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Ein Rauchstopp spart Tausende Euro

Immer mehr Menschen müssen infolge des Rauchens stationär behandelt werden. Anlässlich des heutigen Weltnichtrauchertags gibt es verschiedene Angebote, die das Aufhören erleichtern sollen.

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Ciao, Zigarette! Vom Rauchen loszukommen ist schwer. Wenn man weiß, wofür man es tut, ist die Motivation stärker.
Ciao, Zigarette! Vom Rauchen loszukommen ist schwer. Wenn man weiß, wofür man es tut, ist die Motivation stärker. © dpa/ Jens Kalaene

Rund 75.500 Menschen sind in Deutschland im Jahr 2020 an den Folgen des Rauchens gestorben. Die mit Abstand häufigste Todesursache dabei waren Krebserkrankungen, wie das Statistische Bundesamt anlässlich des heutigen Weltnichtrauchertags mitteilte.

Demnach war Lungen- und Bronchialkrebs, Kehlkopf- oder Luftröhrenkrebs bei gut 46.000 Rauchern die Todesursache, bei rund 29.000 war es eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Bei Frauen ist das Risiko, an einem entsprechenden Tumor zu sterben, innerhalb von 20 Jahren um 73 Prozent gestiegen: Im Jahr 2000 starben laut Statistik pro 100.000 Einwohner etwa 23 Frauen an Lungen- und Bronchialkrebs, 2020 waren es fast 40.

Insgesamt wurden den Angaben zufolge im Jahr 2020 rund 375.200 Menschen mit raucherspezifischen Erkrankungen in deutschen Krankenhäusern behandelt. Das sind knapp 19 Prozent mehr vollstationäre Behandlungen als 20 Jahre zuvor. Rauchen gehört zu dem wichtigsten vermeidbaren Risikofaktor für Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.

Onlinerechner zeigt Kosten der Sucht

Und Rauchen ist teuer. Wer täglich eine Schachtel mit rund 20 Zigaretten raucht und jetzt damit aufhört, kann innerhalb eines Jahres 2.330 Euro sparen. Das zeigt ein Onlinerechner der Bundesregierung, mit dem jeder entsprechend seines Konsums die Kosten angezeigt bekommt. Basis ist ein Preis von 32 Cent pro Zigarette. Rauchen verbrennt also viel Geld – ein Argument, von der Zigarette loszukommen.

Gewöhnt man sich das Rauchen ab, verbessert sich auch die Fitness. Denn nach einem Rauchstopp regeneriert sich der Körper. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) verbessert sich die Lungenfunktion nach etwa zwei Wochen bis drei Monaten. Auch der Kreislauf stabilisiert sich nach einigen Wochen.

Raucherambulanzen setzen auf Kraft der Gruppe

Doch das Aufhören ist schwer. „Mehrere Anläufe und wiederholte Rückfälle sind eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Stephan Mühlig, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Technischen Universität Chemnitz. Er ist als Suchtforscher aktiv und begleitet Aufhörwillige in der Raucherambulanz Chemnitz beim Weg aus der Sucht. „Die Forschung und unsere Kursteilnehmer sind sich einig darin, dass der Rauchstopp-Erfolg gemeinsam in der Gruppe und unter fachlicher Anleitung um ein Vielfaches größer ist als bei unbegleiteten Rauchstopp-Versuchen“, so Mühlig. Der Kurs verbindet verhaltenstherapeutische Strategien mit Wissensvermittlung und berät auch zu medikamentösen Begleitbehandlungen.

Digitale Kurse für Spezialgruppen

Schon seit 2020 setzt die Chemnitzer Ambulanz zusätzlich auf digitale Kurse. Hierbei treffen sich die Gruppen in virtuellen Live-Sitzungen mit ihren Trainern. Zwischen den Terminen wird der Kontakt telefonisch oder per Mail aufrechterhalten. Dieser Vorteil soll nun für neue zielgruppenspezifische Angebote genutzt werden: Entwöhnungskurse speziell für Schwangere, Partner von Schwangeren, Jugendliche oder Menschen mit speziellen körperlichen Erkrankungen oder psychischen Störungen. „Vor Ort gelingen solche speziellen Angebote meist nicht, weil sich nicht genügend Betroffene zum gleichen Zeitpunkt anmelden“, sagt Mühlig. Bei Online-Kursen mit bundesweitem Einzugsgebiet lasse sich dieses Problem leicht lösen. Auch an der Technischen Universität Dresden werden Kurse zur Tabakentwöhnung angeboten, die auf dem Rauchfrei-Programm basieren. Das Programm wurde vom Institut für Therapieforschung (IFT) in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelt.

Weniger Zigaretten, mehr Tabak für Wasserpfeifen

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zigaretten sank laut Statistik zwischen 2011 und 2021 um etwa 21 Prozent. Noch immer aber raucht im statistischen Schnitt jeder Erwachsene in Deutschland pro Jahr 1033 Zigaretten. Zum Vergleich: Im Jahr 2002 etwa lag der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 2161 Zigaretten. Bei Zigarren und Zigarillos ging der durchschnittliche Jahresverbrauch pro Kopf von 63 auf 40 zurück.

Ein gegenläufiger Trend ist beim Pfeifentabak zu beobachten: Hier verachtfachte sich der Verbrauch seit 2011 - von 14 auf 121 Gramm pro Kopf im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden damit 2021 fast 8400 Tonnen Pfeifentabak verkauft. Ursache für den enormen Anstieg ist nach Angaben der Statistiker die wachsende Nachfrage nach Wasserpfeifentabak und Tabakprodukten für sogenannte elektrische Erhitzer.

E-Zigaretten verlagern die Sucht

„Elektronische Ersatzprodukte wie Verdampfer sind aber nicht zur Raucherentwöhnung geeignet“, sagt Dr. Sören Kuitunen-Paul, Psychologe und Suchtforscher der Raucherambulanz Chemnitz. Denn der Dampf sei ein Aerosol mit entzündungsfördernden, gefäßschädigenden und krebsfördernden Eigenschaften, von dem bislang noch nicht kalkulierbare Gesundheitsrisiken ausgehen. Zudem werde die Sucht oft nur verlagert – von der Zigarette zum Verdampfer oder der E-Zigarette. (dpa/rnw)

Hier gibt es Hilfe beim Rauchstopp