Wie die Jurek-Brüder den Freitaler Fußball prägten

Von Peter Salzmann
Noch heute schwärmen Freitaler Fußballfans von zwei Brüdern, die im Weißeritztal für Furore sorgten. Beide hatten wesentlichen Anteil, dass die BSG Stahl Freital von 1953 bis 1955 in der DDR-Liga – der zweithöchsten Spielklasse des Landes – für Begeisterung sorgten. Nie spielte Freital in einer höheren Klasse. Nicht selten kamen damals bis zu 5.000 Zuschauer ins „Stadion am Burgwartsberg“ und jubelten auch den Brüdern zu.
Die Jureks entstammen einer Fußball-Dynastie. Vater Willy kickte beim TV Freital-Birkigt, wurde „Kund“ gerufen, womit er mit dem Nürnberger Nationalspieler gleichen Namens verglichen wurde, was zweifelsfrei Rückschlüsse auf Willy Jureks Spielkünste zuließ. Die Söhne spielten von Kindesbeinen bis 1945 beim SC 04 Freital, danach bei Freital-Ost, Hüttenwerke Döhlen, später bei der BSG Stahl Freital – die wie erwähnt zwei Jahre lang in der DDR-Liga um Punkte kämpfte, ohne allerdings Ansprüche auf die Eliteliga des Landes geltend machen zu können.

Einer der Ihren aber schaffte es doch, was in erster Linie seinem Willen und Können zuzuschreiben war: Heinz Jurek. Der nämlich wechselte 1954 zum Fewa-Chemnitz-Nachfolger BSG Chemie Karl-Marx-Stadt in die 1. Liga, der DDR-Oberliga. Warum Dynamo Dresden bei Heinz und Werner nicht vorstellig wurde, ist nicht geklärt. Möglicherweise hatte das damit zu tun, dass im November 1954 die Mannschaft von Dynamo Dresden komplett nach Berlin delegiert wurde, um dort als SC Dynamo Berlin eine schlagkräftige Mannschaft in der Hauptstadt aufzustellen. Die SG Dynamo Dresden wurde in die DDR-Liga eingestuft. Doch die Jureks konnten mehr.
Allerdings zeigte der zweite Dresdner Oberligavertreter, Rotation, starkes Interesse an Heinz Jurek. Einmal lief er sogar zu einem Test im Rotation-Trikot auf den Rasen und markierte bei einem Freundschaftsspiel in Bärnsdorf beim 5:0-Sieg drei Treffer.
Durchbruch in Karl-Marx-Stadt
Das Abenteuer Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz, begann für den spielintelligenten Akteur gleich mit einem Tiefschlag. In einer deutsch-deutschen Begegnung mit dem VfB Lübeck kamen die Westsachsen mit 1:6 arg unter die Räder. „Sportecho“ schrieb: „Lediglich Gastspieler Jurek (Stahl Freital) versuchte, das Angriffsspiel auf die Außen zu legen, fand aber wenig Unterstützung.“ Fortan drückte er dem Spiel seiner Elf den Stempel auf.
Als die Karl-Marx-Städter 1954 zu ihrem ersten Oberligapunktspiel gegen DDR-Meister Turbine Erfurt auf den heimischen Rasen liefen, lieferte Heinz eine große Partie. „Sportecho“ nannte den Randdresdner Jurek den „wirkungsvollsten Spieler“.
Als Wismut Aue mit dem Nationalspielern Willy Tröger, Heinz Satrapa und Karl Wolf vor 22.000 Zuschauern im Chemnitzer Kurt-Fischer-Stadion nach einer 1:0-Führung den Ausgleich gegen Chemie hinnehmen musste, titelte das „Sportecho“: „Jureks Offensivspiel brachte die Wende.“
International im Einsatz
Sein erstes internationales Match mit dem SC Motor Karl-Marx-Stadt bestritt er am 1. April 1956 gegen Sturm Graz (Österreich) und war wesentlich am 3:1-Erfolg beteiligt, weil er „versuchte, immer den Kontakt zwischen Stürmern und Abwehr zu halten“, wie es der spätere Dynamo-Meistertrainer Walter Fritzsch formulierte.
Doch Heinz blieb nicht in Karl-Marx-Stadt, obwohl er in der Westsachsen-Metropole seine Fähigkeiten im Vergleich mit den Großen des DDR-Fußballs wie Karl Wolf (Wismut), Georg Rosbigalle (Turbine Erfurt) und Hans Kreische (Dynamo) messen konnte. Zwei Einsätze in der B-Auswahl der DDR, in der Sachsen-Auswahl und in der SV-Stahl-Kernmannschaft haben ihn geprägt. So kehrte Heinz Jurek ins „Tal der Arbeit“ nach Freital zurück und wirkte als Spielertrainer bei seinen Freitalern.
Bruder Werners Ausbeute an sportlichen Höhenflügen ist freilich geringer. 1953 riss ihn eine Krankheit aus allen sportlichen Erfolgsträumen. Der „Terrier“ begann zwar 1955 wieder mit dem Fußball, aber zu großen Taten auf dem Platz war er nicht mehr in der Lage. „Hätte ich mit Dr. Wolfgang Schreiter nicht einen ganz hervorragenden Mediziner gefunden, wäre mit dem Sport ganz Schluss gewesen“, lobt Werner Jurek den ehemaligen Armeearzt, der als Betriebsdoktor im Stahlwerk Freital tätig war. So spielte Werner in der II. und III. Mannschaft, bei den Alten Herren und Volkssportlern bis 1986.
Heinz und Werner Jurek haben viel für den heimischen Sport getan. Werner stand auch als Schiedsrichter und Organisationsleiter der BSG Stahl Freital seinen Mann, Heinz leitete die Sportkommission des Stahlwerkes viele Jahre. „Keine Stunde wollen wir missen“, sagte Werner lakonisch.