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Bombenfund: Königshain soll 12.000 Euro für Einsatz zahlen

Jetzt trudeln Rechnungen ein. Die von den Kampfmittelbeseitigern ist noch gar nicht dabei. Die Phosphorbombe lag im Dorfbach.

Von Constanze Junghanß
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Die Phosphorbombe im Königshainer Dorfbach war gefährlich. Die Einsatzkräfte mussten sich schützen.
Die Phosphorbombe im Königshainer Dorfbach war gefährlich. Die Einsatzkräfte mussten sich schützen. © Constanze Junghanß

Als im Oktober in Königshain der Großeinsatz von Feuerwehren und Kampfmittelbeseitigungsdienst beendet war, atmete das Dorf auf. Bei Arbeiten im Dorfbach war eine Phosphorbombe zutage gefördert worden. Die begann zu brennen. Drei Bauarbeiter mussten wegen Atemwegsreizungen ins Krankenhaus, Häuser rund um die Fundstelle wurden evakuiert, die Straße gesperrt. Dass keine weiteren Menschen zu Schaden kamen, die fast 100 Kameraden der Wehren, die Rettungskräfte und Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes die brenzlige Situation professionell meisterten, dafür sind Gemeinde und Einwohner sehr dankbar.

Für Feuerwehr der erste Einsatz dieser Art

Nun weicht die Freude über den halbwegs glimpflichen Ausgang der nächsten Sorge. Königshain wird wegen der 50-Kilo-Weltkriegshinterlassenschaft zur Kasse gebeten. Mehrere Rechnungen flatterten auf dem Gemeindeamt bereits ein, bestätigt Bürgermeister Maik Wobst. Aktuell sind das etwa 12.000 Euro, nennt er die Summe. Die Rechnung vom Dresdner Kampfmittelbeseitigungsdienst sei da noch nicht dabei. Der sieht Maik Wobst mit mulmigem Gefühl entgegen.

Doch warum soll die Kommune für den Einsatz finanziell in die Pflicht genommen werden? „Die Bombe befand sich auf Königshainer Flur“, erläutert der Bürgermeister. Das Gewässer, der Dorfbach, gehört der Kommune. Demzufolge werde die Gemeinde zur Zahlung verpflichtet. Das bestätigt auch Reichenbachs Wehrleiter Hendrik Böhnke. Der jeweilige Grundstückseigentümer könne zur Zahlung herangezogen werden. „Wobei es zwischen Königshain und Reichenbach ein Hilfeleistungsabkommen gibt, da wir in einer Verwaltungsgemeinschaft sind“, sagt der FFW-Chef. Das bedeute, für den Einsatz der Reichenbacher Wehr stünde theoretisch keine Rechnung an. Wobei die Reichenbacher FFW „noch nie einen genau solchen Einsatz hatten“, sagt er auch.

Der Königshainer Bürgermeister Maik Wobst will erreichen, dass der kleine Ort die Rechnungen für die Bombenbeseitigung nicht bezahlen muss.
Der Königshainer Bürgermeister Maik Wobst will erreichen, dass der kleine Ort die Rechnungen für die Bombenbeseitigung nicht bezahlen muss. © André Schulze

Maik Wobst wendete sich im Rahmen des Bürgerdialogs mit Ministerpräsident Michael Kretschmer und Landrat Stephan Meyer im Reichenbacher Via Regia Haus an die beiden CDU-Politiker, nachdem Anfragen an verschiedene Behörden des Freistaats um finanziellen Beistand nicht gefruchtet hatten. Am Mittwoch war in der öffentlichen Runde noch die Rede von Kosten in Höhe eines vierstelligen Betrags, der aufgebracht werden müsse. Tags darauf war die Summe durch weitere Rechnungen bereits fünfstellig gewachsen, wie die Sächsische.de auf Nachfrage erfuhr.

Ersetzt der Bund die Kosten?

Maik Wobst berichtete, der Gemeinde sei gesagt worden, da es sich um eine deutsche Bombe handele, habe die Gemeinde ein gewisses „Glück“. Denn dann müsse der Bund die Kosten ersetzen. Auch der Reichenbacher Wehrleiter Böhnke hörte bereits von einer solchen Regelung. Bei einer amerikanischen Bombe sei das nicht möglich, erfuhr der FFW-Chef noch am Einsatzort im Oktober. Bisher jedoch habe sich bezüglich des Bundes nichts getan, wie der Bürgermeister feststellte.

Königshain braucht das Geld für Investitionen

Maik Wobst, nicht nur Bürgermeister, sondern auch Chef der legendären Sagenspiele sagte an die Politiker gewandt: Er sei in seiner Rolle als Sagenspieler, schon als König, als Gutsherr und als Teufel unterwegs gewesen. „Ich bitte Sie ganz herzlich, dass ich nicht als Bettler nach Berlin muss.“ Stephan Meyer erklärte sich daraufhin zu Nachgesprächen bereit. Mittlerweile weiß der engagierte Bürgermeister: „Ministerpräsident und Landrat wollen einen Blick auf das Ganze werfen und die Unterlagen sichten.“ Damit verbinden Maik Wobst und seine Gemeinde die Hoffnung, dass Königshain mit den Zahlungen nicht allein gelassen wird. Das Ergebnis steht noch aus. Würde Königshain den Einsatz allerdings alleine tragen müssen, bedeute das Abstriche bei geplanten Investitionen.