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Kombinieren Sie Wein nicht zum Essen, sondern zu Ihrer Laune

Es mag skurril klingen. Doch kaum ein Getränk ist so stimmungsrelevant wie Wein.

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"Kombinieren Sie Wein nicht zum Essen, sondern zu Ihrer Laune", schlägt Silvio Nitzsche vor,
"Kombinieren Sie Wein nicht zum Essen, sondern zu Ihrer Laune", schlägt Silvio Nitzsche vor, ©  Thomas Kretschel

Von Silvio Nitzsche

Haben Sie schon einmal Wein bewusst mit einer Stimmung kombiniert? Es gibt kaum etwas Verrückteres. Der erste Schritt ist, Weine bewusst trinken zu lernen. Im zweiten Schritt wird dem Wein geholfen, sich optimal zu entfalten, um das zu begleitende Element gebührend zu hofieren. Bevorzugt kombinieren wir Wein mit Speisen. Doch diese verändern ihn. Daher ist es nicht minder interessant, Weine und Laune miteinander abzugleichen. Wie ich darauf komme?

In meiner Tätigkeit hatte ich schon sehr viele Weinbegleitungen – also eine unterschiedliche Speisenfolge mit verschiedenen Weinen zu kombinieren. Damit der Erlebniswert hierbei groß ist, sucht man möglichst unterschiedliche Weine aus. Somit haben meine Gäste in einem kurzen Zeitraum sehr viele Weinemotionen er- und ausleben können. Und ihre Stimmungen veränderten sich an so einem Weinabend gravierend. Zuerst dachte ich, dass der eine Wein vielleicht besser und der andere nicht so sehr gut gefällt – bis ich merkte, dass der eine Wein anders die Stimmung beeinflusst als der andere.

Das ist chemisch-biologisch begründbar. Denn der eine Wein hat mehr Zucker, ein anderer mehr Säure, um nur zwei von 80 uns beeinflussenden Inhaltsstoffen im Wein zu benennen. Nach einem Glas Zuckerwasser fühlen wir uns anders als nach einem Glas Zitronensaft. Wenn wir exotische gelbe Früchte essen, fühlen wir uns anders lebendig, als wenn wir Schokolade genießen. Und auch Sie praktizieren es sicher bereits intuitiv, da Wein ein geselliges Genussmittel ist.

Alte Weine erzählen uns alte Geschichten

Keiner von uns trinkt Wein und starrt dabei an die Wand. Wir kombinieren Wein mit bestimmten Tageszeiten, Menschen, Situationen oder eben Stimmungen. Konkret erwählen wir zum Beispiel bestimmte Weine zu Weihnachten, andere für eine Sommerfeier. Im Herbst mögen wir in der Regel andere Weine als im Frühjahr. In diesen Momenten fühlen wir bereits die Situation und möchten sie unseren Wünschen entsprechend begleiten.

Sie suchen beispielsweise für ein Fest den richtigen Wein. Lösen sie sich einfach von dem Vorhaben, Weine zu finden, die jeder gerne trinkt. Es gibt ohnehin nicht den richtigen Wein für alle, wenn viele Menschen zusammen sind. Deshalb stellen Sie sich einfach die zu erwartende Situation vor. Wird es wahrscheinlich eine friedliche Situation oder eine konfliktbehaftete, dramatische, lustige, kommunikative oder eine harmonische Situation?

Alte Weine erzählen uns alte Geschichten. Junge Weine lassen uns diese erleben. Kraftvolle Rotweine sorgen für einen gewissen situativen Ernst. Vielschichtige Rotweine, wie ein Spätburgunder, regen zum Reden an. Kraftvolle und säurebetonte Weine lösen Aggressionen und leicht süßliche Weine lassen uns zur Ruhe kommen. Die Liste der Gegebenheiten und Eigenschaften könnte man unendlich weiterführen. Probieren Sie es aus, beobachten Sie die Situation und Ihre Gäste. Wechseln Sie an einem Abend einmal den Wein und Sie werden merken, wie auch Ihre Gäste und die Themen sich verändern.

Und am besten merken Sie das, wenn Sie Champagner, also einen Schaumwein trinken, denn dieser hilft vergessen. Wenn man Sekt trinkt, sorgen die lebendigen Perlen am Gaumen dafür, dass man alles um sich herum zu vergessen scheint. Der perfektere Tropfen für einen ausgelassenen Abend und zugleich ein perfektes Gastgeschenk.