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Neues Pflegeangebot in Heidenau öffnet

Von der Fabrikanten-Villa zur Kurzzeitpflege: Wer hier einziehen kann, wie lange man bleiben darf und was es kostet.

Von Heike Sabel
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Helmut Bonke schaut sich schon mal um und lässt sich von Pflegedienstleiterin Jenifer Urban (l.) und Krankenschwester Nadine Lemme informieren.
Helmut Bonke schaut sich schon mal um und lässt sich von Pflegedienstleiterin Jenifer Urban (l.) und Krankenschwester Nadine Lemme informieren. © Picxell

Es sieht ein bisschen wie ein Hotel aus und ist es in gewisser Weise auch etwas, obwohl es keines ist. Das ist kein Rätsel, sondern die neue Kurzzeitpflege in Heidenau. Die Pflege- und Therapieverbund Schmiedel GmbH hat dafür auf der Güterbahnhofstraße ein Denkmal-Haus umgebaut. Am 1. Mai ziehen die ersten Gäste ein. Was die Kurzzeitpflege von einem Hotel und der Tagespflege unterscheidet, wer hier wie lange bleiben darf und was es kostet - die SZ fragte nach.

Cornelia Schmiedel hat vor sechs Jahren im ehemaligen Pfennigfuchser auf der Feldstraße ihre Residenz Mirjam für Senioren eröffnet. Das Haus der Kurzzeitpflege befindet sich unmittelbar davor. Jetzt sind beide Gebäude baulich miteinander verbunden und doch sehr unterschiedlich. Was sie auch verbindet, ist das frisch gekochte Essen, das den Bewohnern der Residenz ebenso wie den Gästen in der Kurzzeitpflege serviert wird.

Die einstige Fabrikantenvilla auf der Güterbahnhofstraße in Heidenau war zuletzt etwas heruntergekommen und stand leer. Jetzt ist sie umgebaut und befindet sich hier eine Kurzzeitpflege.
Die einstige Fabrikantenvilla auf der Güterbahnhofstraße in Heidenau war zuletzt etwas heruntergekommen und stand leer. Jetzt ist sie umgebaut und befindet sich hier eine Kurzzeitpflege. © Karl-Ludwig Oberthür

Die 1891 gebaute Fabrikantenvilla stand vor dem Umbau fünf Jahre leer und war auch vorher schon nicht besonders gepflegt worden. Cornelia Schmiedel entschied sich bewusst für den Erhalt eines denkmalgeschützten Heidenauer Hauses und gegen einen Neubau. Das brachte Kompromisse und Auflagen mit sich. Mit dem Ergebnis ist die Chefin zufrieden.

Wie sieht es drinnen aus?

Die acht Zimmer befinden sich auf drei Etagen, die per Fahrstuhl erreichbar sind. Es sind drei Ein- und fünf Zwei-Bett-Zimmer. Die Grundrisse sind verschieden, die Betten stehen immer so, dass genügend Platz drumherum ist. Zu jedem Bett gehört neben dem obligatorischen Hilfeknopf ein Fernseher.

Es gibt einen Aufenthalts- und Speiseraum, einen Raum für kreative Betätigung und einen für Treffen mit Angehörigen.

Das Essen nehmen alle zusammen im Speiseraum ein. Gekocht wird frisch in der zum Komplex gehörenden Seniorenresidenz Mirjam.
Das Essen nehmen alle zusammen im Speiseraum ein. Gekocht wird frisch in der zum Komplex gehörenden Seniorenresidenz Mirjam. © Karl-Ludwig Oberthür

Cornelia Schmiedel hat Wert auf gutes und teures Material gelegt, sagt sie. Keine Krankenhaus-Atmosphäre, sondern Hotelstandard. Dazu gehören Waschbecken von Villeroy & Boch mit eleganten Haltegriffen sowie Marmorduschwände und Edelstahlkanten. Die Spiegel über dem Waschbecken sind beweglich, sodass auch Rollstuhlfahrer sie bequem nutzen können. An jeweils einer Wand in den Gästezimmern gibt es dezente Tapete mit Farnmustern, die restlichen sind weiß.

Das Schwesternzimmer befindet sich im ausgebauten Dach.

