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Wiederbelebung: Experten fordern mehr Ausbildung in Schule und Arbeit

Bei der EM 2021 brach der Däne Christian Eriksen auf dem Spielfeld zusammen. Er hatte Glück dank schneller Hilfe. Doch viele Menschen sterben nach einem Herzstillstand - obwohl sie hätten gerettet werden können.

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Wiederbelebung und Erste Hilfe sollten mehr geschult werden - vor allem in der Schule und auf der Arbeit.
Wiederbelebung und Erste Hilfe sollten mehr geschult werden - vor allem in der Schule und auf der Arbeit. © Claudia Hübschmann (Symbolfoto)

Berlin. In Deutschland sollten aus Sicht von Experten viel mehr Kinder und Erwachsene wissen, wie sie anderen Menschen im Falle eines Herzstillstands das Leben retten können. "Es reicht nicht, den professionellen Rettungsdienst zu alarmieren. Die Menschen wissen in der Regel nicht, dass dieser meist zu spät kommt", sagte Bernd Böttiger, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rats für Wiederbelebung (GRC), am Dienstag.

Eine Herzdruckmassage sei nach einem Anruf beim Rettungsdienst die wichtigste Soforthilfe, denn bereits nach drei bis fünf Minuten sterbe das Gehirn ab, wenn es nicht genügend Sauerstoff bekomme. Ein Rettungsdienst treffe im Schnitt erst nach neun Minuten ein.

Um die Reanimationsquote durch Laien in Deutschland zu steigern, haben Experten des GRC und des Bundesverbands Medizintechnologie im "Aktionsplan Wiederbelebung" Maßnahmen zusammengestellt. Jedes Jahr erleiden demnach mehr als 70.000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb des Krankenhauses. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben ihn demnach.

"Eine sofortige Wiederbelebung durch Laien vor Ort erhöht die Überlebenschancen der Betroffenen maßgeblich", so Böttiger. "Jedes Jahr könnten in Deutschland so zusätzlich 10.000 Menschenleben gerettet werden."

Thema Wiederbelebung in der Schulen: "Mehr als mangelhaft"

In Deutschland beginnen im Notfall aber nur etwa 51 Prozent der Laien mit einer Reanimation. Europaweit seien es im Durchschnitt 58 Prozent. Die Niederlande erreichen laut Böttiger sogar 83 Prozent. Laut dem Mediziner ist Wiederbelebung kinderleicht. "Das Einzige, was man braucht, sind zwei Hände, um von außen die Funktion des Herzens zu übernehmen. Laien und sogar Kinder können das", so der Arzt.

Die Kultusministerkonferenz habe bereits 2014 beschlossen, das Thema Wiederbelebung in die Lehrpläne an den Schulen aufzunehmen. "Die Umsetzung ist mehr als mangelhaft", so Böttiger. Das Saarland sei das ihm einzig bekannte Bundesland, das das Thema in den Lehrplan aufgenommen hat. In dem Aktionsplan fordern die Experten daher, das Thema in allen Bundesländern umzusetzen. Auch an Arbeitsplätzen sollen mehr regelmäßige und niedrigschwellige Angebote zum Thema Wiederbelebung geschaffen werden.

Ein weiterer Vorschlag: Es soll aus Sicht der Experten noch mehr öffentlich zugängliche Defibrillatoren geben, mit denen sich ebenfalls Herzdruckmassagen durchführen lassen. Auch telefonische Anleitungen zur Reanimation durch Leitstellen sollten demnach ausgebaut werden. Der Aktionsplan ist den Experten zufolge ein Angebot an die Bundesregierung, die bereits 2021 Maßnahmen zur Wiederbelebung angekündigt habe. Der Ankündigung müssten nun auch Taten folgen, hieß es. (dpa)