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Aspartam, Stevia, Xylit: Sind Süßstoffe die gesündere Alternative zu Zucker?

In mehr Lebensmitteln als viele denken sind Süßungsmittel enthalten. Welche es gibt und was Mediziner davon halten.

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Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe müssen auf der Zutatenliste gekennzeichnet werden.
Zuckeraustauschstoffe und Süßstoffe müssen auf der Zutatenliste gekennzeichnet werden. © Benjamin Nolte/dpa

Sie stecken in der Cola light, im Kaugummi ohne Zucker und sogar in Senf und Brot: Süßungsmittel begegnen uns überall im Alltag. Dabei sind die Zucker-Alternativen umstritten, manche wie der Süßstoff Aspartam stehen gar im Verdacht, krebserregend zu sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wollte daher in einer repräsentativen Umfrage wissen, ob das Thema Süßungsmittel Menschen beunruhigt.

„Rund 30 Prozent der Befragten bejahen das, während 34 Prozent keine Bedenken hegen“, sagt BfR-Präsident Andreas Hensel. Der Rest ist unentschlossen. Damit rangieren Süßungsmittel in der öffentlichen Risikowahrnehmung eher im Mittelfeld.

Das BfR hatte für die Umfrage eine Themenliste vorgegeben. Am meisten Sorgen machten den Befragten demnach Mikroplastik (64 Prozent) und Antibiotikaresistenzen (52 Prozent) sowie Reste von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln (51 Prozent).

87 von 92 Erfrischungsgetränke "versüßt"

Dass Süßungsmittel auf jeden Fall eine große Rolle in unserem Alltag spielen, zeigt ein Blick auf das Etikett von Erfrischungsgetränken. Das BfR hatte Anfang des Jahres 92 Limos und Colas getestet und wurde in 87 Produkten fündig.

Süßungsmittel ist dabei der Oberbegriff für zwei unterschiedliche Zuckeralternativen: Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe. Süßstoffe sind chemisch gesehen „eine bunte Palette von Substanzen, unterschiedlich konstruiert und verschieden in ihrer Wirkung“, so Stefan Kabisch von der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Berliner Charité.

Zuckeraustauschstoffe dagegen können teils natürlichen, teils künstlichen Ursprungs sein. Sie sind sich aber alle recht ähnlich, weil sie Abarten des Zuckers selbst sind, sogenannte Zuckeralkohole.

Höchstmengen für Zusatzstoffe

Das Verlockende an Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen: Sie verleihen Getränken und Speisen einen süßen Geschmack, haben aber kaum Kalorien, zumindest weniger als Zucker. „Allerdings sollte der Verzehr von künstlichen Süßstoffen eine festgelegte Menge nicht überschreiten. Diese ist auf dem Produkt angegeben“, sagt Katrin Böttner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Die häufigsten Süßungsmittel: Acesulfam K (E 950)

- ist etwa 200 Mal süßer als Zucker. Der Geschmack dieses Süßstoffes ist sehr zuckerähnlich. (1/12)

Aspartam (E 951)

- ist 200 Mal süßer als Zucker, hat aber weniger Kalorien. Personen, die unter der Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie leiden, dürfen diesen Süßstoff nicht verzehren, da es das für sie schädliche Phenylalanin enthält. (2/12)

Cyclamat (E 952)

- ist etwa 35 Mal süßer als Zucker. Oft wird dieser Süßstoff gemeinsam mit Saccharin eingesetzt, um die Süßkraft gegenseitig zu verstärken. (3/12)

Saccharin (E 954)

- ist der älteste Süßstoff auf dem deutschen Markt. Seine Süßkraft ist ungefähr 550 Mal so hoch wie die des Zuckers. Im Handel wird Saccharin auch als Tafelsüße in Form von Tabletten oder Pulver angeboten. (4/12)

Sucralose (E 955)

- ist ein kalorienfreier Süßstoff, der aus Zucker hergestellt wird. Er ist etwa 500- bis 600-mal süßer als Zucker, schmeckt aber ähnlich. (5/12)

Sorbit (E 420)

- ist natürlicherweise in vielen Früchten enthalten, industriell wird es aus Maisstärke gewonnen. Seine Süßkraft ist nur halb so groß wie die von Haushaltszucker. Der Süßstoff ist leicht wasserlöslich, koch- und backfest. Bei manchen Menschen hat Sorbit selbst in kleinen Mengen eine abführende Wirkung. (6/12)

