ist finanzieller Natur: Mittlerweile liegen nach Angaben des Grundbuchamtes in Dippoldiswalde 4,4 Millionen Euro Grundschuld auf dem Areal. Herms erklärt die Grundschuld mit Ausgaben für Planungen, Notarkosten, Gutachten, Untersuchungen, Anwaltskosten. Die Summe muss aber selbstverständlich kein Hinderungsgrund für das Vorhaben sein.

Werden sich beide Parteien handelseinig, könnte alles ganz schnell gehen. "Meiner Einschätzung nach können im zweiten Halbjahr die Bauarbeiten beginnen", sagt Herms.