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Kreis Görlitz: Warum Kita-Kinder jetzt keine Brotbüchse mehr brauchen

Für die Eltern soll das Angebot in Markersdorf nicht zu einer höheren finanziellen Belastung führen.

Von Constanze Junghanß
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Katrin Lange und ihr Team kochen täglich frisch und oft mit regionalen Lebensmitteln. Künftig beliefert die Schulküche die Kindereinrichtungen auch mit Frühstück und Vesper.
Katrin Lange und ihr Team kochen täglich frisch und oft mit regionalen Lebensmitteln. Künftig beliefert die Schulküche die Kindereinrichtungen auch mit Frühstück und Vesper. © Foto: Constanze Junghanß

Die Brotbüchse für den Kindergarten bleibt jetzt zu Hause. Eltern sollen für ihren Nachwuchs keine Schnitten mehr schmieren müssen. Das spart Zeit. Und vielleicht sogar ein wenig Geld, wie Bürgermeister Silvio Renger einschätzt. Der Markersdorfer Gemeinderat beschloss einstimmig, dass in den drei kommunalen Kitas die Vollverpflegung eingeführt wird. Das heißt: Frühstück, Mittagessen, Vesper aus einer Hand. Das gibt es nicht überall, in Reichenbach zum Beispiel nicht.

Berggeister machen den Anfang

Die Jauernick-Buschbacher „Berggeister“ machen mit der Vollverpflegung in Markersdorf den Anfang. Für die Mädchen und Jungen bereitet Katrin Lange seit ein paar Tagen drei Mahlzeiten täglich zu. Katrin Lange betreibt die Schulküche in Markersdorf. Sie sagt, dass im nächsten Monat die Vollverpflegung auch im Friedersdorfer Kindergarten startet und ab März die Kinder im Markersdorfer „Wirbelwind“ gleichfalls von ihrer Küche drei Mahlzeiten täglich bekommen.

Weggefallen ist seit November letzten Jahres ihr Angebot „Essen auf Rädern“ für die Markersdorfer Senioren. Sie werden nun nicht mehr von der Schulküche beliefert. Katrin Lange nennt als Grund dafür den hohen zeitlichen Aufwand, der damit verbunden war. Die Wege in der Großgemeinde zu den einzelnen Ortsteilen seien lang. Den Druck und Stress wollte die 44-Jährige sich und ihren drei Mitarbeiterinnen nicht mehr zumuten, zumal die Schulküche auch für die Grundschule, eine Görlitzer Kita und für die Mittagsversorgung im Gewerbegebiet kocht. 350 Portionen sind das täglich.

Eier aus Lawalde, Möhren aus Arnsdorf

Vieles davon regional und immer frisch. „Die Eier beziehen wir aus Lawalde, Mohrrüben erst kürzlich wieder von der Arnsdorfer Gärtnerei und die Kartoffeln von Bauern aus der Umgebung“, nennt Katrin Lange einige Beispiele. Für die etwa 50 Senioren, die zusätzlich von ihr beliefert wurden, gab es eine Lösung, zu der die Schulküche und Gemeinde beigetragen haben. Andere Essensanbieter wurden gesucht, übernahmen nahtlos, wie die Unternehmerin berichtet.

Mit der Vollverpflegung kommen 1,45 Euro Mehrkosten auf die Eltern zu. Die Preise für das Frühstück sollen sich auf 85 Cent, die für die Vesper auf 60 Cent belaufen. Für ein Mittagessen für ein Krippenkind zahlen die Eltern 2,50 Euro, für Kindergartenkinder 2,80 Euro. Da stehen 2024 keine Preiserhöhung an. Katrin Lange sagt, die Essenbestellung für die drei Mahlzeiten wird künftig in den Markersdorfer Kitaverträgen berücksichtigt. Das bestätigt Bürgermeister Renger, der einschätzt, dass die Kosten für die zusätzlichen Mahlzeiten geringer sind, als das, was die Eltern selbst in die Brotbüchse packen. Das seien im Durchschnitt etwa 1,50 Euro gewesen, wie im Vorfeld ausgelotet wurde.

Die Kinder in den Einrichtungen bekommen zu den Zusatzmahlzeiten Brot oder kleine Brötchen, manchmal Knäckebrot oder Filinchen. „Das Frühstück machen wir abwechselnd vegetarisch und nicht vegetarisch“, sagt Katrin Lange. Wurst oder Käse also. In Jauernick gibt es am Montag beispielsweise Frischkäse mit frischer Kresse aufs Brot, dazu Gurke. Wahlweise auch Marmelade und nachmittags eine Butterbrezel. „Wenn wir Süßes wie Grießbrei zum Mittagessen machen, gibt es am Nachmittag etwas Herzhaftes“, erklärt Katrin Lange ihr abwechslungsreiches Speisekonzept.

Obst und Gemüse stehen auf dem Speiseplan

Kompott, Obst und Gemüse gehören beim Speiseplan mit dazu. Den dürfen die Schulkinder einmal wöchentlich selbst mit gestalten. Dann gibt es ein Wunschessen. Saure Eier werden im Januar gewünscht, Schweinebraten auf Butterbohnen und Linsensuppe. Klassiker also. Wobei auch Couscous und Pizzasuppe auf dem Speiseplan stehen. Dass es allen bestens schmeckt, davon zeugt die Wandzeitung. Zettel an Zettel voller Lob und guter Wünsche kleben da nebeneinander. Auf einem steht: „Es war heute sehr lecker. Die Wurst besonders.“

Einige Jahre Erfahrung mit Vollverpflegung hat auch die Kita in Girbigsdorf. Da liefert die Obermühle Görlitz Frühstück, Mittag und Vesper. Auch da ist das vertraglich mit den Eltern geregelt. Ist ein Kind Mittagskind, kann die Vesper über ein Online-Bestellsystem abgemeldet werden. Das ist auch im Urlaubs- oder Krankheitsfall möglich. Dann bezahlen die Eltern nichts. In Markersdorf soll ein Bestellsystem über eine App greifen, sodass ebenfalls auf Fehlzeiten kurzfristig seitens der Küche reagiert werden kann.