Zittau
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Premiere für eine Hundertjährige

Der SZ-Lebensbegleiter war mit dem Vortrag "Demenz und Alterseinsamkeit" in Zittau zu Gast. Und das in einem Haus, das kaum besser dazu passen könnte.

Von Jan Lange
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Die erste Veranstaltung des SZ-Lebensbegleiters fand in der AOK-Filiale in Zittau statt.
Die erste Veranstaltung des SZ-Lebensbegleiters fand in der AOK-Filiale in Zittau statt. © Matthias Weber/photoweber.de

Alterseinsamkeit und ihre Folgen werden oft erst gesehen, wenn es zu spät ist. Und Menschen, die davon betroffen sein könnten, gibt es immer mehr. Gab es 1991 zwölf Millionen Alleinstehende, ist die Zahl heute auf knapp 17 Millionen angewachsen. Rund 40 Prozent der über 65-Jährigen fühlen sich laut Professor Markus Donix einsam. Donix ist Professor für Gerontopsychiatrie mit Schwerpunkt Demenzforschung am Uniklinikum Dresden.

Dass es nicht zur Alterseinsamkeit kommt, dazu will der SZ-Lebensbegleiter einen Beitrag leisten. Und das nicht nur mit Informationen auf der gleichnamigen Webseite, auf der unter anderem Themen wie Wohnen & Garten oder Gesundheit & Pflege aufgegriffen werden, sondern auch mit Veranstaltungen vor Ort.

Die erste Veranstaltung dieser Art - sozusagen die Premiere - fand am Donnerstag in Zittau statt. Moderator Bernhard Hohlfeld bezeichnete es gar als "Welturaufführung". Und so waren alle gespannt, wie die Veranstaltung, aus der eine Reihe werden soll, bei den Gästen ankommt und ob sie ihnen etwas bringt. Der SZ-Lebensbegleiter will vor allem älteren Gästen bei ihren eigenen Situationen weiterhelfen.

Das ist in Anfängen geglückt: So wollen zwei ältere Damen, die sich bei der Veranstaltung getroffen haben, weiter in Kontakt bleiben, mal zusammen Karten spielen oder nur plauschen. Ein guter Schritt, um Alterseinsamkeit zu vermeiden.

Der Moderator lud die Gäste gleich am Anfang zu einer Art "Bingo" ein. Allerdings ging es nicht um die richtigen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, sondern um Aktivitäten wie Kochen, Gartenarbeit und Fahrradtouren. Die 30 Gäste, die in kleinen Fünfergruppen an den Tischen saßen, konnten sich bei den Aktivitäten eintragen, die sie gern machen. Die Tischgruppe, die als erste eine Längs- oder Querreihe gefüllt hatte, war der "Sieger".

Das hatte einen wichtigen Hintergrund: Gäste mit gleichen Interessen für Aktivitäten sollten sich finden, um diese Dinge künftig vielleicht gemeinsam zu erleben - so wie eben die beiden älteren Damen.

Dabei geht es auch darum, gemeinsam vorhandene Angebote zu nutzen - wie beispielsweise die AOK-Kurse zur Ersten Hilfe oder "Digital fit im Alter". In den Räumen der Zittauer AOK-Filiale fand die erste Vortragsveranstaltung des SZ-Lebensbegleiters statt. Für die AOK war es eine Premiere im Jubiläumsjahr - denn das Gebäude an der Hochwaldstraße wurde vor 100 Jahren errichtet und vor 100 Jahren als AOK eröffnet.

Die Veranstaltung war inhaltlich gut bei der AOK angesiedelt, denn Einsamkeit mache laut Professor Donix krank. In einem Videovortrag erklärte der Mediziner, dass aus seelischer Einsamkeit eine Depression werden kann und dass Herz- und Kreislaufbeschwerden unter einsamen Menschen häufig vorkommen. Bei solchen Erkrankungen kann die AOK als Krankenkasse helfen.

Bevor man erkrankt, können körperliche Betätigung, die Beschäftigung mit Haustieren, Kontakte zu anderen Menschen oder der Besuch von kulturellen Veranstaltungen helfen. Auch Betroffene, die beispielsweise an einer Demenz erkrankt sind, sollten sich sozial nicht zurückziehen, rät Professor Donix. Angehörige spielen dabei oft eine wichtige Rolle.