Steviolglycoside (E 960)

- werden aus den Blättern der südamerikanischen Stevia-Pflanze gewonnen. Ihre Süßkraft ist 200- bis 300-mal höher als die von Zucker, dabei sind die Glycoside kalorienfrei. Wegen ihres pflanzlichen Ursprungs wird „Stevia“ oft als „natürlich“ beworben. Dies gilt als täuschend, da die Steviolglycoside ein sehr aufwendiges, chemisches Aufreinigungsverfahren durchlaufen. (7/12)

Mannit (E 421)

- ist ein Zuckeraustauschstoff, der natürlicherweise zum Beispiel in Braunalgen, Früchten, Gemüse, Kräutern und Schimmelpilzen vorkommt. Es wird aus Invertzucker oder Traubenzucker (Glukose) gewonnen. Da Mannit teuer ist, wird es nur begrenzt als Zuckeraustauschstoff eingesetzt. Auch seine Verträglichkeit ist vergleichsweise schlecht: Schon ab zehn Gramm pro Tag können Durchfälle auftreten. (8/12)

Isomalt (E 953)

- wird aus Haushaltszucker hergestellt. Isomalt hat zahnschonende Eigenschafen, weil die Mikroorganismen der Mundflora es nur in geringem Umfang spalten können und es somit nicht zur Bildung von entmineralisierenden Säuren beziehungsweise von Plaque verwenden können. (9/12)

Maltit (E 965)

- beziehungsweise Maltitsirup wird aus Mais- oder Kartoffelstärke hergestellt. Maltit ist fast so süß wie Haushaltszucker, sein Energiegehalt ist etwa halb so groß. Der Zuckeraustauschstoff gilt als zahnfreundlich. (10/12)

Lactit (E 966)

- wird auf der Basis von Laktose (Milchzucker) gewonnen. Der Stoff hat nur halb so viele Kalorien wie Zucker, da es vom Organismus nur zu etwa 50 Prozent energetisch genutzt wird. Es ist gut löslich und lagerfähig. (11/12)

Xylit (E 967)

- wird aus Holzzucker gewonnen, natürlicherweise kommt er in Früchten, Beeren, Gemüse und Pilzen vor. Es ist leicht wasserlöslich, koch- und backfest. Die Süßkraft kommt Haushaltszucker nahe. (Quelle: Bundeszentrum für Ernährung) (12/12)

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Bei Zuckeraustauschstoffen gibt es keine derartige Verzehrempfehlung. Beträgt der Anteil der Zuckeraustauschstoffe jedoch mehr als zehn Prozent des Produktes – etwa Sorbit im Kaugummi –, muss der Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ auf dem Etikett stehen. Denn Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und Stevioglycoside („Stevia“) können Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall hervorrufen.

Darmflora verändert sich

Sind all diese Stoffe dann wirklich eine gesunde Alternative zu Zucker? „Zucker ist auf jeden Fall gesundheitlich problematisch“, sagt Stefan Kabisch. Bei Süßungsmitteln sei die Studienlage nicht so eindeutig, die Datenlage lückenhaft, viele Studien methodisch nicht einwandfrei. Beobachtungsstudien hätten etwa gezeigt, dass Menschen, die übermäßig Süßstoffe konsumieren, häufiger übergewichtig sind und Diabetes haben. „Hier gibt es jedoch vermutlich eine umgekehrte Kausalität“, so Stefan Kabisch. Heißt: Nicht die Süßstoffe verursachten die Krankheit, sondern Menschen mit Diabetes versuchten, ihre Krankheit mit Süßstoffen im Zaum zu halten.

„Zu Zuckeraustauschstoffen gibt es noch weniger Forschung, aber es ist klar, dass sich die Darmflora bei viel Verzehr umstellt“, sagt Stefan Kabisch. Menschen mit Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Reizdarm sollten bei Xylit, Sorbit, Isomalt und Co. vorsichtig sein.

Auf jeden Fall sei beim Einkaufen ein Blick auf die Zutatenliste ratsam. „Süßungsmittel sind in viel mehr verarbeiteten Lebensmitteln enthalten, als man denkt“, sagt Böttner. Das Gute: Sie müssen entweder mit der E-Nummer oder ihrem Namen und der Bezeichnung „Süßungsmittel“ auf der Liste auftauchen. (rnw/dpa)

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