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"Ich war sehr gern Glashüttes Bürgermeister"

Markus Dreßler wurde 2004 Rathauschef in Reinhardtsgrimma, später von Glashütte. Nun verlässt der die Region. Der gebürtige Freitaler zieht bei Sächsische.de Bilanz.

Von Maik Brückner
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Markus Dreßler ist seit 2004 in der Region als Bürgermeister tätig. Der gebürtige Freitaler begann in Reinhardtsgrimma und wechselte 2008 nach Glashütte. Nun geht er nach Pirna.
Markus Dreßler ist seit 2004 in der Region als Bürgermeister tätig. Der gebürtige Freitaler begann in Reinhardtsgrimma und wechselte 2008 nach Glashütte. Nun geht er nach Pirna. © Karl-Ludwig Oberthür

Herr Dreßler, wie groß ist Ihre Freude über Ihren neuen Job in Pirna?

Wer neu anfangen will, muss auch aufhören können. Ich kann aber ehrlich sagen, ich habe meine Bewerbung in Pirna noch keine Sekunde bereut. Was mir am schwersten fällt, ist, meine Mitarbeiter hier zurückzulassen. Wir haben einen besonders guten Teamgeist und haben gemeinsam viel geschafft.

Wird jemand vom Team mitgehen?

Nein. Die guten Mitarbeiter werden in Glashütte gebraucht. Ich bin überzeugt, dass ich in Pirna ein ebenso engagiertes Team finden werde.

2004 haben Sie Ihre Karriere als Bürgermeister in Reinhardtsgrimma begonnen. Ein Traumstart?

Die Kandidatur war für mich als junger Freitaler natürlich ein Abenteuer und das Ergebnis mit Blick auf die vier weiteren Kandidaten aus der Region, darunter auch unsere heutige Hauptamtsleiterin, offen. Über das große Vertrauen habe ich mich damals natürlich sehr gefreut und die Herausforderung angenommen. Meinen Plan B, als Krankenpfleger in die USA zu gehen, habe ich dann natürlich nicht weiterverfolgt.

Sie wurden gewählt und mussten lernen, mit wenig Geld auszukommen …

Reinhardtsgrimma war eine kleine und arme Gemeinde. Alle haben gewusst, dass die Möglichkeiten begrenzt sind und man hat sich so auch über kleine Dinge gefreut. Trotzdem haben wir einiges geschafft. Ich erinnere mich noch gut an das erste neue Feuerwehrfahrzeug, das wir 2006 beschaffen konnten. Um Fördermittel zu bekommen, waren wir auch damals schon sehr kreativ und hatten eine Partnerschaft mit einer tschechischen Gemeinde auf den Weg gebracht. Als das Fahrzeug übergeben wurde, war ganz Reinhardtsgrimma stolz. Diese Freude über Dinge, die man gemeinsam schafft, habe ich in den letzten Jahren so nicht wieder erlebt.

2008 gingen Glashütte und Reinhardtsgrimma zusammen. Wie ging es Ihnen damit?

Ich durfte wieder viel dazulernen. In Reinhardtsgrimma hatten wir sieben Mitarbeiter in der Verwaltung, in Glashütte waren es dann 23, mit den Kitas und dem Bauhof fast 100. Und ich war ja erst 32 Jahre alt und musste mich auch hier erst einmal beweisen.

Glashütte hatte aber auch mehr Geld …

Richtig. Dank der Uhrenbetriebe hatte Glashütte eine stabile Finanzausstattung. Aber der Ruf als reiche Stadt hat vor allem auch dazu geführt, dass die Erwartungshaltung eine völlig andere war. Vieles wurde als selbstverständlich empfunden, und gerade in den vergangenen Jahren wurden vor allem in der Kernstadt immer wieder unrealistische Erwartungen an uns als Stadt formuliert, die mich, etwas überspitzt formuliert, teilweise an die DDR erinnern, wo der Staat eben für alles zuständig war.

Ein Glashütter Bürgermeister hat viel mit der Uhrenindustrie zu tun. Wie ging es Ihnen damit?

Mit der Uhrenindustrie konnte ich immer wieder in die Welt hinausblicken. Das war neu für mich, als Redner habe ich mich unsicher gefühlt, und so waren die ersten Jahre schon eine besondere Herausforderung. Vor manchem Termin hatte ich feuchte Hände. So durfte ich 2008 zur Eröffnung des Uhrenmuseums– da war ich gerade ein halbes Jahr in Glashütte - auf einer Pressekonferenz Journalisten aus aller Welt Fragen beantworten. Ich erinnere mich noch gut, dass ich am Abend der Eröffnung das gute Gefühl hatte, die Herausforderung Glashütte nun schaffen zu können. Später gab es bei Messen und Preisverleihungen schöne Begegnungen. Ich erinnere mich gern an ein Treffen mit Nick Hayek, dem CEO der Swatch Group, oder an die Eröffnung der Lange-Manufaktur, als Kanzlerin Angela Merkel in Glashütte war.

Sie gelten als sehr unruhiger Mensch. Warum fehlt Ihnen die Geduld?

Ich weiß, dass Zeit und Kraft begrenzt sind. Man kann seine Kraft in Streit und Diskussion investieren oder eben in Bewegung, in Projekte, ins Vorankommen. Ich bin jemand, der zielorientiert arbeiten möchte, der Probleme löst und nicht beschreibt, der gern antreibt, und sicher auch deshalb konnten wir in Glashütte einige Ziele mehr erreichen als andere. Aber ich meine, dass ich auch aufgrund meines Alters etwas ruhiger geworden bin, aber meine große Stärke wird die Geduld nie sein.

Welche Rolle spielt dabei, dass Sie Familienvater sind?

Eine große. Ich bin nicht nur Bürgermeister, sondern habe noch einige andere Aufgaben in Vereinen und Organisationen übernommen. Vor allem habe ich vier Kinder, und ich wollte immer auch die Rolle als Familienvater ausfüllen. Ich habe für jede Stunde gekämpft, die ich mit meiner Frau und meinen Kindern zusammen sein konnte. In dem Sinne war Zeit für mich immer besonders kostbar, aber das passt ja auch zu Glashütte …