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Jeder Fünfte hatte wegen der Hitze schon Gesundheitsprobleme

Die Krankenkasse DAK legt einen Hitzereport vor - und fordert von der Regierung sofortiges Handeln.

Von Stephanie Wesely
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Das tut gut. Jede Abkühlung ist in diesen Tagen willkommen.
Das tut gut. Jede Abkühlung ist in diesen Tagen willkommen. © dpa

Die hohen Temperaturen der letzten Tage machen vielen Menschen zu schaffen, zeigt die DAK Gesundheit in einem aktuellen Hitzereport, der am Montag vorgestellt wurde. Danach hatten 20 Prozent der Deutschen bereits Mitte Juni Gesundheitsprobleme durch Hitze. Meist waren es Abgeschlagenheit, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, über die die 1.001 online befragten Männer und Frauen klagten.

Der Anteil bei den Älteren ab 60 Jahre lag dabei mit 25 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei den Jüngeren (zwölf Prozent). Von denjenigen mit Hitzebeschwerden mussten zehn Prozent eine Arztpraxis aufsuchen. Weitere 18 Prozent gaben an, sie hätten auf einen Praxisbesuch verzichtet, wären aber besser zum Arzt oder zur Ärztin gegangen. Nach Schätzung sterben jährlich zwischen 5.000 und 20.000 Menschen in Deutschland in Folge von Hitze.

Großstädte brauchen besonderen Schutz

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse machen Hitzewellen und Extremwetter zwei Drittel der Menschen große Sorgen. Klare Erwartungen richten die Befragten an Politik und Verwaltung: 72 Prozent sind der Meinung, es müsse mehr zum Schutz der Bevölkerung vor extremer Hitze getan werden. Vor allem die Bewohner großer Großstädte ab 500.000 Menschen erwarten einen stärkeren Schutz vor Hitzewellen, wie 83 Prozent der Befragten sagten. Bei den 18- bis 29-Jährigen forderten das 89 Prozent.

Warnung durch Apps und per SMS

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will das Land mit einem Hitzeschutzplan besser gegen hohe Temperaturen wappnen. Der Plan soll unter anderem die Verringerung von Todesfällen, das Auslösen von konkreten Schutzmaßnahmen und eine bessere Aufklärung über Hitzegefahren zum Ziel haben. Die Nutzung des Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes (DWD) soll dabei eine Rolle spielen, um Menschen zu warnen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen. So werde zum Beispiel geprüft, wie möglichst viele Menschen digital erreicht werden könnten, etwa durch Apps oder per SMS.

Laut Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, brauche es einen Hitzeschutzplan mit baurechtlichen Vorgaben. DAK-Vorstandschef Andreas Storm begrüßt die Initiative von Lauterbach, fordert aber schon Sofortmaßnahmen für diesen Sommer. „Es ist alarmierend, wie viele Menschen schon in den ersten Hitze-Wochen Gesundheitsprobleme hatten“, sagt er.

Gefahr bei körperlicher Arbeit im Freien

Für bestimmte Bereiche besteht nach Einschätzung der Befragten ein besonderer Aktionsbedarf: 89 Prozent sind der Ansicht, dass Wirtschaftszweige mit schwerer körperlicher Arbeit, beispielsweise das Handwerk, der Bau und die Produktion besonders stark von Hitzewellen betroffen sind. Etwas mehr als drei Viertel halten darüber hinaus den Pflegebereich in Alten- und Pflegeeinrichtungen für anfällig und mehr als die Hälfte (52 Prozent) die medizinische Versorgung in Krankenhäusern.

Hitzetipps, die wirklich helfen

Jeder kann auch selbst etwas für seine Gesundheit tun. Besonderen Schutz brauchen der Krankenkasse zufolge Säuglinge und Kleinkinder, Schwangere, Senioren und Pflegebedürftige sowie akut oder chronisch kranke Menschen.

  • Die Wohnung: Tagsüber sollten die Fenster weitestgehend geschlossen bleiben, Rollläden und Jalousien am besten herunterlassen. Gelüftet wird, sobald es draußen kühler wird – am frühen Morgen und am späten Abend. Bewährt hat es sich, vor einen Ventilator eine Schüssel kühlendes Eis zu stellen oder nachts ein nasses Handtuch oder Bettlaken vors Fenster zu hängen. Ungenutzte Elektrogeräte werden am möglichst ausgesteckt, denn sie geben Wärme ab. Auch Teppiche und Wolldecken besser wegpacken, auch sie speichern die Wärme.
  • Die Kleidung: Weite, leichte und atmungsaktive Kleidung sorgt dafür, dass die Luft am Körper zirkulieren kann. Für Luftbewegung kann außerdem ein Fächer sorgen. Wer draußen unterwegs ist, muss Sonnencreme mit UV-Schutz benutzen, eine Sonnenbrille aufsetzen und eine Kopfbedeckung tragen, denn das Gehirn reagiert besonders empfindlich auf Hitze.
  • Die Aktivitäten: Einkauf, Gartenarbeit, Haushalt: körperliche Aktivitäten sollten auf kühlere Stunden verlegt werden – am besten vor 11 Uhr und nach 18 Uhr. Angenehme Kühlung verschaffen ein Fußbad oder Thermalwasserspray. Außerdem hilft es, die Unterarme in lauwarmes Wasser zu tauchen. Auch lauwarme Duschen tun gut.
  • Das Trinken: Oft hat man erst Durst, wenn bereits viel Flüssigkeit verloren wurde. Deshalb stündlich ein Glas Wasser trinken – auch wenn man keinen Durst hat. Das gilt ganz besonders für ältere Menschen. Auch bei Babys ist auf genügend Flüssigkeit zu achten. Am besten geeignet sind Mineral- oder Leitungswasser sowie Kräutertees ohne Zuckerzusatz. Alkohol eignet sich nicht zur Flüssigkeitszufuhr. Kaffee und stark gezuckerte Getränke ebenso wenig. Sie entziehen dem Körper Flüssigkeit. Auch wenn es verlockend klingt: Die Getränke möglichst nicht eiskalt trinken. Lauwarm ist besser. Das heizt den Stoffwechsel nicht so an, was die Wärmeproduktion fördern würde.
  • Das Essen: Leichter ist jetzt besser: Geeignet sind saftiges Obst, frisches Gemüse und Salate. Essen Sie lieber mehrere kleine Mahlzeiten. Eiweißreiche Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Hülsenfrüchte und Nüsse sollten reduziert werden, sie erhöhen die Körperwärme. Damit der Salzhaushalt stimmt: ab und an gesalzene Suppen oder Salzstangen essen.