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Freital: Wo Roboter und Menschen Hand in Hand arbeiten

Das Freitaler Unternehmen EKF Automation entwickelt maschinelle Helfer. Sachsen will ein führender Standort der Robotik werden.

Von Bettina Klemm
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Geschäftsführerin der Firma EKF Automatisierung im Gründerzentrum Freital ist Franziska Würz, hier an einem Roboter für Fahrzeugindustrie.
Geschäftsführerin der Firma EKF Automatisierung im Gründerzentrum Freital ist Franziska Würz, hier an einem Roboter für Fahrzeugindustrie. © Egbert Kamprath

Zack, zack, die beiden orangefarbigen Roboterarme bewegen sich schnell und parallel. Sie fassen Schrauben und setzen diese mit einem kleinen summenden Geräusch an die vorgeschriebene Stelle.

„Das ist ein Teil einer automatisierten Montagelinie, auf der ein renommierter Automobilzulieferer zukünftig Fahrzeug-Frontend-Module fertigt“, erläutert Franziska Würz. Die 44-Jährige ist Geschäftsführerin der Freitaler Firma EKF Automation GmbH. Als Front beim Auto wird ein komplexes System bezeichnet, auf dem beispielsweise Lüftung und Kühlung, Stoßfänger, Träger für Blinker und Scheinwerfer montiert werden.

Montagelinie mit 13 Stationen

Die gesamte Linie dieser Industrieroboter besteht aus 13 von der EKF konstruierten Arbeitsstationen, von denen einige vollautomatisiert sind und einige als Handarbeits-Stationen für den Notbetrieb ausgelegt sind, erklärt Vertriebsleiter und Projektentwickler Tobias Jordan. Ein fahrerloses Transportsystem, kurz FTS, mit Trolleys und Werkstückträgern, verbindet die einzelnen Zellen. Auch dieses System wurde von EKF konstruiert. Anlagen dieser Art entlasten von anstrengenden manuellen Tätigkeiten. Zugleich trägt die Automatisierung dazu bei, dass die Unternehmen wettbewerbsfähiger auf dem Weltmarkt agieren können.

Die Mitarbeiter von EKF konstruieren die Elektronik und Mechanik der Anlagen, die Teile werden gekauft und in den Hallen im Freitaler Technologiezentrum, wo das Unternehmen seit 2015 seinen Sitz hat, montiert, angepasst und in Betrieb genommen. Später werden sie bei den Kunden erneut aufgebaut und zum Laufen gebracht.

Wirtschaftsminister Martin Dulig (2.v.r.) beim Besuch der Firma EKF Automatisierung im Gründerzentrum Freital. Im Beisein von Geschäftsführerin Franziska Würz und dem Bundestagsabgeordnetem Fabian Funke präsentiert Programmiererin Julia Heymann (r.) die F
Wirtschaftsminister Martin Dulig (2.v.r.) beim Besuch der Firma EKF Automatisierung im Gründerzentrum Freital. Im Beisein von Geschäftsführerin Franziska Würz und dem Bundestagsabgeordnetem Fabian Funke präsentiert Programmiererin Julia Heymann (r.) die F © Egbert Kamprath

Neben den Industrierobotern setzt der Spezialmaschinenbauer auf das „Hand-in-Hand“-Arbeiten, Mensch-Roboter-Kollaboration, MRK, heißt das neudeutsch. 2020 hat EKF einen ersten Versuchsstand mit einem Leichtbauroboter geschaffen. „Wir können diese Anwendungen sowohl für die Ansprüche von Großserienproduktionen auslegen als auch für die Bedarfe kleiner und mittlerer Firmen in Industrie und Handwerk maßschneidern“, beschreibt Franziska Würz die Einsatzmöglichkeiten. EKF hat jüngst so eine MRK-Lösung an das Institut für Arbeit und Gesundheit der Gesetzlichen Unfallversicherung in Dresden für Schulungszwecke geliefert.

Beim kürzlichen Besuch von Wirtschaftsminister Martin Dulig präsentierte Mitarbeiterin Julia Heinemann die Funktionsweise. Der Minister bezeichnet Robotik und Künstliche Intelligenz als Innovationstreiber der sächsischen Wirtschaft. Sachsen habe das Potenzial, ein führender europäischer Standort für Robotik zu werden. Die Branche zähle im Freistaat bereits 35.000 Beschäftigte. Neben großen Technologie-Akteuren wie Wandelbots, XENON und Fabmatics spielen mittelständische Unternehmen wie EKF eine wichtige Rolle und treiben die hocheffizienten Robotik-Lösungen voran. Sein Ministerium, so Minister Dulig, unterstütze diese Entwicklung. Beim Besuch des Freitaler Unternehmens übergab er dem Geschäftsführer von Robot Valley Saxony, Thomas Schulz, einen Scheck über 120.000 Euro für das Robotics Festival in Leipzig.

Zu diesem Festival vom 13. bis 15. September will auch Franziska Würz reisen. Sie unterstützt das Projekt Robot Valley, hält Vorträge und wird nicht müde, für die Ausbildung von Fachkräften zu werben. In ihrem Unternehmen lernen derzeit fünf Auszubildende.

Familienunternehmen mit drei Jahrzehnten Tradition

Ihre Eltern Hannes und Ellen Jahn, beide promovierte Ingenieure, haben vor rund 30 Jahren das Unternehmen gegründet, aus dem sich die EKF Automation GmbH mit heute 60 Mitarbeitern entwickelt hat. Sie erwirtschaften jährlich einen Umsatz zwischen sieben und acht Millionen Euro. In den zurückliegenden drei Jahrzehnten haben sie bisher mehr als 1.350 Produktionslinien und Spezialmaschinen geschaffen.

Damals war ihre Tochter noch Schülerin. Nach dem Abitur ging Franziska für ein Jahr nach England und studierte danach Geisteswissenschaften an der TU Dresden. Die Eltern haben sie nie gedrängt, sagt sie. Doch sie arbeitete bereits während des Studiums in der Finanzbuchhaltung im Betrieb der Eltern und stieg dort nach Beendigung des Studiums 2003 ein. Sie übernahm zunächst Projektleitungen und das Qualitätsmanagement. Zwölf Jahre später wurde die Mutter zweier Kinder Geschäftsführerin. Noch sind die Eltern, der Vater ebenfalls als Geschäftsführer und die Mutter als Leiterin Unternehmensentwicklung, im Unternehmen aktiv. Doch das operative Geschäft managt Franziska Würz. Auch ihr Mann, Janko Würz, arbeitet als Projektleiter. So ist die Nachfolge in dem Familienunternehmen längst geklärt.