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Schiffsdebatte am See: Früherer Görlitzer OB spricht sich für Winterfahrten aus

Matthias Lechner sieht es nicht als Ziel des Berzdorfer Sees an, ein Vogelparadies zu werden. Der Görlitzer Stadtrat Joachim Schulze verweist aber auf den Artenschutz, der am See eine besonders große Bedeutung hat.

Von Sebastian Beutler
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Blässhühner sind im Winter zu Hunderten am Berzdorfer See anzutreffen.
Blässhühner sind im Winter zu Hunderten am Berzdorfer See anzutreffen. © Pawel Sosnowski

In der Diskussion um Winterfahrten des Fahrgastschiffes auf dem Berzdorfer See hat sich der frühere Görlitzer Oberbürgermeister Matthias Lechner klar für eine Genehmigung ausgesprochen. Das elektrische Motorschiff des Görlitzer Investors Stefan Menzel sei eine Attraktion, "die einen hohen gesellschaftlichen Wert darstellt, der über Einzelinteressen am See steht".

Der frühere Oberbürgermeister von Görlitz, Matthias  Lechner, spricht sich für Winter-Schiffsfahrten auf dem Berzdorfer See aus.
Der frühere Oberbürgermeister von Görlitz, Matthias Lechner, spricht sich für Winter-Schiffsfahrten auf dem Berzdorfer See aus. © Christian Suhrbier
Der Görlitzer Stadtrat Joachim Schulze, der auch im Planungsverband Berzdorfer See die Stadt vertritt, verweist auf die hohen Hürden des Naturschutzes in der Schiffbarkeitserklärung.
Der Görlitzer Stadtrat Joachim Schulze, der auch im Planungsverband Berzdorfer See die Stadt vertritt, verweist auf die hohen Hürden des Naturschutzes in der Schiffbarkeitserklärung. © Nikolai Schmidt

In einer schriftlichen Erklärung würdigt Lechner das große Risiko, das Stefan Menzel mit seinem Projekt eingegangen sei. "Wenn es das Recht zulässt, muss großzügig entschieden werden", erklärt Lechner. Der See sei nicht angelegt worden, um ein Vogelparadies zu schaffen, dem sich der Mensch unterzuordnen hat. Stattdessen sei mit "der Flutung des Berzdorfer Sees und der umfangreichen landschaftlichen Gestaltung den Menschen wieder etwas zu ihrer Nutzung zurückgegeben."

Falls er keine Genehmigung für die Verlängerung der Fahrsaison erhalte, drohe nicht nur im Winter kein Schiff zu fahren, sondern auch in der Sommersaison. "So weit darf es beim Schiffsbetrieb gar nicht erst kommen", schreibt Lechner, der zwischen 1990 und 1998 Oberbürgermeister in Görlitz war. Eine Schiffsfahrt auf dem See bereite den Menschen Freude. "Erst wenn man mitten auf dem See in Richtung Nordstrand fährt, erkennt man die beeindruckende Dimension des Sees", heißt es in dem Schreiben Lechners. In den sozialen Netzwerken teilten über das Wochenende zahlreiche Nutzer Lechners Sicht.

Demgegenüber verweist der Görlitzer Stadtrat Joachim Schulze auf die rechtlichen Grundlagen für die Schiffbarkeitserklärung am Berzdorfer See. Grundsätzlich schätze er das Engagement von Stefan Menzel.

Schulze zitiert in einem langen Beitrag in den sozialen Netzwerken die Festlegungen über den Arten- und Naturschutz am Berzdorfer See, weswegen der Schiffsverkehr von Ende Oktober bis Anfang April verboten ist. So weisen die Winterbestände des Blässhuhnes, der nordischen Gans, der Tafelente und des Haubentauchers eine nationale Bedeutung auf. Werden die Tiere gestört, unterbrechen sie die Nahrungsaufnahme, müssen mehr Energie aufwenden, was ihrer Kondition und Vitalität genauso schaden würde wie ein Ausweichen auf ungeeignetere Rastgewässer als den Berzdorfer See.

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Schließlich heißt es: "Da die rastenden Vögel im Winterhalbjahr den gesamten See nutzen, ist dieses Verbot auf die gesamte Fläche des Gewässers zu beziehen." Diese Festlegungen können durch die Landesbehörde jederzeit geändert werden, "soweit überwiegende Gründe des Natur- und Artenschutzes dies erfordern." Schulze weist darauf hin, dass privatwirtschaftliche Interessen von Unternehmen hier nicht als Grund für eine Ausnahmegenehmigung genannt werden.

Schulze, der seit 2009 Vertreter der Stadt Görlitz im Planungsverband ist, sagt zudem: "Was man dem Unternehmer Menzel gestattet, wird man anderen Interessierten von Seglern und Sportbootfahrern bis zu den Bootsanglern grundsätzlich nicht verwehren können." Gerade die Segler aus der "Blauen Lagune" hätten in den vergangenen Jahren die Einschränkungen akzeptiert. "Wenn dies aber jetzt alles dem Landkreis Görlitz nicht mehr so wichtig sein sollte, dürften diese sich veralbert vorkommen", schreibt Schulze und fügt an: "Ich mich als Mitglied des Planungsverbandes übrigens auch."