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Gehweg bleibt vorerst in Schieflage

Auch reichlich anderthalb Jahre nach Fertigstellung der S 34/39 gibt es einen Hauptmangel. 

Von Heike Heisig
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Problem 1: Der neue Gehweg an der Döbelner Straße ist auf einem Stück viel zu steil. Der aktuelle Vorschlag, das zu minimieren, ist für den Behindertenbeirat praxisfremd.
Problem 1: Der neue Gehweg an der Döbelner Straße ist auf einem Stück viel zu steil. Der aktuelle Vorschlag, das zu minimieren, ist für den Behindertenbeirat praxisfremd. © André Braun

Roßwein. Auf Einladung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) haben sich Vertreter des Behindertenbeirates der Stadt Roßwein zum inzwischen zehnten Mal mit Vertretern der Behörde zu Problemen auf der S 34/39 verständigt.

 Das Amt hatte in den Jahren 2013 bis 2017 Teile der Staatsstraßen in der Innenstadt ausbauen lassen. Noch während der Bauphase machten der Behindertenbeirat und Anwohner darauf aufmerksam, dass das Quergefälle eines Fußwegstückes an der Döbelner Straße höher ausfällt, als es die DIN zulässt. 

Das kann und will der Behindertenbeirat nicht akzeptieren, weil er das für gefährlich hält. Rollstuhlfahrer könnten ins Kippen kommen. Tests haben diese Möglichkeit bestätigt. Deshalb wurden seitens der für den Fußweg zuständigen Kommune und des Beirates Nachbesserungen gefordert – und vom Lasuv in Aussicht gestellt. 

Doch auf praktikable Vorschläge warten die Behindertenbeiräte vergebens. Auch nach dem Termin in dieser Woche sieht Kerstin Bauer, eine der Vorsitzenden des Behindertenbeirates, die Problemlösung an dieser Stelle kein Stück vorangekommen. Das sagt sie dem Döbelner Anzeiger im Nachgang.

Wie sie beschreibt, könnten sich die Planer vorstellen, im kritisierten Bereich der Döbelner Straße das Pflaster aufzunehmen und wellenartig wieder einzubauen. Das ist aus Sicht von Kerstin Bauer praxisfremd. Überdies werde die Querneigung „nur“ von bisher 16 Prozent auf neun Prozent reduziert. „Das ist immer noch ordentlich und von den zulässigen 2,5 Prozent nach wie vor weit entfernt“, so die Vorsitzende des Behindertenbeirates.

Kerstin Bauer ist selbst in der Bauplanungsbranche – im Hochbau – tätig. Daher hegt sie wenig Hoffnung, dass an der Döbelner Straße mit vernünftigem Aufwand ein Zustand erreicht wird, der den heutigen Anforderungen genügt. Trotzdem wünscht sie sich für alle Nutzer eine Lösung, die Gefahren wirklich minimiert.

Problem 2: Am Brückenplatz sind neue Treppen entstanden. Vor der unteren fehlt das Noppenfeld, das Sehbehinderte auf Hindernisse und Gefahren hinweist. 
Problem 2: Am Brückenplatz sind neue Treppen entstanden. Vor der unteren fehlt das Noppenfeld, das Sehbehinderte auf Hindernisse und Gefahren hinweist.  © André Braun

Wie sich die vorgeschlagenen Änderungen auf die Längsneigung auswirken, das konnten die Gastgeber der Runde den Behindertenbeiräten nicht sagen. „Das hätte man doch wenigstens schon mal durchrechnen können“, findet Kerstin Bauer.

Für sie enttäuschend war darüber hinaus, dass weder Vertreter der Kommune noch die Eigentümer des privaten Grundstückes, auf dem es wahrscheinlich noch einmal Eingriffe geben muss, mit am Tisch gesessen haben. „Das verstehe ich nicht“, gib sie zu.

Genauso ratlos steht die Vorsitzende des Behindertenbeirates im Moment vor der Treppenanlage, die neben dem Fleischerfachgeschäft am Eingang des Brückenplatzes entstanden ist. Dort war der Kommune der Fußweg ebenfalls zu steil. Deshalb hat das Lasuv den verlängern lassen.

Außerdem ist eine neue Anlage mit Treppenstufen hinzugekommen. Vor diesen Stufen haben die Bauarbeiter ein sogenanntes Aufmerksamkeitsfeld mit Noppenplatten verlegt. „Vor der Stufe, die es früher schon gab, fehlt dieser Streifen.

Das wiederum bedeutet für Sehbehinderte, die auf die Hilfe von einem Langstock angewiesen sind, dass sie die Gefahr nicht erkennen können und schlimmstenfalls stürzen“, veranschaulicht Kerstin Bauer. Um diesen Fehler möglichst schnell auszumerzen, soll nach den Worten der Beiratsvorsitzenden mit dem Bauhof der nachträgliche Einbau eines Aufmerksamkeitsfeldes in Angriff genommen werden.

Insgesamt habe sich bei Kerstin Bauer nach diesem Termin der Eindruck verstärkt, dass kein wirkliches Interesse an einer baldigen Lösung spürbar ist, vielmehr einer die Schuld beim anderen sucht. Dafür führt sie folgendes Beispiel an.

„Das Lasuv erklärte uns noch einmal den Verfahrensablauf und, dass nach Planfeststellungsbeschluss gebaut worden sei. In den hätten wir uns in der Auslegungsphase einbringen können“, so die Sprecherin des Behindertenbeirates.

„Genau das haben wir. Wir haben auf die Einhaltung der DIN-Normen hingewiesen. Die Unterlagen damals sagten das auch aus. Konkrete Gefälle-Angaben standen dort aber gar nicht. Wie sollten wir oder die Kommune da bemerken können, dass es extreme Abweichungen geben wird?“, fragt Kerstin Bauer.