Einst gehörte das Schloss den preußischen Königen und Kaisern. Sie empfingen gekrönte Häupter hier, so den russischen Zaren oder den König der Niederlande. Zuletzt wurde es als Schule genutzt.

Doch jetzt hat die polnische Gemeinde Myslakowice (Erdmannsdorf) im Hirschberger Tal keine Verwendung mehr für ihr Schloss, das nach Plänen von Schinkel Mitte des 19. Jahrhunderts umgebaut wurde. Am 23. Oktober wird es in einem offenen Verfahren zum Kauf angeboten; Interessenten sind zur Abgabe von Angeboten aufgefordert.

Bei 15 Millionen Zloty (rund 3,25 Millionen Euro) liegt der Startpreis, wie aus Verwaltungsangaben hervorgeht. Zusammen mit der Anlage erwerbe der Käufer zwei bebaute Grundstücke mit einer Gesamtfläche von über 2,5 Hektar und ein Villengebäude.

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Schloss und Villa dienten bisher als Schule. In der Villa wurden die ersten bis dritten Klassen unterrichtet. Im Herrenhaus fand der Unterricht für Kinder bis zur achten Klasse statt.

Doch 2021 begann vor Ort der lange angestrebte Bau eines neuen Schulkomplexes samt Turnhalle. Im Februar 2024 soll alles fertig sein. Der Verkauf des Schlosses mit Wurzeln im frühen 18. Jahrhundert war nicht von Anfang an unbedingt geplant. Laut Medienberichten hat sich der Gemeinderat nun dafür entschieden, um die deutlich gestiegenen Baukosten für die neue Schule zu finanzieren.

Ursprünglich war man von rund 40 Millionen Zloty ausgegangen. Dann war von 54 Millionen Zloty die Rede, umgerechnet rund 11,6 Millionen Euro. Nun sollen die Kosten noch höher liegen; konkrete Zahlen wurden nicht genannt. Schaut man sich den Haushalt der Gemeinde an, könnten um die 70 Millionen Zloty zusammenkommen. Jedenfalls seien Preise für Material und Leistungen deutlich höher als am Anfang geschätzt.

Die Gemeinde hat nicht die Mittel, um die zusätzlichen Ausgaben zu stemmen. Darum nun der Verkauf des denkmalgeschützten Schlosses und Parks. Die Denkmalbehörde hat dem Verkauf unter Bedingungen zugestimmt. Das geht aus der offiziellen Ankündigung hervor, die der Sächsischen Zeitung vorliegt. So müssen alle Bauarbeiten, Veränderungen und Maßnahmen an Herrenhaus, Park und Villa vom Denkmalschutz genehmigt werden.

In Polen hat die Verkaufsankündigung nach SZ-Recherchen keinen großen Protest ausgelöst. Allerdings kommt sie auch nicht unvermutet, der Bau werde seit zehn Jahren diskutiert, wie Arne Franke weiß. Der Historiker ist Experte für Schlesiens Schlösser, hat Bücher darüber verfasst und Ausstellungen gestaltet. Er bestätigt auf Nachfrage, dass das Schloss als Schule zwar sicher gewesen sei. „Aber investiert wurde im Gegensatz zur Schule im Schloss in Biedrzychowice/Friedersdorf schon lange nichts mehr in das völlig entkernte Gebäude.“

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Dort erinnern nur ein paar Quadratmeter Fliesenboden von Villeroy & Boch im Erdgeschoss an die frühere Nutzung. Er habe gehofft, dass das für die Geschichte so wichtige Gebäude in öffentlichem Besitz bleibt, zum Beispiel als Museum für die Schlösserlandschaft des Hirschberger Tales oder ganz Schlesiens. Dafür sei es ideal.

Aber nachdem nun das große Riesengebirgszentrum im Amtsschloss von Sobieszów (Hermsdorf) fertig ist, sei ihm klar gewesen, dass die öffentliche Hand keine Kapazitäten mehr hat für Myslakowice. Er hofft, dass der neue Eigentümer zur „denkmalgerechten Instandsetzung der äußeren Hülle“ verpflichtet wird.

Das Verkaufsverfahren startet am 23. Oktober 2023, um 12 Uhr, im Gemeindeamt in Mysłakowice,ul. Szkolna 5 (Konferenzraum). Nähere Informationen unter: https://monitorurzedowy.pl/announcement/1597695/ogloszenie-o-i-ustnym-przetargu-nieograniczonym