Merken

Gävernitz krönt die Hopfenkönigin

Im Anbaugebiet südlich von Priestewitz wurde gestern zum ersten Mal der Elbe- Saale-Hopfentag veranstaltet.

Teilen
Folgen
NEU!
© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Der Hopfen will jeden Tag seinen Herren sehen, besagt eine alte Pflanzer-Weisheit. Will heißen: das aromatische Hanfgewächs, dessen Dolden zum Bierbrauen verwendet werden, braucht viel Pflege. Gestern waren es viele Herren und auch Herrinnen, die auf den Plantagen der Gävernitzer Hopfen GmbH nach dem Rechten sahen. Das Agrarunternehmen hatte zum Hopfentag des Elbe-Saale-Anbaugebietes geladen und die meisten der knapp 30 Mitgliedsbetriebe aus Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen entsandten eine Abordnung. Außerdem waren Partnerbetriebe aus Bayern und Baden-Württemberg angereist, angeführt von ihren Hopfen-Hoheiten. Das umso mehr, als beim 14. Hopfentag die Krönung einer neuen Elbe-Saale-Hopfenkönigin anstand. Julia Joachim (23) aus Schrebitz ist im elterlichen Familienbetrieb großgeworden. „Hopfen braucht sowohl eine feinfühlige als auch eine zupackende Hand“, erklärt die neue, für zwei Jahre gekürte Königin. „Wegen der intensiven Betreuung, die die Kulturen beim Anleiten und bei der Ernte brauchen, entwickelt man eine ganz besondere Beziehung zu der Pflanze.“ Zum Beruf hat die junge Schrebitzerin den Hopfenanbau zwar nicht gemacht – sie studiert derzeit auf Lehramt. Aber Julia wird in den nächsten 24 Monaten den mitteldeutschen Hopfen in der Welt bekannt machen. „Nächsten Montag schon geht es zu einem Hopfenkongress nach Spanien“, erzählt sie, „und auch die USA stehen dieses Jahr noch auf dem Programm.“

Mirko Demmel ist Obstbauer, aber schon viele Jahre im Hopfenanbau tätig.
Mirko Demmel ist Obstbauer, aber schon viele Jahre im Hopfenanbau tätig. © Anne Hübschmann
Einige Kilometer Bewässerungsschläuche werden hier, zu Beginn der Saison, verlegt. Dies bedeutet viel Arbeit, aber ist absolut notwendig um eine gute, ertragreiche Ernte einfahren zu können.
Einige Kilometer Bewässerungsschläuche werden hier, zu Beginn der Saison, verlegt. Dies bedeutet viel Arbeit, aber ist absolut notwendig um eine gute, ertragreiche Ernte einfahren zu können. © Anne Hübschmann

Die gastgebende Gävernitzer Hopfen GmbH ist im Jahr 1991 als Tochterunternehmen der Meißner Agrarprodukte AG gegründet worden. Sie bewirtschaftet beiderseits der Bundesstraße 37 Hektar Hopfen-Anbaufläche, wo vor allem die Sorten Hallertauer Magnum und Herkules gezogen werden. Mit einem Ertrag von 57,5 Zentner pro Hektar fuhr der Agrarbetrieb im vorigen Jahr das beste Ernteergebnis im gesamten mitteldeutschen Raum ein. Neben den beiden Plantagen in Gävernitz und Kmehlen gehören auch Flächen im westelbischen Scharfenberg zur Hopfen GmbH. Vier festangestellte Mitarbeiter wachen über die sieben Meter hohen Gerüstanlagen der Hopfengärten. Im Frühjahr werden zum Anleiten, das heißt zum Befestigen der Pflanzen an den Drähten, Saisonkräfte engagiert. Ebenso im September bei der maschinellen Ernte. Dabei werden die Hopfenreben knapp über dem Boden abgeschnitten und von den Gerüstanlagen gerissen. Pflückmaschinen trennen dann die Dolden vom Hopfenstock. Sie werden in einer sogenannten Darre getrocknet, bis sie nur noch etwa 11 Prozent Feuchtigkeit enthalten. Die Weiterverarbeitung des Gävernitzer Hopfens erfolgt in der bayerischen Hallertau, dem größten Anbaugebiet Deutschlands. Hier wird der Hopfen zu Pellets gepresst, die dann vermarktet und in den Brauereien dem Bier zugesetzt werden. Zum Brauen werden ausschließlich die Dolden der weiblichen Hopfenpflanzen verwendet. Für 10 000 Liter Bier benötigt man etwa 170 Kilogramm Hopfen.

„Von der Hallertau geht unser Hopfen praktisch in alle Welt“, sagt Christoph Liebelt. Der Betriebsleiter der Gävernitzer Hopfen GmbH fährt in diesem Jahr seine siebte Ernte ein. Eine Trockenheit, wie sie gegenwärtig herrscht, habe er bisher noch nicht erlebt. Aber noch reiche das Wasser in den Brunnen für die Beregnung aus. Die Starkregengüsse im Mai/Juni, die in Richtung Elbe so viel Schaden anrichteten, hätten sich in dieser Hinsicht als Segen erwiesen. Über den Hopfengärten auf der anderen Flussseite sei hingegen überhaupt nichts heruntergekommen.

Der Elbe-Saale-Hopfentag findet aller zwei Jahre in einem der Mitgliedsbetriebe des Verbandes statt, in diesem Jahr bereits zum 14. Mal. Sogar Thüringens Landwirtschaftsministerin Birgit Keller kam nach Gävernitz gereist, um eine Lanze für den Hopfen zu brechen. So viel Prominenz hatte Sachsen gestern nicht zu bieten. Zu Unrecht, denn immerhin wird der Bier-Grundstoff hier auf einer Fläche angebaut, die ebenso groß ist wie die der Weinberge rund um Meißen und Dresden.