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Freitals unentbehrlicher Fußball-Organisator

Matthias Schönert lebt Fußball seit 55 Jahren und hat auf vielen Positionen gespielt. So vielseitig er auf dem Platz war, so wichtig ist er nun jenseits des Rasens.

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Zwei Generationen des SC Freital: Matthias Schönert (re.) zusammen mit Eric Ranninger, dem  neuen Geschäftsführer des SC Freital.
Zwei Generationen des SC Freital: Matthias Schönert (re.) zusammen mit Eric Ranninger, dem neuen Geschäftsführer des SC Freital. © Egbert Kamprath

Von Peter Salzmann

Seit 55 Jahren lässt ihn der Fußball nicht los. Vier Jahrzehnte davon trat Matthias Schönert auf dem Rasen in Erscheinung und hat den Namenswandel seiner Mannschaft miterlebt: Fortschritt Hainsberg, Hainsberger SV und schließlich SC Freital. Bis zur Bezirksklasse spielte er auf allen Positionen – außer als Torwart. Aber ein Spiel kann er nicht vergessen.

"Das war 1975. Wir spielten wir in Braunsdorf gegen die dortige Traktor-Mannschaft und gewannen mit 6:1, meine fünf Tore sind mir bis heute in Erinnerung." Wer den mittlerweile 67-Jährigen im Johannes-May-Stadion trifft, sollte ihn schnell zur Seite nehmen, denn Matthias ist nach wie vor ein viel beschäftigter Allrounder. SC-Geschäftsführer Eric Ranninger nennt ihn "die Seele des Vereins".

Schönert – Sohn des einstigen Lok-Hainsberg-Kapitäns Herbert Schönert – sei jederzeit hilfs- und einsatzbereit. Ranninger schätzt vor allem dessen Regelkenntnisse. "Und er weiß viel in Rechtsfragen Bescheid, kennt Hintergründe und die Fußballgeschichte." So vielseitig der Fußballer Schönert auf dem Platz einsetzbar war, so wichtig ist er nun jenseits des Rasens.

Risikospiel gegen Chemnitz knapp verloren

Wenn die erste Mannschaft zu Hause im Wettkampfbetrieb aufläuft, hat Schönert einen fast endlosen Arbeitstag: Werbebanden müssen sichtbar sein, der Einlass muss organisiert werden, die Kassierung und Abrechnung ebenso, der Schiri bekommt seine Aufwandsentschädigung. Mindestens fünf Ordner sollen zur Verfügung stehen, Parkplätze ausgeschildert sein. "Beim letzten Stadionrundgang wird geprüft, ob alles in Ordnung ist – Eckfahnen, Tornetze, Abkreidung."

Matthias Schönert erzählt vom Pokal-Achtelfinale SC Freital gegen den höherklassigen Chemnitzer FC. "1.200 Zuschauer waren gekommen, zwei Polizeihundertschaften garantierten Ordnung und Sicherheit des Risikospiels. Vorher mussten wir Schutz- und Sichtschutzzäune anbringen, getrennte Zuschauer-Eingangsbereiche schaffen", schildert Schönert. An jenem Novemberfreitagabend fielen plötzlich drei Zentimeter Neuschnee, sodass Linien, Halbkreise, Anstoß- und Elfmeterpunkte freigeschaufelt werden mussten. Freital verlor ganz knapp in der Verlängerung mit 1:2 - eine herbe Enttäuschung für den jungen Verein.

Doch man hat dabei auch gelernt. Zum Beispiel, dass es Grenzen für den SC Freital gibt, wenn es gegen höherklassige Gegner geht - Grenzen organisatorischer Art. "Für uns waren die Bedingungen viel zu schwierig, der Einsatz viel zu hoch – das können wir nie wieder stemmen und fahren, wenn nötig trotz Heimvorteils lieber auf des Gegners Platz", sagt Matthias Schönert.

Alle arbeiten für den nächsten Aufstieg

Seine Rolle im Verein stellt er ungern in den Vordergrund. "Ich bin nur einer von vielen ehrenamtlichen Helfern, ohne die der Verein nicht existieren könnte." Doch der Organisations-Allrounder, der seine Erfahrungen als Trainer, Spieler, Schiri und deren Obmann sowie als Abteilungsleiter Fußball sammeln konnte, verschließt Augen und Ohren nicht, wenn zunehmend Aggression, Gewalt, Unfairness und Respektlosigkeit auf und neben dem Platz um sich greifen.

"Vor allem die Schiedsrichter – ohne die kein Spiel möglich wäre – leiden darunter sehr", berichtet Schönert. "Ich schärfe unseren Spielern und den Zuschauern immer wieder ein, dass wir bei uns sowas nicht dulden, Schiedsrichtern, Gegenspielern, Betreuern und Funktionäre mit Anstand und Respekt begegnen müssen." Matthias Schönert kann sich nicht damit abfinden, dass die zunehmende Verrohung der Gesellschaft auf den Fußball in allen Klassen und Ligen um sich greift. Warum dieser Trend? Dafür hat der Ex-Fußballer nur eine Erklärung: "Leider regiert das Geld die Welt – und auch den Fußball."

Selbstverständlich wünscht er sich, dass der SC Freital mal höherklassig spielt. Das sei auch die Version des Präsidenten Jörg Schneider. Schönert nennt ihn den "Vater unseres Sport-Clubs", der mit dem Trainer Knut Michael auf den eigenen Nachwuchs setzt: "Drei A-Jugendliche spielen in der ersten Mannschaft." Irgendwann, vielleicht, gelingt der nächste Aufstieg. Bis dahin hat Matthias Schönert genug zu tun.