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„Fußball ist mein Leben“

Tino Gottlöber hilft beim ersten Public Viewing in der Südhalle in Bischofswerda. Aber nicht nur das beschäftigt ihn.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Der Weickersdorfer hat zum Fußball ein ganz besonderes Verhältnis. Seine Leidenschaft aus der Zeit als Spieler ist geblieben. Er hatte Glück und konnte die schönste Nebensache der Welt zum Beruf machen –  Nachwuchsleiter und Trainer Frauen beim Bischofswerdaer FV 08 werden. Er lebe Fußball rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Meistens jedenfalls.

Gerade ist die Anspannung besonders groß. Tino Gottlöbers Fußball-Frauen bewerben sich um den Aufstieg in die Regionalliga Nordost. Das erste Play-off-Spiel wurde am Wochenende souverän gewonnen (mehr dazu auf Seite 16). Aber das heißt wenig. Sonntag geht‘s noch gegen Babelsberg. Natürlich würde Trainer Gottlöber am liebsten mit dem Aufstieg ins Public Viewing für die EM starten.

Beim Public Viewing in Bischofswerda ist der Nachwuchsleiter über seinen Verein BFV 08 organisierend eingebunden. Von dem Verein sind Schiebock und Umgebung solche Events schon fast gewohnt. Doch diesmal geht‘s an eine neue Wirkungsstätte. Als Pächter baut Bischofswerdas größter Fußballverein gerade die kleine Halle der Stadt in Süd zum Fußball-Jugendzentrum mit Fußball-Museum aus und um. Mehrere Tausend Euro stecken schon drin. Eine fünfstellige Summe jährlich soll dazukommen, kündigte Präsident Jürgen Neumann an. Zwischendurch lässt der BFV jetzt den zwar ramponierten, aber immer noch schützenswerten Hallenboden auslegen, stellt Leinwand, Stühle und Bänke auf, bietet Catering  und lädt ab dem zweiten deutschen Spiel nächsten Donnerstag dorthin ein. Alle Spiele der Deutschen und ab dem Halbfinale alle Partien sind zu sehen.

Mehrere Jahre in Frankreich gelebt

Hier werden Fußballfans glücklich

Die EM im Pub

Bischofswerda. Der „Evabrunnen“ am Altmarkt und der Eiscafé-Pavillon von Familie Kalt am Mühlteich in Bischofswerda laden zum Fußball-Gucken während der EM ein. Und auch Jähns Imbiss in Neukirch. Der Evabrunnen verzichtet allerdings auf Open-Air und seinen großen Saal wie bei den letzten großen Fußballturnieren. Es steht aber das Pub zur Verfügung. Hier laufen via Fernsehen alle EM-Partien. Bei Kalts im Pavillon werden zwei Fernsehapparate aufgestellt. Reicht der Platz drin nicht, geht es raus. Dann steht zusätzlich eine Leinwand bereit. Los geht’s immer, wenn Deutschland spielt. Im Imbiss Jähne laufen alle Deutschlandspiele und andere Partien in der Öffnungszeit bis 21 Uhr. Es gibt Fernsehapparat und Leinwand.

Open Air-Arena in Schiebock

Bischofswerda. Der turniererprobte East Club in Bischofswerda steht auch für die jetzt beginnende Fußball-Europameisterschaft für Public Viewing in den Startlöchern. Der East baut auf seinem Gelände an der Neustädter Straße eine Open-Air-Arena auf. Ein Soccer-Feld für jedermann steht schon. Und auch die große Leinwand ist bereits aufgebaut. Sie wurde gemietet und bestand ihre Feuertaufe zum Deutschland-Pokal-Finale bzw. zum Champions-League-Finale vor ein paar Tagen. Inzwischen wurde an der Technikschraube sogar noch einmal gedreht. Der East-Club-Chef verspricht nun superschnelle Bilder in HD-Qualität. Außerdem sei die Leinwand dank einer Neuanschaffung bei der Halterung transportabel. Die EM-Open-Air-Arena am East öffnet mit dem zweiten Vorrunden-Spiel der Deutschen gegen Polen am 16. Juni und jeden Sonnabend, egal wer spielt. Nach der Vorrunde werden alle Spiele übertragen. Ein Special: Am 25. Juni wird Fußball mit einem Konzert von La Bolonchona kombiniert.

Wetterfest im Biergarten

Bautzen. Fußball im Biergarten schauen, das geht bei der Gaststätte Spree-Pension, Fischergasse 6. „Wir haben draußen eine große Leinwand“, sagt der Chef des Hauses, Thomas Frenzel. Damit zwar das Public Viewing feucht-fröhlich wird, nicht aber die Gäste, sind Bereiche des Gartens überdacht. Reichlich Hundert Fußballfans finden an den Tischen im Grünen Platz. „Wir übertragen alle deutschen Gruppenspiele“, kündigt Thomas Frenzel an. Wenn es dann ab den Achtelfinalen bei der Europameisterschaft richtig spannend wird, kann man auch bei der Gaststätte der Spree-Pension mitfiebern. Und selbstverständlich wird die Eröffnungspartie zwischen Frankreich und Rumänien am Freitag ab 21 Uhr gezeigt – im, wie es dort heißt, besten Ambiente an der Spree.

