Jung, weiblich, gewollt kinderlos: Der lange Weg zur Sterilisation
Manche Frauen wissen schon in jungen Jahren, dass sie nie Kinder haben wollen. Eine Sterilisation ist dann oft eine Erleichterung. Doch einen Mediziner für den Eingriff zu finden, kann alles andere als leicht sein.
Vivian Krieger ist 21. Und sie wird niemals Kinder bekommen. Was für viele andere junge Frauen eine Hiobsbotschaft ist, hat Vivian sich selbst schon mit 17 Jahren versprochen. Sie sitzt auf ihrem Bett, das zugleich das Sofa ihrer hellen Einzimmerwohnung im Dresdner Süden ist, lächelt und sagt: "Das war bisher die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe."
Am 15. September dieses Jahres löst sie dieses Versprechen ein: In einem ambulanten Eingriff in einer Klinik in Wuppertal werden ihre Eileiter nicht nur durchtrennt, sondern ganz entfernt. So sinkt zugleich das Risiko für Eierstockkrebs. Die Wahrscheinlichkeit, nun noch auf natürlichem Wege schwanger zu werden, ist gleich null.
Ihr erstes Gefühl, als sie aus der Vollnarkose aufwacht: Erleichterung. Bis heute hält es an. "Ich bin super froh, dass ich das gemacht habe", sagt Vivian und ihre hellen blauen Augen strahlen. Von der OP geblieben sind nur zwei kleine Narben am Unterbauch und eine direkt im Nabel, die kaum noch zu sehen sind.
Viele Ärzte sterilisieren Frauen erst ab 30 und mit Kindern
Eine Sterilisation ist in Deutschland ab 18 Jahren gesetzlich erlaubt; erfolgt sie ohne medizinischen Grund, also auf Wunsch der Patientin, übernimmt die Krankenkasse seit 2004 die Kosten nicht mehr. Vivian spart die knapp 700 Euro für die Operation privat an. Zwischen 500 und 1.000 Euro kostet der Eingriff laut Pro Familia meist. "Das ist schon nicht ohne", sagt die Studentin. Doch kein Vergleich zum mühsamen Weg bis zum 15. September.
Für viele Frauen steht schon in der Kindheit fest: Eines Tages werde ich selbst Kinder haben. Bei Vivian ist es anders. Schon seit sie 18 ist, versucht sie einen Arzt oder eine Ärztin zu finden, die eine Sterilisation bei ihr durchführen. Doch egal, ob sie gerade in Niedersachsen oder Hamburg wohnt: "Ich bin immer nur auf Ablehnung gestoßen."
Die Mediziner wollen den Eingriff bei der jungen, kinderlosen Frau nicht durchführen. Sie könnte das ja irgendwann bereuen. Weil es sich um eine Wunsch-OP handelt, sind Ärzte zur Behandlung nicht verpflichtet. Auch von ihrer Dresdner Frauenärztin hört Vivian sofort ein Nein.
Zur rund 550 Kilometer entfernten Klinik in Wuppertal findet sie schließlich über eine Karte auf der Website des Vereins "Selbstbestimmt steril": Dort können sich Praxen und Krankenhäuser in Deutschland eintragen lassen, in denen Sterilisationen an Frauen durchgeführt werden. Derzeit sind das gut 50 und nicht selten ist unter "Details" zu lesen: "ab 30 Jahren". Manchmal ist die Altersgrenze auch 35, 25 oder 21.
"Es kann doch nicht sein, dass nur wir solches Glück hatten"
Dass für Frauen wie Vivian der Weg zur Sterilisation oft so schwierig ist, macht Susanne Rau wütend. 2019 gründet die Leipzigerin zusammen mit Katia von der Heydt den Verein "Selbstbestimmt steril". Das Datum hat sie sich auf den Arm tätowieren lassen. Der Verein will, "dass volljährige, mündige Personen mit Uterus und Sterilisationswunsch Gynäkolog*innen in ihrer Nähe finden können, die eine Sterilisation möglichst unabhängig von Alter, Anzahl der Kinder oder medizinischer Indikation ... durchführen". Von "Personen mit Uterus" spricht der Verein, weil das Thema auch Transmänner betrifft.
