Aspartam, Stevia, Xylit: Sind Süßstoffe die gesündere Alternative zu Zucker?
Sie stecken in der Cola light, im Kaugummi ohne Zucker und sogar in Senf und Brot: Süßungsmittel begegnen uns überall im Alltag. Dabei sind die Zucker-Alternativen umstritten, manche wie der Süßstoff Aspartam stehen gar im Verdacht, krebserregend zu sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wollte daher in einer repräsentativen Umfrage wissen, ob das Thema Süßungsmittel Menschen beunruhigt.
„Rund 30 Prozent der Befragten bejahen das, während 34 Prozent keine Bedenken hegen“, sagt BfR-Präsident Andreas Hensel. Der Rest ist unentschlossen. Damit rangieren Süßungsmittel in der öffentlichen Risikowahrnehmung eher im Mittelfeld.
Das BfR hatte für die Umfrage eine Themenliste vorgegeben. Am meisten Sorgen machten den Befragten demnach Mikroplastik (64 Prozent) und Antibiotikaresistenzen (52 Prozent) sowie Reste von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln (51 Prozent).
87 von 92 Erfrischungsgetränke "versüßt"
Dass Süßungsmittel auf jeden Fall eine große Rolle in unserem Alltag spielen, zeigt ein Blick auf das Etikett von Erfrischungsgetränken. Das BfR hatte Anfang des Jahres 92 Limos und Colas getestet und wurde in 87 Produkten fündig.
Süßungsmittel ist dabei der Oberbegriff für zwei unterschiedliche Zuckeralternativen: Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe. Süßstoffe sind chemisch gesehen „eine bunte Palette von Substanzen, unterschiedlich konstruiert und verschieden in ihrer Wirkung“, so Stefan Kabisch von der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Berliner Charité.
Zuckeraustauschstoffe dagegen können teils natürlichen, teils künstlichen Ursprungs sein. Sie sind sich aber alle recht ähnlich, weil sie Abarten des Zuckers selbst sind, sogenannte Zuckeralkohole.
Höchstmengen für Zusatzstoffe
Das Verlockende an Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen: Sie verleihen Getränken und Speisen einen süßen Geschmack, haben aber kaum Kalorien, zumindest weniger als Zucker. „Allerdings sollte der Verzehr von künstlichen Süßstoffen eine festgelegte Menge nicht überschreiten. Diese ist auf dem Produkt angegeben“, sagt Katrin Böttner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Bei Zuckeraustauschstoffen gibt es keine derartige Verzehrempfehlung. Beträgt der Anteil der Zuckeraustauschstoffe jedoch mehr als zehn Prozent des Produktes – etwa Sorbit im Kaugummi –, muss der Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ auf dem Etikett stehen. Denn Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und Stevioglycoside („Stevia“) können Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall hervorrufen.
Darmflora verändert sich
Sind all diese Stoffe dann wirklich eine gesunde Alternative zu Zucker? „Zucker ist auf jeden Fall gesundheitlich problematisch“, sagt Stefan Kabisch. Bei Süßungsmitteln sei die Studienlage nicht so eindeutig, die Datenlage lückenhaft, viele Studien methodisch nicht einwandfrei. Beobachtungsstudien hätten etwa gezeigt, dass Menschen, die übermäßig Süßstoffe konsumieren, häufiger übergewichtig sind und Diabetes haben. „Hier gibt es jedoch vermutlich eine umgekehrte Kausalität“, so Stefan Kabisch. Heißt: Nicht die Süßstoffe verursachten die Krankheit, sondern Menschen mit Diabetes versuchten, ihre Krankheit mit Süßstoffen im Zaum zu halten.
„Zu Zuckeraustauschstoffen gibt es noch weniger Forschung, aber es ist klar, dass sich die Darmflora bei viel Verzehr umstellt“, sagt Stefan Kabisch. Menschen mit Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Reizdarm sollten bei Xylit, Sorbit, Isomalt und Co. vorsichtig sein.
Auf jeden Fall sei beim Einkaufen ein Blick auf die Zutatenliste ratsam. „Süßungsmittel sind in viel mehr verarbeiteten Lebensmitteln enthalten, als man denkt“, sagt Böttner. Das Gute: Sie müssen entweder mit der E-Nummer oder ihrem Namen und der Bezeichnung „Süßungsmittel“ auf der Liste auftauchen. (rnw/dpa)
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