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Wo sind die Köpfe vom Görlitzer Kaufhaus?

Der Ostritzer Steinmetz Robert Vallentin sollte im Jahr 2015 Teile der Sandsteinfiguren restaurieren. Dann wurde es still um das Thema. Sehr still sogar.

Von Ingo Kramer
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Steinmetz Robert Vallentin aus Ostritz zeigt einen Teil einer abgefallenen Figur am Kaufhaus Görlitz. Das Bild entstand 2015. Doch was wurde aus den Figuren?
Steinmetz Robert Vallentin aus Ostritz zeigt einen Teil einer abgefallenen Figur am Kaufhaus Görlitz. Das Bild entstand 2015. Doch was wurde aus den Figuren? © Archivfoto: Pawel Sosnowski

Es war ein Absturz mit Folgen: Am 6. Januar 2015 fiel der Kopf einer Sandsteinfigur am Kaufhaus Görlitz auf der Seite des Marienplatzes aus sieben Metern Höhe in die Tiefe. Er zerschlug auf der Straße. Personen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Doch die Aufregung war trotzdem groß: Am Kaufhaus wurde eine Absperrung errichtet, die verbliebenen Figuren untersucht.

Im Januar 2015 ist der Kopf einer Sandsteinfigur (rechts) am Kaufhaus Görlitz auf der Seite des Marienplatzes abgefallen. Personen kamen nicht zu Schaden.
Im Januar 2015 ist der Kopf einer Sandsteinfigur (rechts) am Kaufhaus Görlitz auf der Seite des Marienplatzes abgefallen. Personen kamen nicht zu Schaden. © Archivfoto: Pawel Sosnowski

Schnell war klar: Der Sandstein war vom Regen durchnässt, nach dem Wechsel von Frost und Tauwetter brach der Kopf an der schwächsten Stelle ab, am Hals. Da der Kopf der Figur leicht nach vorn geneigt war, erleichterte das Übergewicht den Absturz.

Robert Vallentin, Steinmetz- und Steinbildhauermeister aus Ostritz, überprüfte Ende Februar 2015 den gesamten Figurenschmuck am Kaufhaus auf seine Standfestigkeit. Dadurch sollte festgestellt werden, wie umfangreich die Plastiken an der Fassade des Gebäudes beschädigt sind. „Derzeit hat Vallentin 26 Aufträge vom Görlitzer Kaufhaus bekommen“, sagte Stefanie Eggers vom Kaufhaus-Team Monate später. Vorrangig gehe es immer noch um die Schadensbestandsaufnahme beziehungsweise -analyse.

Schaut man sich heute – sieben Jahre später – das Kaufhaus an, so stellt man fest: Sieben Köpfe fehlen noch immer komplett, darunter zum Demianiplatz hin die Köpfe von fünf der 14 großen Figuren an den Bögen der Arkaden, außerdem zwei Kinderköpfe zum Marienplatz hin. An wenigen anderen Köpfen gibt es leichte Beschädigungen, viele wirken aber intakt.

Sind die sieben fehlenden Köpfe immer noch bei Vallentin in Ostritz? Der Steinmetz ist am Telefon sehr kurz angebunden. Es wirkt, als wolle er mit der Sache nichts mehr zu tun haben. Selbst die Frage, ob die Restaurierung inzwischen abgeschlossen sei, bejaht er nicht. „Fragen Sie bitte in der Kaufhaus-Pressestelle nach“, sagt Vallentin.

Kaufhaus-Mitarbeiterin verweist auf Steinmetz

Von dort antwortet schließlich Ina Stephan. „Ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass die Köpfe in Ostritz beim Steinmetz Robert Vallentin eingelagert sind“, erklärt sie. Auf Nachfrage, ob die Köpfe denn irgendwann wieder ans Kaufhaus zurückkehren sollen, wiederholt Ina Stephan lediglich, dass die Köpfe bei Herrn Vallentin liegen würden. Punkt, aus.

Also was denn nun? „Auch unseren Informationen nach liegen die abgängigen Teile bei Herrn Vallentin“, sagt Tobias Panke von der Unteren Denkmalschutzbehörde (UDB) der Stadt Görlitz. Eine Reparatur der Figuren mit ihren originären Teilen sei natürlich vorgesehen: „Das war schließlich auch der Grund der Einlagerung.“ Doch wenn dem so ist, bleibt unklar, warum Robert Vallentin und Ina Stephan so mauern.

Stefanie Eggers hatte 2015 erklärt, sechs Figuren an der Marienplatz-Seite seien inzwischen in die Restaurierungsliste aufgenommen und müssten zum Teil repariert werden. „Optisch arbeitet man dann mit Steinergänzungsmörtel“, sagte sie damals. Das Ganze dauere aber wohl noch, denn unter anderem habe der Görlitzer Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden. Eine besondere kulturhistorische Bedeutung habe der Schmuck aber nicht.

Robert Vallentin erhielt zuerst den Auftrag, die Standfestigkeit aller Figuren zu überprüfen und beschädigte Stellen zu dokumentieren. In dem Fall stammt der Sandstein aus Unterfranken und enthält Anteile aus Ton. „Der geht bei Feuchtigkeit auf und Trockenheit zu“, so Vallentin damals. Dadurch sind Risse aufgetreten. Der Ostritzer sollte die Plastiken dann restaurieren. „Eine sehr abwechslungsreiche Aufgabe“, erklärte er 2015. Einerseits arbeite er an der Sanierung eines weltbekannten Kaufhauses mit, andererseits habe er in seiner Laufbahn als Steinmetz noch nie so viele Figuren auf einmal bearbeitet.