Susanne selbst lässt sich 2017 in Leipzig sterilisieren, da ist sie 28. "Das war alles total easy, kinderfrei, gar kein Problem", erzählt sie in einem Videotelefonat. Auch eine 31-jährige Freundin ohne Kinder findet gleich einen Arzt für ihre Sterilisation. Aber Susanne merkt bald, dass diese Fälle die Ausnahmen sind. Vielen geht es eher wie Vivian: Wenn sie in den Augen der Mediziner "zu jung" sind und noch keine Kinder haben, werden sie abgewiesen. Immer und immer wieder.
"Da habe ich gedacht, es kann doch nicht sein, dass nur wir solches Glück hatten", sagt Susanne. Jemand müsste mal eine Karte machen und alle Mediziner auflisten. Heute senden sie und ihre Mitstreiterinnen E-Mails, Faxe und sogar Briefe an Praxen und telefonieren ihnen hinterher, immer mit der Frage: Wollen Sie sich nicht auf unserer Karte eintragen lassen?
Viele Ärzte sähen aber nicht die Notwendigkeit, der Begriff "Sterilisation" tauche doch auf der Website auf. Mehrere Sächsische.de-Anfragen an Gynäkologiepraxen blieben unbeantwortet. Das Thema Sterilisation scheint mit einem Tabu behaftet zu sein.
"Das war keine Entscheidung von jetzt auf gleich"
Viele sterilisierte Frauen dagegen sind offen, über ihre Beweggründe zu sprechen. Auf eine Anfrage nach Gesprächspartnerinnen für diesen Artikel, die "Selbstbestimmt steril" über soziale Netzwerke teilt, melden sich gleich drei junge, kinderlose Frauen: Vivian Krieger aus Dresden, Claudia Aigner aus Chemnitz und eine weitere Dresdnerin, die anonym bleiben möchte, weil noch nicht jeder in ihrer Familie von der Sterilisation weiß. In diesem Text wird sie auf eigenen Wunsch Elisa heißen.
Elisa ist seit Januar sterilisiert und "sehr glücklich damit". Die Tagesklinik in Görlitz, in der sie den Eingriff hat durchführen lassen, hat sie über den Verein gefunden. Mittlerweile ist der Eintrag jedoch wieder von der Karte verschwunden. 835 Euro kostet sie die OP. Danach ist sie ein paar Tage ziemlich groggy. "Aber ich hatte keine großen Schmerzen, da hatte ich Schlimmeres erwartet."
Mit der Frage "Kinder oder nicht" hat sich die 25-Jährige über Jahre beschäftigt. "Das war keine Entscheidung von jetzt auf gleich, sondern ein langer Prozess." Was in das Ergebnis mit hineinspielt: der Zustand der Welt, die Verantwortung für ein Kind, der finanzielle Aufwand. Und vor allem: "Es hat sich einfach nie nach etwas angefühlt, womit ich mich gut fühle oder was ich brauche."
Frauen mit Sterilisationswunsch fühlen sich bevormundet
Entscheidend war schließlich, dass für Elisa keine andere, ähnlich sichere, also hormonelle Verhütungsmethode infrage kam. Jahrelang probiert sie verschiedene Pillen aus, hat immer Nebenwirkungen. Die Hormonspirale bereitet ihr so starke Schmerzen, dass sie diese nach einem Jahr wieder entfernen lässt. "Letztendlich habe ich realisiert: Eigentlich zögerst du den Eingriff nur hinaus."
Heute sagt Elisa: "Es bringt mir krass viel mehr Lebensqualität, weil ich einfach nicht mehr über Verhütung nachdenken muss." Im Freundes- und Bekanntenkreis geht sie offen mit ihrer Sterilisation um und erhält viel Zustimmung. Sie hat Freundinnen, die auch keine Kinder wollen. Ihr ist wichtig, dass endlich gesellschaftlich über dieses Thema gesprochen wird. „Man hört immer nur von der Sterilisation des Mannes, nie der Frau.“ Frauen sollten aber wissen, dass dies auch eine Option für sie sein kann.