Wer zieht hier ein?

Die ersten Gäste haben sich schon vor acht Wochen angemeldet, jetzt kommen täglich Anfragen und Anmeldungen dazu. Weil es eben doch kein Hotel ist, das jeder buchen kann, müssen Voraussetzungen erfüllt sein. Das kann sein: Jemand wartet nach einer Operation auf eine Reha oder auf ein Pflegeheim und kann nicht allein zu Hause bleiben. Wer von Angehörigen zu Hause gepflegt wird, kann zu deren Entlastung oder in deren Urlaub ebenfalls in die Kurzzeitpflege. Voraussetzung ist Pflegegrad 2 bis 5, das wiederum hängt mit der Finanzierung zusammen. Genau wie die Bedingung, dass vor der Aufenthalt vor Beginn bei der Pflegekasse beantragt werden muss. Ein Aufenthalt kann aber auch genutzt werden, um sich ein Bild von einer solchen Einrichtung zu machen, zum Beispiel als Vorbereitung für den Umzug in ein Pflegeheim.

Wie lange darf man bleiben?

Die Kurzzeitpflege ist - wie der Name vermuten lässt - zeitlich begrenzt. Jährlich bis zu acht Wochen können es sein. Die genaue Zeit hängt von Kosten in der Einrichtung ab. Beim Pflege- und Therapieverbund Schmiedel in Heidenau sind es 22 Tage. Diese Zeit kann aufgeteilt werden.

Die Tagespflege hingegen ist - wie es der Name auch schon sagt - ein Tagesangebot. Bei dieser Form der Pflege werden die Pflegebedürftigen meist von der Einrichtung morgens abgeholt und nachmittags nach Hause zurückgebracht. Auch hier ist mindestens Pflegegrad 2 Voraussetzung.

Was kostet der Aufenthalt und wer bezahlt ihn?

Die Kosten für Pflege sowie die für Unterkunft und Verpflegung werden von der Pflegeeinrichtung mit den Kostenträgern - Pflegekasse und Sozialhilfeträger - jeweils für einen bestimmten Zeitraum verhandelt. Für die pflegebedingten Aufwendungen in der Kurzzeitpflege stehen Personen mit ab zweiten Pflegegrad jährlich 1.774 Euro zur Verfügung. Zusätzlich kann der Leistungsbetrag der Verhinderungspflege genutzt werden. Dann sind bis zu 3.386 Euro nutzbar. Der jährliche Entlastungsbetrag von 125 Euro im Monat kann ebenfalls für die Unterkunfts-, Verpflegungs- und Investitionskosten in der Kurzzeitpflege eingesetzt werden. Während einer Kurzzeitpflege wird die Hälfte des Pflegegeldes für bis zu acht Wochen pro Jahr weiter gezahlt.

Die sogenannten Hotelkosten muss der Pflegebedürftige selbst bezahlen. Sie betragen derzeit um die 60 Euro pro Nacht.

Das Sitzbad in einem großzügigen Badezimmer gehört zu den besonderen Angeboten in der neuen Kurzzeitpflege.
Das Sitzbad in einem großzügigen Badezimmer gehört zu den besonderen Angeboten in der neuen Kurzzeitpflege. © Karl-Ludwig Oberthür

Eine Sitzbadewanne in einem Badezimmer, das verschiedene Lichteffekte bietet, gehört zu den Dingen, die zusätzlich angeboten werden. Hier kann sich der Patient bequem hinsetzen, sagt Cornelia Schmiedel. Ohne Angst wie beim Ein- oder Aussteigen bei der Badewanne.

Wer kümmert sich um die Gäste?

In der Kurzzeitpflege arbeiten zwölf Pflegefach-, Pflegeassistenz und Betreuungskräfte sowie Hauswirtschafter. Pflegedienstleiterin ist Jenifer Urban. Eine Pflegefachkraft wird noch gesucht. Mit den Angehörigen wird in einem Pflegevertrag alles Wichtige, wie Zeit und Kosten, festgehalten. Er kann abgeschlossen werden, wenn ein Platz für den benötigten Zeitraum frei ist und die Genehmigung der Pflegekasse vorliegt.

Tag der offenen Tür am 29. April, 10 bis 17 Uhr.