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Wirksamkeit der Blutwäsche gegen Long Covid überprüft

Der IGeL-Monitor hat die Immun-Apherese zur Behandlung von Long-Covid-Erkrankten mit "unklar" bewertet. Zwei laufende Studien könnten das ändern.

Von Stephanie Wesely
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Blutwäsche wird meist bei Nierenversagen angewendet. Gegen Long-Covid bieten Ärzte auch die Immun-Apherese an.
Blutwäsche wird meist bei Nierenversagen angewendet. Gegen Long-Covid bieten Ärzte auch die Immun-Apherese an. © dpa

Die Immun-Apherese ist ein Verfahren, bei dem bestimmte, im Blutplasma gelöste Stoffe außerhalb des Körpers in einer Maschine herausgefiltert werden. Sie wird vereinzelt in der ambulanten Behandlung von Rheuma als Kassenleistung erbracht. Ärzte bieten sie aber auch als selbst zu bezahlende, individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) an, um die Symptome von Long-Covid-Erkrankten zu lindern. Studien dazu gibt es nicht, deshalb auch keine Hinweise auf einen möglichen Nutzen bei diesem Krankheitsbild. Die Immun-Apherese zeigte bei anderen Erkrankungen ein Risiko für milde bis mittelschwere Nebenwirkungen. So kann es zu Infektionen im Zusammenhang mit der Blutabnahme oder zu einer erhöhten Blutungsneigung aufgrund einer Blutgerinnungshemmung kommen. Möglich sind auch allergische Reaktionen oder Störungen des Herz-Kreislauf-Systems (zum Beispiel Blutdruckschwankungen). Laut einer am Dienstag veröffentlichten Einschätzung des IGeL-Monitor sei es unklar, ob sich diese Ergebnisse auf Long-Covid übertragen lassen. Der IGeL-Monitor wird vom Medizinischen Dienst Bund betrieben. Träger sind die 15 Medizinischen Dienste in den Ländern.

Die Immun-Apherese ist neben der H.E.L.P.-Apherese, der Hyperbaren Sauerstoff-Therapie und der Ozontherapie das vierte IGeL-Verfahren zur Behandlung von Long- Covid-Symptomen, zu dem das wissenschaftliche Team des IGeL-Monitors Studien und systematische Übersichtsarbeiten recherchiert hat. Alle vier Verfahren werden bei Long-Covid in ärztlichen Praxen angeboten oder von Patientinnen und Patienten selbst nachgefragt. Zu keinem der vier Verfahren gibt es bisher aussagekräftige Studien, die Hinweise auf den Nutzen bei einer Behandlung geben.

Nach einer Covid-19-Erkrankung können längerfristig anhaltende oder neue körperliche und psychische Beeinträchtigungen auftreten, die nicht anders erklärbar sind. Viele Betroffene berichten von Symptomen wie schnelle und schwerwiegende Erschöpfung (Fatigue), Kurzatmigkeit, Husten oder einer beeinträchtigten Konzentrations- und Merkfähigkeit. Halten diese oder neu auftretende Beschwerden länger als vier Wochen nach Infektion an, spricht man von Long-Covid. Bei zwölf Wochen und mehr spricht man von Post-COVID. Es existiert weder eine eindeutige Diagnostik für diese Erkrankung noch eine spezifische Behandlung. Die therapeutischen Maßnahmen sind symptomorientiert.

Am 31. August 2023 veröffentlicht der IGeL-Monitor zudem einen IGeL-Podcast zu Long-/Post-COVID. Einblicke in Forschung und Praxis geben Prof. Julia Weinmann-Menke von der Uni-Klinik Mainz und Dr. Michaela Eikermann vom Medizinischen Dienst Bund.

Im IGeL-Monitor findet man wissenschaftliche Bewertungen zu inzwischen 65 Selbstzahlerleistungen. 57 davon hat das wissenschaftliche Team wie folgt bewertet: keine mit "positiv", zwei mit "tendenziell positiv", 26 mit "unklar", 25 mit "tendenziell negativ" und vier mit "negativ".