Nur ihren Eltern und Großeltern hat Elisa vom Eingriff bisher nicht erzählt. Sie rechnet mit wenig Verständnis. "Meine große Schwester und ich haben schon öfter mit ihnen darüber gesprochen, dass wir keine Kinder möchten. Aber davon zu erzählen, dass ich mich habe sterilisieren lassen, macht das Ganze noch mal finaler." Irgendwann, das weiß sie, wird sie auch dieses Gespräch führen müssen.
Die Selbstverständlichkeit, mit der Familie und Gesellschaft oft erwarten, dass jede Frau im Leben irgendwann Kinder bekommen wird, belastet viele, die diesen Wunsch einfach nicht haben. Das geht auch aus den Erfahrungsberichten auf der Seite von "Selbstbestimmt steril" hervor. Dort schildert zum Beispiel die 33-jährige Julia, sterilisiert mit 27, wie ihr der Anästhesist im Vorgespräch zur OP ins Gesicht gesagt habe: "Sie erfüllen Ihre gesellschaftliche Pflicht nicht." Immer wieder wurde sie zum Beispiel bei Feiern auf ihre Familienplanung angesprochen, von völlig Fremden. "Und nur ich wurde gefragt. Mein Partner, der direkt neben mir saß, wurde nicht weiter behelligt."
Manche klagen über Bevormundung durch Ärzte, wenn sie in den Aufklärungsgesprächen hören: In ein paar Jahren denken Sie anders darüber. Was, wenn Sie einen neuen Partner haben? Was, wenn eines Ihrer Kinder stirbt und Sie doch noch ein weiteres möchten?
Frauen sind heute über 30 bei der ersten Geburt
Prof. Dr. Bahriye Aktas versteht die Frauen, "die sich bevormundet fühlen, dass da ein Arzt oder eine Ärztin kommt und klarmachen möchte, Sie wissen gar nicht, was die Welt noch für Sie bereithält". Aktas ist Direktorin der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Leipzig, an der auch Sterilisationen auf Wunsch der Frauen durchgeführt werden. Teilweise müssten gerade Jüngere sich extrem rechtfertigen, sagt die Ärztin im Telefongespräch.
Doch sie betont auch: Es wäre zu einfach zu sagen, es ist der Wille der Frau und sie hat das Recht, über ihren Körper zu bestimmen. "Das ist natürlich vollkommen richtig, aber wir müssen auch schauen, dass wirklich keine anderen Faktoren diese Frau beeinflussen." Druck aus der Familie oder vom Partner zum Beispiel. Deshalb sei es nicht so einfach, das Thema nur schwarz und weiß zu sehen.
Und man müsse auch den Ärzten gerecht werden, die es sich nicht leicht machen könnten, bei einer so jungen Frau eine solche OP durchzuführen. In Deutschland liege das Durchschnittsalter der Frau bei ihrer ersten Geburt mittlerweile bei über 30 Jahren.
"Ich habe mein Leben lang nie gefühlt, dass ich Kinder will"
Die ChemnitzerinClaudia Aigner wurde von ihrer Frauenärztin bei jedem Besuch gefragt: "Wann wollen wir denn mal über Kinder reden?" Bis die 31-Jährige klarmacht, dass sie keine möchte und ihr die Frage danach unangenehm ist. "Ich habe mein Leben lang nie gefühlt, dass ich Kinder will." Die Ärztin vermerkt das schließlich in ihrer Akte.
Zur Sterilisation kommt Claudia über den Wunsch, endlich pillenfrei zu werden. Lange hält sie den Eingriff aber für etwas, das nur geht, wenn man schon Kinder bekommen hat. Wie bei ihrer Mutter: Die wurde nach der Geburt der Schwester gleich mit sterilisiert, bezahlt von der Krankenkasse. "Sie war Ende 30, in einem Alter, wo man gar nicht mehr nachfragt."
