Glashütter Uhrenfirmenchef: "Die Pandemie wird uns weiter begleiten"

Herr Schmid, die Corona-Pandemie hat einiges verändert. Wie viele neue Uhrenmodelle wird Ihr Unternehmen 2022 auf den Markt bringen?
Unser Firmengründer Walter Lange hat unseren Anspruch geprägt, niemals stillzustehen. Dies werden wir auch im Jahr 2022 nicht. Einen Großteil unserer jährlichen Produktneuheiten stellen wir auf der Genfer Uhrenmesse "Watches and Wonders" vor. Um die Überraschung nicht vorwegzunehmen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch keine Angaben zur Anzahl der Uhrenmodelle machen, die wir dort präsentieren werden.
Wie und wo sollen die neuen Uhren vorgestellt werden?
Da die "Watches and Wonders" in diesem Jahr als hybride Veranstaltung durchgeführt wird, haben Uhrenliebhaber und Pressevertreter die Möglichkeit, unseren Stand, Präsentationen und Panel-Diskussionen sowohl physisch als auch online zu besuchen. Darüber hinaus planen wir weltweit flankierende Events, durch die unsere Gäste auch in weiter Ferne in die Welt sächsischer Feinuhrmacherei eintauchen können. All unsere Aktivitäten im Rahmen der "Watches and Wonders" stehen unter dem Motto "Anspruch verbindet". Dadurch wollen wir darauf aufmerksam machen, dass das Streben nach Perfektion und die Suche nach Einzigartigkeit die Menschen, die eine Uhr von A. Lange & Söhne ihr Eigen nennen, mit denen verbinden, die sie erschaffen.
Mit der Pandemie sind auch Messen ausgefallen. Uhrenfirmen mussten auf Online-Präsentationen umstellen. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Der Wert einer Uhr von A. Lange & Söhne lässt sich erst verstehen, wenn man sie in den Händen hält, sie berührt und ihr Ticken spürt. Dies lässt sich auch mit der besten Technik nicht simulieren. Dennoch sind wir große Schritte gegangen, um unsere Zeitmesser auch im digitalen Raum erlebbar zu machen. Doch nicht nur wir, sondern auch unsere Kunden haben sich verändert, denn die Pandemie hat sich auch auf ihr Kaufverhalten ausgewirkt. Ich habe inzwischen sehr häufig virtuelle Treffen und Diskussionen mit unseren Kunden, sodass man sagen kann, dass sich der persönliche Kontakt durch die digitalen Kanäle sogar intensiviert hat.

Auf welchen Messen werden Sie Ihre Uhren vorstellen?
Neben der "Watches and Wonders" sind wir auch auf weiteren Messen vertreten, die von besonderer Relevanz für unsere jeweiligen regionalen Zielgruppen sind. Ein besonderer Höhepunkt in diesem Jahr ist das "Homo Faber Event", das vom 10. April bis 1. Mai 2022 in Venedig stattfindet und von der Michelangelo Foundation, einer internationalen gemeinnützigen Institution mit Sitz in Genf, organisiert wird. Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine hochkarätige Ausstellung rund um zeitgenössisches Kunsthandwerk, das schließlich auch bei der Herstellung unserer Uhren eine wesentliche Rolle spielt. Daher stellen wir in unserem Auftritt insbesondere das Thema Gravur und unsere Handwerkskunst-Kollektion in den Fokus.
Wie lief das Geschäftsjahr 2021 für Ihr Unternehmen?
Wir sind stolz darauf, trotz widriger Umstände im vergangenen Jahr neun neue Boutiquen eröffnet und zehn neue Uhrenmodelle auf den Markt gebracht zu haben. Die Zeitwerk Honeygold "Lumen" beispielsweise hat in der Uhrenwelt aufgrund ihres revolutionären Technik- und Designkonzepts für besonders viel Furore gesorgt. Dies haben wir bei den Einführungs-Events in Dubai, Tokyo, Shanghai und New York direkt miterleben können. Auch wenn das vergangene Jahr pandemiebedingt mit Herausforderungen verbunden war, können wir daher eine positive Bilanz ziehen.

Und wie beurteilen Sie die gegenwärtige Situation für die Uhrenindustrie?
Ich kann nur für A. Lange & Söhne sprechen, nicht für die ganze Uhrenbranche. Aber ich vertraue grundsätzlich darauf, dass sich Unternehmen durch eine gute Vorbereitung vor gravierenden Auswirkungen von Krisen schützen können. Langfristig im Rennen bleiben diejenigen, die Produkte bester Qualität liefern, deren Mannschaft gut aufgestellt ist, die Kontrolle über die Kosten haben und die Erwartungen ihrer Kunden kennen. Weltweit gibt es immer mehr vermögende Menschen und solange die eine ganz besondere Uhr eine beliebte Option zum Ausdruck ihrer Persönlichkeit ist, hat unsere Firma und sicher auch die Branche gute Zukunftschancen.
Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Situation Ihres Unternehmens ein?
Wir stehen wirtschaftlich auf gesunden Beinen.