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Freital kauft umstrittenes Wohnhaus an der Feuerwache

Die Stadt möchte das Grundstück in die Planungen für ein neues Feuerwehr-Depot einbeziehen. Das gefällt nicht allen.

Von Annett Heyse
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Es geht um dieses Wohnhaus. Die Stadt kauft es, ein Abriss für die neue Feuerwache steht zur Diskussion.
Es geht um dieses Wohnhaus. Die Stadt kauft es, ein Abriss für die neue Feuerwache steht zur Diskussion. © Egbert Kamprath

Ein einstöckiges Wohnhaus hinter einer Mauer, gegenüber ein Parkplatz und eine Industriebrache, daneben die Feuerwache - es gibt schönere Wohnlagen in Freital. Dennoch ist ausgerechnet das Gebäude Hausnummer 1 in der Straße Am Glaswerk zuletzt Diskussionsthema im Freitaler Stadtrat gewesen. Übrigens nicht zum ersten Mal.

Es ging um den Beschluss, dass die Stadt die Immobilie mit fünf Wohneinheiten der städtischen Tochtergesellschaft WGF abkauft. Lothar Brandau (FDP) fragte kritisch nach, warum das Haus jetzt unbedingt gekauft werden muss. Denn die Situation in der Adresse Am Glaswerk 1 ist umstritten.

Wache ist zu alt und zu eng geworden

Das Haus befindet sich direkt neben der Feuerwache im Stadtteil Döhlen. Dies ist die Zentrale von Freitals Brandschützern. Allerdings genügt die Feuerwache, seit 1927 genutzt und mehrmals erweitert und modernisiert, kaum noch den Anforderungen.

Die Garagen sind für die Autos inzwischen zu eng und zu niedrig, die Gebäudesubstanz sanierungsbedürftig. Selbst die für die Arbeitssicherheit relevanten rechtlichen Vorgaben könnten aufgrund der vorhandenen baulichen Gegebenheiten teilweise nicht umgesetzt werden, heißt es in einer Beschlussvorlage an die Stadträte.

Die Stadt möchte deshalb eine komplett neue Wache bauen und hat dafür gleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Grundstück des Glaswerkes gekauft.

Um die beste Gestaltungsidee für die neue Wache zu finden, wird nun ein sogenannter Realisierungswettbewerb durchgeführt. Zum Planungsgebiet gehören die alte Wache, das Grundstück am Glaswerk, ein daneben befindlicher Parkplatz und eben auch Wohnhaus Nummer 1. Der Grund: Erst so wird aus dem Areal eine praktische rechteckige Baufläche.

Die Mieter befürchten den Abriss

Mit anderen Worten: Das Wohnhaus steht im Weg. Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz erläuterte auf Nachfrage im Stadtrat nun: "Es geht um klare Rahmenbedingungen für den Wettbewerb. Gespräche mit den Mietern wurden geführt. Kaufen wir das Wohnhaus nicht, dann wird die Fläche nicht Bestandteil des Wettbewerbs."

Die Stadt würde sich damit sozusagen eine Möglichkeit verbauen. Ob das Haus dann wirklich abgerissen wird, ist derzeit noch unklar. Der für Feuerwehrangelegenheiten zuständige Sozialbürgermeister Peter Pfitzenreiter (Konservative Mitte) hatte zuletzt betont, erst der Wettbewerb bringe neue Erkenntnisse.

Die Mieter jedoch befürchten das Schlimmste. Als sie im Dezember 2021 zum Gespräch gebeten wurden, wandten sie sich kurz darauf an die Sächsische Zeitung. Sie verwiesen darauf, dass das Haus erst vor wenigen Jahren saniert worden sei. "Und Wohnungen unmittelbar an der Feuerwache sind doch auch wichtig, damit hier Angehörige der Feuerwehr wohnen können und bei Einsätzen kurze Wege haben", argumentierte eine Mieterin.

Und überhaupt: Wohnraum sei knapp in Freital, da könne man doch nicht einfach so weitere Häuser plattmachen.

OB Rumberg: Immer Alternativen gefunden

Oberbürgermeister Uwe Rumberg (Konservative Mitte), ehemals Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft WGF, will das so nicht stehen lassen. "Zwischen den Jahren 2000 und 2013 wurden in Freital über 1.000 Wohnungen abgerissen. Da sind wir mit den Mietern auch überein gekommen und haben Alternativen gefunden."

Er betonte noch einmal, man brauche eine moderne, zukunftsorientierte Lösung für die Feuerwache. "Die Straße Am Glaswerk wird ins Gelände mit einbezogen, es kommt sogar ein Tor davor. Aber das ist ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht."

Auch Klaus Wolframm, Vorsitzender der Mitte-Links-Fraktion im Stadtrat und als ehemaliges SPD-Mitglied von Haus aus sensibel für solche Themen, argumentierte: "Das dauert doch alles. In den nächsten zwei, drei, vier Jahren passiert mit dem Wohnhaus erst einmal gar nichts."

Der Stadtrat stimmte letztendlich dafür, das Wohnhaus der WGF abzukaufen und den gegenüberliegenden Parkplatz gleich mit. Der Preis liegt bei rund 270.000 Euro. Geld wird die städtische Wohnungsgesellschaft allerdings nicht bekommen - der Kaufpreis wird mit einem Gesellschafterdarlehnen, welches die WGF schrittweise an die Stadt zurückzahlen soll, verrechnet.