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Wer macht den nächsten Stich?

Für viele Senioren ist Skat nicht nur ein Hobby, sondern Tradition. In Tharandt treffen sie sich bei einem kühlen Getränk für ihr Lieblingskartenspiel.

Von Simon Lehnerer
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Jörg Federlein (v.l.), Gerd Lohse, Rainer Ebert und Gerd Franke spielen Skat in der Tharandter Kuppelhalle.
Jörg Federlein (v.l.), Gerd Lohse, Rainer Ebert und Gerd Franke spielen Skat in der Tharandter Kuppelhalle. © Daniel Schäfer

Bierflaschen gehen über den Tresen. Zigaretten werden schnell noch vor der Tür zu Ende geraucht. Dann bildet sich am Tisch von Roland Richter eine Schlange. Hier ist die Anmeldung. Bargeld wechselt von der Hand der Spieler in seine - elf Euro beträgt der Einsatz. Feinstes Sächsisch hallt durch den Raum. In Vierergruppen sitzen die älteren Herren zusammen, keine Frau weit und breit. Als Richter das Startsignal gibt, wird es ganz still. Die Augenbrauen sind zusammengekniffen, die Spielkarten fest in der Hand. Verlieren möchte hier keiner.

Es findet mal wieder der Skat-Seniorencup statt. Seit 2019 ist das immer jeden letzten Mittwoch im Monat, um 17 Uhr, in der Tharandter Kuppelhalle der Fall - jedoch mit zweijähriger Unterbrechung durch die Pandemie. "Umso schöner ist es, dass wir jetzt wieder zusammen spielen können", sagt Initiator Roland Richter. Gespielt wird nach der internationalen Skatordnung - also zwei Serien a 48 Spiele.

Die Serien dauern meist zwei Stunden oder etwas mehr. In der ersten Runde werden die Plätze gelost, in der zweiten sitzen die Sieger der vorherigen Partien zusammen. Die Liste der Tagespreise wird von der Anzahl der Spieler bestimmt. Heute sind 19 Personen dabei, der erste Platz erhält 60 Euro, der Zweite 43 Euro, der Dritte 30 Euro. Der Großteil der Teilnehmer wohnt im Ex-Weißeritzkreis, manche kommen auch von weiter weg, einer sogar aus Meißen zum Spielen nach Tharandt.

Eine Gans als Siegprämie

Viele von ihnen spielen nicht nur in dieser Runde Skat, sondern nehmen auch an anderen Turnieren teil. Lokale Bekanntheit erlangte der "Gänsecup" von Gerd Franke. Seit mehr als zehn Jahren veranstaltet der Rentner das Skat-Turnier. Der Gewinner darf sich über eine Gans aus Frankes eigener Zucht freuen, der Zweitplatzierte bekommt immerhin eine Ente. Doch auch ohne Preise würden die meisten hier immer wieder zusammenkommen, denn das Kartenspiel ist für sie ein wichtiges Hobby. "Diese Skat-Abende möchte ich nicht missen. Es ist einfach ein gutes Spiel, bei dem man auch denken muss", sagt Steffen Göbel. Manche der Anwesenden haben auch schon in richtigen Ligen Skat gespielt, mittlerweile tun sie es nur noch aus Spaß.

Auf die Frage, ob junge Leute seiner Einschätzung nach weniger Interesse am Skaten haben, entgegnet Göbel: "Ab und zu hatten wir in anderen Skat-Runden auch Jugendliche dabei. Dann gab es aber ein paar Streithammel, die begonnen haben zu diskutieren und richtig sauer wurden, wenn jemand von den Jüngeren einen Fehler gemacht hat. Dann hatten die natürlich keine Lust mehr, ein zweites Mal vorbeizukommen". Sein Skatkollege Rainer Ebert spielt seit 55 Jahren, wenn es geht vier Mal die Woche. "Ich mach das, um zu Hause auch mal raus zu kommen. Die Ablenkung tut gut", sagt Ebert und widmet sich wieder den Karten in seiner Hand.

Beim Seniorencup mitmachen kann offiziell nur, wer über 60 Jahre alt ist. Aber bei etwas jüngeren Interessenten wird auch mal ein Auge zugedrückt. Der älteste Spieler am heutigen Abend ist stolze 87 Jahre alt. Am 29. März wird wieder gezockt. Wer mitten in der Saison einsteigt, kann zwar auf keine gute Gesamtjahreswertung hoffen, aber vorrangig geht es ja sowieso um einen schönen Abend unter Bekannten.