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Diebeszug durch Schöpstal und Markersdorf vor Gericht

Drei Polen sollen die Tat als Bande begangen haben. Einer erscheint nicht, einer schweigt und der dritte redet ein bisschen.

Von Frank Thümmler
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© David-Wolfgang Ebener/dpa (Symbolbild)

Da fahren drei Männer aus dem polnischen Legnica (Liegnitz), zwischen 25 und 30 Jahre alt, im August 2020 in einem auch noch gestohlenen Kleintransporter VW T4 durch das Schöpstal, als ob sie nach abgelagertem Sperrmüll suchen. Sie brechen dann in insgesamt fünf Scheunen, Garagen oder leerstehende Wohnhäuser ein und nehmen mit, was ihnen verwertbar erscheint – Fahrräder, einen Rasentrimmer und Kleinkram im Gesamtwert von 1.600 Euro. Zumindest steht es so in der Anklage. Dazu kommt demnach noch ein Motorradklau (Wert 2.100 Euro) zwei Tage zuvor in Markersdorf, laut Anklage ausgeübt von zwei der drei Angeklagten. Ein Teil des Diebesgutes und vor allem das Motorrad wurden bei ihnen aufgefunden. Also alles klar? So einfach wird die Verhandlung vor dem Görlitzer Landgericht, die am Freitag begann, aber doch nicht.

Ein Angeklagter fehlt zum Prozessauftakt

In dem Verfahren wird es vor allem darum gehen, jedem einzelnen der drei Angeklagten seine Tatbeteiligung nachzuweisen. Angeklagt ist eine bandenmäßige Begehensweise der schweren Diebstähle. Wird so eine Tat von einer Bande (mindestens drei Personen) begangen, ist die Strafandrohung deutlich höher. Das wissen auch die drei Angeklagten, die zunächst alle seit Ende August/Anfang September in Untersuchungshaft saßen. Einer der drei wurde dann entlassen, mit der Auflage, zur Gerichtsverhandlung zu erscheinen. Er kam aber nicht. „Da haben wir offensichtlich einen Fehler gemacht“, bemerkte der Vorsitzende Richter Theo Dahm. Das Verfahren gegen diesen Angeklagten wurde abgetrennt - es wird also später einzeln gegen ihn verhandelt -, der Haftbefehl vom Gericht wieder in Kraft gesetzt. Eine Bande nachzuweisen, wird so nicht leichter.

Einer der beiden verbliebenen Angeklagten schwieg zu den Vorwürfen, der dritte – bei dem das Motorrad gefunden wurde – gestand den Motorradklau, bestritt aber, an der Diebestour durch Schöpstal beteiligt gewesen zu sein.

Polizeifalle überführt Motorraddieb

Seine Geschichte geht zusammengefasst so: Er wollte an jenem 25. August 2020 in Deutschland nach Sperrmüll suchen, den er vielleicht in Polen zu Geld machen könnte. Er habe sich den T4 geschnappt, der in Legnica so herumgestanden habe („Bei uns stehen viele solcher Autos rum.“). Natürlich habe er nicht gewusst, dass das Fahrzeug gestohlen war. Er sei dann nach Deutschland gefahren, nach Markersdorf. Bei einer Raucherpause habe er zufällig die offenstehende Garage und das nicht angeschlossene Motorrad Simson Sport gesehen, alles ziemlich heruntergekommen. Er entschloss sich, das Fahrzeug mitzunehmen, um so eigene finanzielle Probleme zu lösen, und fuhr wieder zurück nach Legnica. Dort reinigte und reparierte er das Fahrzeug ein wenig und bot es zum Verkauf an. Das bekam offensichtlich die polnische Polizei mit und legte den Angeklagten mit einem fingierten Kaufinteresse herein. Die Handschellen klickten.

Vor Gericht blieb dem Angeklagten gar keine andere Wahl, als diese Tat einzuräumen. Wer ihn begleitete und half, das Motorrad in den T4 zu heben, wollte er vor Gericht allerdings nicht sagen. Er spreche hier nur für sich, was die anderen Angeklagten aussagen, sei deren Sache. Den einen kenne er, weil er in der Nachbarschaft wohne, den anderen (fehlenden) Angeklagten kenne er nicht.

Das Gericht hörte am Freitag bereits die ersten Zeugen. Am 8. März soll die Verhandlung fortgesetzt werden. Voraussichtlich ist dann auch das Urteil zu erwarten.

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