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Wie die Spendenfee dem kranken Baby Enno aus Reichenbach hilft

Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollte an – wie damals für Ennos Schwester Hannah. Das Mädchen war an Leukämie erkrankt.

Von Constanze Junghanß
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Endlich wieder zu Hause. Der kleine Enno war mit seiner Mutter Stefanie Schmidt schon oft im Krankenhaus. Noch wissen die Ärzte nicht, was die Ursachen für die verschiedenen Erkrankungen des Babys sind.
Endlich wieder zu Hause. Der kleine Enno war mit seiner Mutter Stefanie Schmidt schon oft im Krankenhaus. Noch wissen die Ärzte nicht, was die Ursachen für die verschiedenen Erkrankungen des Babys sind. © Constanze Junghanß

Stefanie Schmidt kann es kaum glauben. 915 Euro spendeten ihr zum Teil völlig fremde Menschen. Damit die Mutter mit ihrem Baby die vielen Arztfahrten nach Dresden ohne finanzielle Bauchschmerzen stemmen kann und ebenso die teuren Hilfsmittel, die benötigt werden. Und auch, um die siebenköpfige Familie ein wenig zu entlasten. Die Görlitzerin Anne Kraft-Liebig, bekannt als die Spendenfee, hatte auf Facebook um Unterstützung für die Reichenbacher Familie gebeten. Das Schicksal des kleinen Enno berührt viele.

Die Görlitzerin Anne Kraft-Liebig hat schon viele Spendenaktionen initiiert. Sie wird deshalb auch die Spendenfee genannt. Auch für die Schmidts aus Reichenbach hat sich die Görlitzerin engagiert.
Die Görlitzerin Anne Kraft-Liebig hat schon viele Spendenaktionen initiiert. Sie wird deshalb auch die Spendenfee genannt. Auch für die Schmidts aus Reichenbach hat sich die Görlitzerin engagiert. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Sieben Monate ist das Baby jung und schwer krank, seine Mutter Stefanie Schmidt seit November letzten Jahres immer wieder mit ihrem Kind in der Uniklinik in der Landeshauptstadt und im Görlitzer Klinikum. Zahlreiche Untersuchungen sind seitdem durchgeführt worden. „Es begann mit den Augen“, sagt die 39-Jährige. Ennos linke Pupille sah plötzlich etwas anders aus, „irgendwie unscharf.“ Die Augenärztin überwies Enno sofort in die Uniklinik Dresden. „Da wurden die Diagnosen Uveitis und Grauer Star gestellt“, erzählt die Heilerziehungspflegerin. Ein Schock. Enno war da gerade zwei Monate jung. Grauer Star gilt als Alterserkrankung. Aber bei einem so kleinen Kind? Damit hatte in der Familie niemand gerechnet.

Dazu noch die Uveitis, eine Entzündung im Augeninneren. Das Tückische an der Erkrankung: Ist sie chronisch, verursacht Uveitis anfangs kaum Symptome. „Bei Enno war die Krankheit im linken Augen so ausgeprägt, dass eine Augenwasserpunktion zur Ursachenforschung gemacht wurde“, sagt die Mutter. Bisher könnten die Ärzte jedoch nicht sagen, was für die Erkrankung der Auslöser gewesen ist. Im rechten Auge musste dem Baby die Augenlinse entfernt werden. Zwei Operationen, Kontrollen in der Augenklinik, lange Wege. Zu Hause wartete die Familie, bangte, hoffte. Und fühlte sich an eine schlimme Zeit vor zehn Jahren erinnert. Die älteste Tochter von Stefanie Schmidt, Hannah, damals acht Jahre, erkrankte an Leukämie. Das tapfere Mädchen hat den Krebs besiegt.

Und nun geht es dem kleinen Bruder nicht gut. Fünf Kinder hat die Familie – das kranke Baby ist der jüngste Spross. Die weiten Wege und die vielen Untersuchungen sind eine logistische, aber auch finanzielle, Herausforderung. Deshalb klinkte sich die Görlitzer Spendenfee ein, als sie von der Situation der Familie erfuhr. Der Aufruf zur Spendensammlung war ein großer Erfolg. Anne-Kraft Liebig übergab die Summe am Wochenende. Stefanie Schmidt macht diese Welle der Hilfsbereitschaft fast sprachlos, wie sie erzählt. „Ein ganz herzliches Dankeschön an alle, die uns auf diesem Wege unterstützten“, sagt sie. Dankbar ist sie auch über die Unterstützung der Reichenbacher Augenärztin Urte Schmidt, die „viele Untersuchungen übernommen hat.“ Doch nicht alle Kontrollen und Behandlungen sind vor Ort machbar, sodass Stefanie Schmidt immer wieder die fast 100 Kilometer nach Dresden fahren muss.

Dass die junge Frau in ihrem Beruf als Heilerziehungspflegerin zeitnah arbeiten kann, scheint fraglich. Enno hat jetzt aufgrund seiner Sehbehinderung eine Pflegestufe bekommen, muss Kontaktlinsen tragen. Eine Brille ist für den Kleinen nicht möglich. „Die Dioptrien sind mit +33 und +29 enorm hoch, da wären die Gläser viel zu dick.“ Und welcher Kindergarten nimmt einen Jungen auf, dem mehrfach am Tag die Kontaktlinsen gewechselt werden müssen?

Schon wieder musste Enno ins Krankenhaus

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Als wäre das nicht alles schon heftig genug, folgte der nächste Schicksalsschlag. Anfang April ging es dem Baby plötzlich im Allgemeinen schlechter. Dass eine zuvor verabreichte Impfung damit zusammenhängt, schließe die Kinderklinik aus, sagt Stefanie Schmidt. Das kann sich die Reichenbacherin auch nicht vorstellen. Der Zustand des Kleinen war so dramatisch, dass er wieder ins Krankenhaus musste. Diesmal nach Görlitz. Enno schlief und schlief. „Seine Muskeln waren ganz schlaff“, erzählt die Mutter. Ein zweiter Krankenhausaufenthalt folgte, da sich trotz unauffälligem MRT der Zustand des Kindes nicht besserte. Durch weitere, teils sehr anstrengende Untersuchungen musste der kleine Enno durch. EEG, Stoffwechseluntersuchungen, Genetik. Eine Lumbalpunktion wurde gemacht. Die Ergebnisse stehen noch aus. Es fühlt sich für die Reichenbacher Familie wie ein schlechtes Déjà-vu an.

„Kraft geben uns in dieser Zeit unsere Kinder“, sagt Stefanie Schmidt. Und auch, dass sie so viel Hilfe erfahren haben. Nicht nur Geld wurde gespendet. „Wir bekamen auch zwei Tankgutscheine und vor unserer Haustür stand ein Überraschungskörbchen“, freut sich die Mutter sehr. Ebenso schenkte eine Spenderin einen Beutel voll mit neuen Desinfektionsmaterialien, die die Krankenkasse bisher nicht zahlt, die aber notwendig für den ständigen Wechsel der Kontaktlinsen sind. „Unser Enno ist ein kleiner Kämpfer. Wir schaffen das“, ist die Familie voller Zuversicht.