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Diesem Kaiser verdankt Görlitz sein Stadtwappen

Das Bildnis von Kaiser Sigismund von Luxemburg war schon in New York und Prag ausgestellt. Jetzt ist es im Görlitzer Kaisertrutz zu sehen. Der deutsche Kaiser hat viel für Görlitz getan.

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Bildnis des Kaisers Sigismund aus dem Görlitzer Rathaus: Es wurde um 1450 gemalt und ist dauerhaft im Kaisertrutz ausgestellt.
Bildnis des Kaisers Sigismund aus dem Görlitzer Rathaus: Es wurde um 1450 gemalt und ist dauerhaft im Kaisertrutz ausgestellt. © Görlitzer Sammlungen

Von Kai Wenzel

Zur historischen Ausstattung des Görlitzer Rathauses gehörten einst zahlreiche Porträts von deutschen Kaisern, böhmischen Königen und sächsischen Kurfürsten. Sofern sie die Zeiten überdauert haben, befinden sie sich heute in den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur. Das wertvollste unter ihnen ist das Bildnis des deutschen Kaisers und böhmisch-ungarischen Königs Sigismund von Luxemburg (1368 -1437).

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Das um 1450, also vor rund 575 Jahren von einem unbekannten Maler geschaffene Gemälde zeigt Sigismund wie einen Heiligen in Form einer Büste. Der Herrscher trägt eine Biberfellmütze, die mit einer plastisch gestalteten Brosche besetzt ist. An ihr sowie an der Kleidung des Dargestellten sind Glasperlen appliziert. Wie der Görlitzer Chronist Johannes Hass schon in den 1530er-Jahren notierte, ließ der Görlitzer Rat das Gemälde zum ewigen Andenken an Sigismund im Rathaus anbringen, da ihm die Stadt viel zu verdanken hatte. Diese ehrende Erinnerung betont auch die lateinische Inschrift, die auf goldenem Grund unter dem Bildnis angebracht ist. In deutscher Übersetzung lautet sie „Sigismund, du frommer und gerechter, einst größter König der Welt, seiest nun in Ewigkeit verherrlicht.“

So sieht das Original des Bildes von Kaisers Sigismund aus dem Görlitzer Rathaus aus.
So sieht das Original des Bildes von Kaisers Sigismund aus dem Görlitzer Rathaus aus. © Görlitzer Sammlungen

Kaiser Sigismund war der letzte Herrscher aus dem Hause Luxemburg in Böhmen. Er war bereits verstorben, als der Görlitzer Rat sein Bildnis für das Rathaus malen ließ. Für ein huldvolles, immerwährendes Andenken an ihn hatte die Stadt allen Grund. Denn Sigismund hatte ihre politische und wirtschaftliche Stellung durch Privilegien erheblich verbessert. Ein Zeugnis seiner herrschaftlichen Gunst ist das bis heute gültige Görlitzer Stadtwappen, das Sigismund der Stadt im Jahr 1433 verlieh. Zur gleichen Zeit kämpften Soldaten aus Görlitz und der Oberlausitz an der Seite Sigismunds in den Hussitenkriegen.

Das Bild hing in der Königsstube des Rathauses

Ob der unbekannte Maler, der das Gemälde für das Görlitzer Rathaus schuf, auf eine Vorlage zurückgriff oder den Kaiser tatsächlich zu Gesicht bekam, ist nicht bekannt. Die Darstellung erinnert an einen Büstenreliquiar beziehungsweise an Porträtbüsten, wie sie antiken Vorbildern folgend in Italien seit dem frühen 15. Jahrhundert in Mode kamen. Anders als von späteren Kaisern und Königen sind von Sigismund nur sehr wenige zeitgenössische Bildnisse überliefert. Sie befinden sich heute im Bestand des Kunsthistorischen Museums Wien, der Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein sowie in den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur. Dem Görlitzer Gemälde kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, weswegen es in den vergangenen Jahren auf namhaften Ausstellungen in New York und Prag als Leihgabe zu Gast war.

Noch bis 1908 hatte das Bild seinen Platz an einer Wand in der sogenannten Königsstube des Görlitzer Rathauses, dem jetzigen Dienstzimmer des Oberbürgermeisters. Heute ist es in der Dauerausstellung zur Görlitzer Stadtgeschichte im Kaisertrutz zu finden, wo es die Besucherinnen und Besucher gleich beim Eintreten im Erdgeschoss begrüßt.

Unser Autor Kai Wenzel ist Kurator für Kunst und Wissenschaftsgeschichte bei den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur.