Noch ist das, was mal ein üppiger Blütenflor in Zitronengelb werden soll, recht winzig. „Aber das wird noch, die Saison geht ja gerade erst los“, sagt Michael Habelt und platziert Sachsens Balkonpflanze des Jahres 2024 neben Pelargonien und Fächerblumen im Balkonkasten. „Das ist der Sternenzauber. Wir hatten ihn noch nie im Sortiment, aber ich finde es schön, wenn wir unseren Kunden immer wieder etwas Neues anbieten können“, sagt Habelt.

Das ist einer der Gründe, warum der Gärtner aus Radeburg von Anfang an, seit 25 Jahren, an der Aktion „Blühendes Sachsen“ teilnimmt. Mit ihr und den Tagen der offenen Gärtnerei am 27. und 28. April starten die Gärtnereien im Freistaat in die diesjährige Beet- und Balkonsaison.

Eine besondere Rolle spielt dabei der gelbblühende Sternenzauber, botanisch Calylophus superlophus ‚Yellow‘, der aus den trockenen Halbwüsten von Texas stammt. Er wird deshalb auch Texanische Wüstenrose genannt. „Die Pflanze ist hier kaum verbreitet. Auch ihre besondere Blattform und die Hitze- und Trockenheitstoleranz waren ausschlaggebend dafür, dass Sachsens Gärtnerinnen und Gärtner sie zur Balkonpflanze des Jahres gekürt haben“, sagt Tobias Muschalek, Geschäftsführer des Gartenbauverbandes Mitteldeutschland. Mit ihren leuchtenden Blüten sei Sternenzauber ein auffälliger Dauerblüher in den Balkon- und Terrassengefäßen.

Etwa 100 der im Verband organisierten Gärtnerei- und Baumschulbetriebe werden am Wochenende ihr Sortiment vorstellen, eine Fachberatung zum Bepflanzen und Gärtnern anbieten, Publikum und Kundschaft teils mit Livemusik oder Gewinnspielen anlocken. „Wir öffnen Bereiche, in die der Kunde normalerweise nicht kommt. Er kann durch die Gewächshäuser mit unseren Rosen, Gerbera und Anthurien schlendern und einen Eindruck von unserer Arbeit gewinnen“, sagt Michael Habelt. Im vergangenen Jahr hatten sich 80 Betriebe beteiligt. Je nach Region und Wetter haben die teilnehmenden Gärtnereien am Samstag in der Regel von 10 bis 18 und am Sonntag bis 16 Uhr geöffnet.

Als Wüstenrose an große Hitze angepasst

Anwärter für die Balkonpflanze des Jahres werden vorab auf den gärtnerischen Probefeldern in Pillnitz getestet, manchmal sogar zwei Jahre in Folge. Dort werden verschiedene Kandidaten, die in die engere Wahl kommen, ausgesucht und später dem Fachpublikum vorgestellt. „Man schaut, ob die Pflanzen bis zum ersten Frost blühen, mit wenig Pflegeaufwand über den Sommer kommen und wie sie sich mit Trockenheit, Hitze und Regengüssen arrangieren“, sagt Muschalek.

Genau das kann Sternenzauber dem Verbandschef zufolge wohl besonders gut. Denn als Wüstenrose hat sich die Pflanze speziell mit ihrem nadelförmigen Laub an große Hitze angepasst. Es schützt vor Verdunstung. „Deshalb hält sie es gut an sonnigen, trockenen und windgeschützten Standorten aus“, sagt Muschalek „Sie ist ein echter Hitzeprofi für den Garten, blüht aber auch bei Regenwetter gut durch.“

Doch auch ein Sternenzauber kommt nicht ohne Wasser aus und muss regelmäßig gegossen werden, vor allem, wenn er in Balkonkästen oder Töpfen wächst. Ausgepflanzt in den Garten übersteht er es auch mal ein Wochenende im Hochsommer ohne Wassergabe. In lockere Erde gepflanzt, damit die Wurzeln keiner Staunässe ausgesetzt sind, blüht die Texanische Wüstenrose von jetzt bis in den Oktober hinein mit ungefüllten Blüten. Das freut auch die Bienen. „Sie ist pflegeleicht, Verblühtes muss man nicht ausputzen“, sagt Michael Habelt. Denn verwelkte Blüten fallen von alleine aus. Auch in den Vorjahren haben immer wieder pflegeleichte Pflanzen das Rennen zur Balkonpflanze des Jahres gemacht. Anspruch ist, dass sie dem Kunden auch bei Wetterereignissen wie großer Hitze oder viel Regen noch Freude bereiten.

Etliche Betriebe mit Nachfolgersorgen

Michael Habelt empfiehlt, den Sternenzauber wegen seines leuchtenden Gelbs mit anderen trockenheitsverträglichen, in kräftigen Farben blühenden Beet- und Balkonpflanzen zu kombinieren. „Dafür eignen sich Solenia Begonien, die sind schön knallig, oder die Blaue Fächerblume“, sagt er. Auch die weiß-, rosa- oder rotblühende Dipladenia, verschiedene Pelargonienarten sowie der Zauberschnee nehmen sich mit ihren vielen Blüten neben ihm gut aus.

Hintergrund der Aktion „Blühendes Sachsen“ ist, den Fokus der Kunden wieder auf die Gärtnereien zu richten. 1990, als der Gartenbauverband gegründet wurde, hatte er in Sachsen 1.000 Mitgliedsbetriebe. Jetzt sind es noch rund 300. Viele hatten wegen der Billigangebote in Baumärkten oder Discountern ernsthafte Probleme bekommen. Nun haben etliche Betriebe Nachfolgersorgen. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass ihr eigener Balkon nicht im Supermarkt oder im Baumarkt beginnt, sondern in einer Gärtnerei, wo die Pflanzen produziert und kultiviert werden“, sagt Muschalek.

• Übersicht der teilnehmenden Gärtnereien.

Sachsens Balkonpflanzen