Jubeln am Stausee

Bautzen. Fußballfieber herrscht wieder am Bautzener Stausee: „Wir übertragen alle Spiele“, kündigt Matthias Schneider von der Ocean Beach Bar an. „Die Deutschland-Spiele werden ein Highlight werden“, fügt er mit Vorfreude hinzu. Bereits zur Weltmeisterschaft hatte der Bar-Chef technisch aufgerüstet und neue Großbildfernseher sowie einen Beamer für seine Strandbar gekauft. Wer ganz entspannt im Liegestuhl die Spiele der Europameisterschaft verfolgen möchte, ist also in der Ocean Beach Bar, an der Strandpromenade 5, bestens aufgehoben. Hier darf auch besonders laut gejubelt und geflucht werden. Die Gefahr nachbarlicher Ruhestörung ist gering. Für spontane eigene sportliche Betätigung eignet sich die Umgebung am Stausee ebenfalls gut.

Großes Fußball-Kino

Bautzen. Nicht jede EM-Partie, aber auf jeden Fall sämtliche Spiele der deutschen National-Elf bringt der Filmpalast an der Tuchmacherstraße 37 ins Kino. Auf der riesigen Leinwand kann man den Jungs so richtig nahekommen und etwa Manuel Neuer auf die Nähte seiner Torwarthandschuhe schauen. Und selbst, wenn es unsere Jungs nicht bis zum Pokal schaffen sollten, auch das Halbfinale und das Finale werden im Filmpalast ausgestrahlt. Dabei garantiert das Kino eine tolle Sicht und freien Eintritt. Während der Spiele können die Besucher in die kinotypische Popcorntüte greifen. Es gibt aber auch extra Angebote in Form von Sparcoupons für Biertrinker. Von diesen profitieren während der Europameisterschaft vom 10. Juni bis zum 10. Juli alle Kinogänger.

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Das Nachwuchszentrum wird eine Kombination aus dem in Süd schon vorhandenen Kunstrasen und künftig wieder vorhandenen ordentlichen sanitären Bedingungen. Gottlöber sieht seinen Verein bei der Entwicklung und Förderung des Nachwuchses gut aufgestellt und in der Partnerschaft mit Vereinen der Region den richtigen Weg, auch weil der DFB hier keinen Nachwuchs-Stützpunkt unterhält. Die vielen Nachwuchsmannschaften mit ordentlichen Erfolgen und der Austausch mit anderen Vereinen böten Chancen für alle, auch für die Besten, sich weiterzuentwickeln auf ihrem jeweiligen Niveau. „Es ist wichtig, dass du die Jungs ausbilden und zu ordentlichen Fußballern machen kannst“, sagt Gottlöber. Es freue ihn daher, zu welcher Schlagkraft es das vergleichsweise kleine Schiebock auf diesem Gebiet bringt. Für den Nachwuchs bietet der BFV zum Beispiel je Mannschaft zwei Übungsleiter auf. Trotz beruflicher Verpflichtungen sei so einer wenigstens immer da. Das schaffe Kontinuität und Qualität. Patenschaften zwischen den Spielern der ersten und dem Nachwuchs gebe es auch. Das laufe gut, sei aber ausbaufähig von beiden Seiten, meint der Nachwuchsleiter. Dass die Kleinen bei den Großen gucken, um zu lernen, gehöre auch dazu. Er ist auch mit dem Fußball in Bischofswerda groß geworden. „Ich war als kleiner Junge zu jedem Spiel der Ersten.“ Er trainierte zudem fleißig. Dann kam er zur Sportschule  und über Umwege in höherklassigen Teams zurück.

Tino Gottlöber kann auch mit Frankreich vergleichen. Mehrere Jahre lebte er im Nachbarland. Sein Sohn ging dort bei einem kleinen Verein auf dem Land zum Fußball, er als Vater mit. Die Strukturen lernte er dadurch ein bisschen kennen. Sie seien denen in Deutschland ganz ähnlich. Auf Sponsoren sind wie hier alle angewiesen. Und die Franzosen sind wie die meisten hier fußballverrückt, sagt Gottlöber, inzwischen 50. Fan will er sich selbst aber nicht nennen. Natürlich nehme er die Stimmung vom Public Viewing gerne mit. Das sei es doch, was Fußball ausmacht. „Aber ich schaue mir die Spiele an, weil ich Fußball liebe“, sagt er. Sein Herz schlägt für Vereine, „die mit wenig Mitteln zum Erfolg kommen, wie Freiburg.“