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Stadtzentrum Freital: Alter Investor wieder im Spiel

Nach der Insolvenz des Bauherrn steht das Projekt auf der Kippe. Das Grundstück gehört jedoch einem anderen Eigentümer, der den Stadträten etwas mitzuteilen hat.

Von Annett Heyse
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Bruchlandung für ein großes Projekt: In Freitals Stadtzentrum wird vorerst nicht gebaut.
Bruchlandung für ein großes Projekt: In Freitals Stadtzentrum wird vorerst nicht gebaut. © Karl-Ludwig Oberthür

War es heftiger Wind, waren es Vandalen oder einfach nur mangelnde Pflege? Wie auch immer, seit einigen Tagen liegen Teile des Bauzauns am Sächsischen Wolf auf dem Bürgersteig. Dahinter erstreckt sich eine Unkraut-Landschaft von 22.000 Quadratmeter, Freitals Filetstück im geografischen Mittelpunkt der Stadt.

Nur dass mit diesem Grundstück, auf dem Freitals neues Stadtzentrum entstehen sollte, bisher keiner so richtig glücklich geworden ist. Vor gut drei Wochen meldete der Projektträger, die Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt, Insolvenz an. Schoofs war erst vor knapp zwei Jahren, im Mai 2022, in das Vorhaben eingestiegen.

Zuvor hatte die Firma HD seit 2019 versucht, auf der Fläche ein Stadtzentrum zu entwickeln. HD war damals nicht erste Wahl, eigentlich sollte die Gesellschaft RTLL das Stadtzentrum bauen und planen. Doch die Westsachsen, die 2017 den Zuschlag erhalten hatten, machten 2019 einen Rückzieher. HD übernahm. Drei Jahre lang wurde an einem Bebauungsplan gearbeitet, ohne Ergebnis. Auch Schoofs hat diese B-Planung nicht zum Abschluss gebracht. Und nun deutet alles darauf hin, dass die Frankfurter sich ganz vom Projekt Freital verabschieden.

Zentrums-Grundstück ist mit Schulden belastet

Denn plötzlich ist HD zurück im Spiel und wird den Stadträten in der Ratssitzung am Donnerstag, 14. März, Rede und Antwort stehen. Konkret heißt es unter Tagesordnungspunkt Nummer sieben: "Information zum Grundstücksareal Sächsischer Wolf, Gast: Herr Herms, HD Objekt Freital GbR".

Dass die Firma HD nun wieder mit im Boot ist, sieht nur auf den ersten Blick überraschend aus. Denn HD hat zwar das Projekt an Schoofs abgetreten - angeblich für rund zehn Millionen Euro, wird in der Branche gemunkelt. Jedoch gehört das Grundstück Sächsischer Wolf immer noch HD. Das bestätigte das Amtsgericht Dippoldiswalde, zu dem das Grundbuchamt gehört, erst kürzlich noch einmal.

HD hat die 22.000 Quadratmeter demnach nie an Schoofs übereignet. Möglicherweise gab es sogenannte Überlassungsverträge, wonach ein Eigentümerwechsel erst noch erfolgen sollte. Klarheit in die Angelegenheit könnte Günter Herms bringen. Er war es auch, der auf das Grundstück in Freitals Stadtmitte eine Grundschuld hat eintragen lassen. Es geht insgesamt 4,4 Millionen Euro, wie das Grundbuchamt bestätigte.

Es dürfte Freitals Stadträte und die Stadtverwaltung, die den Sächsischen Wolf einst für 1,2 Millionen Euro verkaufte, interessieren, was nun eigentlich noch möglich ist. Findet HD einen neuen Investor? Bleibt Schoofs?

Projektentwickler sucht nach Kaufinteressenten

Aus Frankfurt ist dazu nichts Konkretes zu erfahren. In einer Pressemitteilung vom Dienstagnachmittag heißt es lediglich: "Schoofs hat einen der führenden MA-Berater beauftragt, einen Investoren-Prozess einzuleiten. Es haben bereits zahlreiche potenzielle Investoren ihr Interesse bekundet." MA-Berater sind Experten für den Verkauf oder die Fusionierung von Firmen. In dem Fall geht es wohl darum, den angeschlagenen Projektentwickler zu veräußern.

Was dann aus Freital wird, ist unklar. Schoofs selbst teilt mit, man erhalte den Geschäftsbetrieb aufrecht und konzentriere sich derzeit auf laufende Bauprojekte und konkrete Baustellen, die man weiterführen wolle. Zudem wird gerade ein Sanierungsplan erstellt und festgelegt, wie im Zuge der Insolvenz mit der Schoofs-Gruppe weiterverfahren wird. Wie die Lösung konkret aussehen kann, werde sich in den kommenden Wochen und Monaten entscheiden.