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Dissident liest: Lutz Rathenow kommt nach Görlitz

Der Schriftsteller Lutz Rathenow liest am Freitag in Görlitz aus seinem neuen Buch. Er hat eine besondere Beziehung zur Stadt und schaut gern die "Wolfsland"-Krimis in der ARD.

Von Peter Chemnitz
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Der Schriftsteller Lutz Rathenow kommt am Freitag nach Görlitz zu einer Lesung.
Der Schriftsteller Lutz Rathenow kommt am Freitag nach Görlitz zu einer Lesung. © SAE Sächsische Zeitung

Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag am 22. September hat der frühere DDR-Oppositionelle Lutz Rathenows seinen literarischen Lebenslauf vorgestellt. In seinem neuen Buch schreibt er über sein Leben zwischen Kunst und Politik. Mal magisch, mal realistisch. „Trotzig lächeln und das Weltall streicheln“ ist keine chronologisch erzählte Autobiografie, sondern ein Puzzle aus literarischen Skizzen – auch aus bislang unveröffentlichten Prosastücken.

Daraus sei eine „ganz eigene Art der Lebensbesichtigung“ entstanden, so der Autor. In Görlitz stellt er auf Einladung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung sein Buch vor, auch aktuelle politische Themen würden aufgegriffen, teilte Silke Nora Kehl von der Landeszentrale mit.

In der SZ-Kritik des Buches heißt es, Rathenow entgehe mit den kleinen Geschichten geschickt dem Verdacht, ein alter weiser Mann wolle mit seinen eitlen Rückblicken noch einmal die Welt bekehren. Stattdessen: „Prosa, dramatische Szenen, Kindergeschichten, Reportagen und Lyrik lesen sich angenehm leicht, aber keinesfalls leichtsinnig. Rathenow Zettels mit seinen literarisch-biografischen Versatzstücken lustvoll Satz für Satz Denken und Fantasie an.“

Die Lesung in Görlitz ist nach eigenem Bekunden für den Schriftsteller etwas ganz Besonderes. Über seine Frau hat er verwandtschaftliche Beziehungen nach Görlitz und verfolge die Entwicklung der Stadt. „Durch die Filmstadt dockt Görlitz an etwas an, das anders als vergleichbare Städte ähnlicher Größe ist. Görlitz ist durch die sachsen-dialektfreie Gegend, Polen und Schlesien eben wirklich etwas eigenes“, schreibt Rathenow an die SZ. Und mit Bezug auf die ARD-Krimireihe „Wolfsland“ schreibt er: „Da ich mir gern Krimis anschaue (als Denkspiele), stelle ich fest, die aus (über) Görlitz sind interessanter geworden, wenn auch nicht unbedingt klischeeärmer.“

Lutz Rathenow wurde im September 1952 in Jena geboren, absolvierte seinen Wehrdienst als Angehöriger der DDR-Grenztruppen, durfte anschließend an der Universität Jena ein Studium beginnen. Als Student wurde Rathenow im Zusammenhang mit der Ausbürgerung Wolf Biermanns kurzzeitig inhaftiert und exmatrikuliert, er hatte einen Arbeitskreis Literatur und Lyrik in Jena gegründet, der später von der Stasi verboten wurde.

Ab 1977 lebte er als Schriftsteller in Ost-Berlin. Nach Veröffentlichung des Buches „Mit dem Schlimmsten wurde schon gerechnet“ (1980) kam er erneut ins Gefängnis. Die Ausreise aus der DDR lehnte Rathenow ab.

Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Ostberlin – die andere Seite einer Stadt“ (1987) und „Sisyphos“ (1995). Von 2011 bis 2021 war Rathenow Sächsischer Landesbeauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Am Freitag, 19.30 Uhr, stellt Lutz Rathenow im Literaturhaus Alte Synagoge auf dem Obermarkt 17 sein neues Buch vor. Der Eintritt ist frei.

Die SZ verlost zwei Exemplare des aktuellen Buches. Dazu müssen die Leser an diesem Donnerstag nur schnell um 15 Uhr zum Telefon greifen, die Rufnummer 03581 4710 5283 wählen. Die beiden ersten Anrufer erhalten jeweils ein Buch, das bei der Lesung an der Abendkasse bereitliegt.