Über eine Pillengruppe auf Facebook stößt Claudia auf "Selbstbestimmt steril", tauscht sich mit Frauen aus, die den Eingriff schon hinter sich haben. "Das hat mir ziemlich viel Mut gemacht, weil von
jeder Seite immer kam: Es war eigentlich gar nicht so schlimm." Vor der ersten OP ihres Lebens hatte sie trotzdem großen Respekt.
Die Geschichte vonVivian aus Dresden, die mit 21 operiert wurde, unterscheidet sich in einem Punkt von denen der anderen interviewten Frauen: Ihr Wunsch nach einer Sterilisation hat einen ganz persönlichen Hintergrund. Als Jugendliche erfährt sie "über einen langen Zeitraum" sexuelle Gewalt, die ihre Einstellung zum Thema Sexualität komplett verändert. "Ich verbinde damit einfach nichts Schönes mehr." Sie hat schon früh gelernt, dass eine Frau nicht selbst über ihren Körper bestimmen kann - was sich auf der langen Suche nach einem Mediziner für die Sterilisation wieder zu bestätigen schien.
Auf ein kariertes Blatt Papier hat sie eine lange Liste von Gründen für den Eingriff geschrieben. Ganz oben steht: "Meine freie Entscheidung!" In Deutschland sei die Entscheidung über den eigenen Körper für Frauen extrem eingeschränkt. Sie erzählt von einem Freund, der in ihrem Alter eine Vasektomie hatte. Problemlos habe dieser einen Arzt gefunden. "Da wird nicht rumdiskutiert, er musste nicht zu zigtausend Ärzten und Kliniken." Anders als Frauen.
"Das Problem liegt nicht beim Gesetzgeber, sondern ganz klar bei den Ärzten und der gesellschaftlichen Grundeinstellung zum Thema", hat Vivian aufgeschrieben. (Das Wohl der Patientin sollte doch im Vordergrund stehen.)
30, verheiratet, zwei Kinder - "Das war der Standard"
In der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt gibt man gerne Auskunft zum Thema Sterilisation auf Wunsch, die dort auch durchgeführt wird. Trotz vollem Tag mit etlichen Sprechstundenterminen und nur einem hastigen Bissen ins Mittagsbrötchen nimmt Dr. Markus Grebe sich Zeit für ein ausführliches Interview in seinem Büro.
Der Chefarzt kann zunächst aufklären, woher die Grenze von 30 Jahren bei vielen Medizinern kommt. Früher sei das bei Sterilisationen "gute medizinische Praxis" gewesen: 30, verheiratet, zwei Kinder. "Das war der Standard."
Dass eine junge, kinderlose Frau sich sterilisieren lassen will, komme in seiner Klinik nur zwei-, dreimal im Jahr vor. "Und dann muss sie sehr überzeugend sein." Im Gespräch stellt der Chefarzt selbst sicher, dass die Patientin alle Alternativen kennt und sich der Tragweite ihrer Entscheidung bewusst ist. So wie der Eingriff am Klinikum durchgeführt wird, ist er nicht mehr rückgängig zu machen. Eine künstliche Befruchtung als letzter Ausweg berge Risiken und funktioniere oft nicht. Man sollte sich der Entscheidung, "ich will keine Kinder (mehr) bekommen", also sehr sicher sein, sagt Grebe.
Schließlich stellt der Arzt bei Frauen in festen Partnerschaften immer auch die Frage: Was ist mit einer Sterilisation des Mannes? Eine Vasektomie sei deutlich risikoärmer und benötige nur eine örtliche Betäubung. "Die Wahrscheinlichkeit für schwere Komplikationen ist nahe null", sagt Grebe.
Bei der Frau ist es eine richtige Bauchoperation, bei der Blutgefäße oder der Darm verletzt werden könnten. "Die Risiken sind gering, aber das muss man natürlich ansprechen." Manche Frauen hätten auch Probleme mit der Narkose. Vivian zum Beispiel hat entweder auf Schmerz- oder Narkosemittel allergisch reagiert und musste nach der OP zur Sicherheit eine Nacht in der Klinik bleiben.
"Die Sterilisation war ein Weg zur Selbstbestimmung"
"Wenn eine junge Frau in die Ambulanz kommt und diesen Wunsch äußert, dann wird es auf jeden Fall nicht so einfach durchgewunken", sagt auch Prof. Dr. Aktas in Leipzig. Nach der Beratung erfolge noch einmal Bedenkzeit und danach erneut eine Vorstellung. "Wenn die Frau dann sagt, ich habe das alles verstanden und wünsche mir diese Sterilisation, dann denke ich, gibt es genug Anlaufstellen, wo Sterilisationen auch durchgeführt werden."
Und wenn eine Frau den Wunscheingriff doch irgendwann bereut? "Das sehe ich ehrlich gesagt häufiger", sagt Aktas. Das liegt jedoch an der Ausrichtung der Leipziger Klinik, die mittels Mikrochirurgie erfolgreich Eileiter wieder verbinden kann. Es gebe heute Verfahren und Techniken, bei denen die Erfolgsquote durchaus über 50 Prozent liegen könne. "Da muss jede Frau dann für sich selbst entscheiden: Sind 50 Prozent wenig oder viel?", sagt Aktas.
Aus dem Bekanntenkreis kennt auch Dr. Grebe Fälle von sterilisierten Frauen, die später doch Kinder bekommen wollten - mit neuem Partner oder nach dem Tod eines Kindes. Genau die unangenehmen Fragen also, die Frauen mit Sterilisationswunsch häufig gestellt werden.
Gynäkologin Aktas betont jedoch, dass Patientinnen nicht leichtfertig mit diesem operativen Eingriff umgehen und gerade Jüngere sich meist schon viel mit dem Thema beschäftigt hätten. "Das ist eine ganz andere,
aufgeklärte Generation", sagt Aktas. Eine Generation, die sich sicherer in ihrer Entscheidung ist und später vielleicht sogar seltener bereut? "Das wäre jetzt Mutmaßung,
aber ich könnte es mir vorstellen."
An der Gewissheit, niemals Kinder zu wollen, zweifelt Vivian aus Dresden keinen Moment. Sie hat sich zuvor viele Erfahrungsberichte durchgelesen, auch von Frauen, die den Eingriff bereut haben. "Ich bin da nicht überstürzt reingestolpert", sagt die 21-Jährige. Für sie war die Sterilisation ein Weg zur Selbstbestimmung. "Ein Schritt zu sagen: Ich habe wirklich etwas nur für mich gemacht, wovon mir vorher alle abgeraten haben - Familie, Freunde, Partner." Ihrer Mutter erzählt sie erst eine Woche vor der Operation davon. "Bis zur letzten Minute hat sie versucht, mich umzustimmen."
In der Therapie arbeitet sie nun das erlebte Trauma auf, lernt endlich, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die sexuelle Gewalt sei jedoch nicht der Hauptgrund für die Sterilisation gewesen, betont Vivian. "Sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht."
Du bist keine vollständige Frau, wenn du keine Kinder hast. Du wirst bereuen, wenn du keine Mutter wirst. Das ist für eine Frau doch die Erfüllung ihres Lebens. All diese Sätze hat Vivian immer wieder gehört. Völliger Schwachsinn sei das, sagt sie. "Ich kann doch mittlerweile selbst entscheiden, was für mich ein erfülltes Leben ist, oder nicht?"
So funktioniert eine Sterilisation bei Frauen:
Bei einer Sterilisation (Tubenligatur) wird der Weg der Eizellen in die Gebärmutter unterbrochen. Dazu werden die Eileiter durchtrennt und die Enden verödet.
Oft wird auch ein Stück entfernt, das führt zu noch größerer Sicherheit.
Gelegentlich werden die Eileiter ganz entfernt. Das schließt gleichzeitig eine Eierstockkrebserkrankung aus.
Die Eileiter mit Clips zu verschließen, hat sich als zu unsicher erwiesen und wird nur noch selten praktiziert.
Auch nach dem Eingriff haben die Frauen einen normalen Regelzyklus.
Seltene Nebenwirkungen sind Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaften sowie eine frühere Menopause.
Der Berufsverband der Frauenärzte spricht von einer Versagerquote von nur 1–3 Prozent bei der Sterilisation.