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Kreis Görlitz: Wie ein kleines Dorf mit Schmierereien umgeht

In Königshain werden Verkehrsschilder beklebt, Häuser besprüht, Kriegsgräber beschmiert. Das ärgert nicht nur den Bürgermeister.

Von Constanze Junghanß
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Dieses Gebäude im Königshainer Schlosspark ist beschmiert - so wie einige andere auch im Ort.
Dieses Gebäude im Königshainer Schlosspark ist beschmiert - so wie einige andere auch im Ort. © Martin Schneider

Maik Wobst hat sich sehr geärgert. Seit Oktober letzten Jahres etwa stellte die Gemeinde mehrfach „politisch motivierte Sachbeschädigungen fest“, wie der Königshainer Bürgermeister einschätzt. Etwa 100 Aufkleber an Verkehrsbeschilderungen und zwei von Graffiti-Schmierereien betroffene Gebäude seien das gewesen. „Nicht einmal die Gedenktafel der Kriegsgräber im Schlosspark blieb verschont“, sagt Maik Wobst. Im aktuellen Amtsblatt macht er darauf aufmerksam, plädiert unter der Überschrift „Appell an die Vernunft“: Da es sich nicht nur um Sachbeschädigungen, sondern teilweise auch um einen „Eingriff in den Straßenverkehr“ handele, sei das „nicht tolerierbar und muss zur Anzeige gebracht werden.“

Mittlerweile hat die Gemeinde alle Aufkleber selbst entfernt und die Gedenktafel auf eigene Kappe mühevoll gesäubert. Über den genauen Inhalt der Sprüche kann Maik Wobst wenig sagen, er berichtet, das seien „Antifa“ Aufkleber gewesen und auf der Tafel am Kriegerdenkmal „was Kommunistisches“. Königshainer Einwohner erzählen, dass aufgrund der geringen Größe die Aufkleber kaum wahrnehmbar gewesen sind. Erkennbar war zum Beispiel auf einem Aufkleber der Spruch "Nazis boxen", berichtet ein Mann, der anonym bleiben möchte. Polizeilich ist das kein Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation, entsprechende Aufkleber und Graffiti mit einer solchen Aussage an Gebäuden oder Verkehrsschildern werden als Sachbeschädigung eingestuft.

Auf der Gedenktafel im Schlosspark in Königshain sind noch Farbreste zu sehen.
Auf der Gedenktafel im Schlosspark in Königshain sind noch Farbreste zu sehen. © Martin Schneider

Polizei ermittelt immer wieder Täter

Allerdings hat die Gemeinde keine einzige der Sachbeschädigungen zur Anzeige gebracht, wie der Bürgermeister jetzt auf Nachfrage einräumt. Und wird das auch nicht tun. Warum? Er sehe darin wenig Sinn, da Täter seines Erachtens in der Regel nicht erwischt würden. Anzeige bei der Polizei zu machen bringt seiner Meinung nach nichts. Dem widerspricht die Polizei. Seitens der Polizeipressestelle der Direktion in Görlitz heißt es dazu, dass eine Anzeige in solchen Fällen durchaus Sinn macht und immer mal wieder Täter auch teils im Nachgang ermittelt werden, wie Polizeisprecher Marcel Malchow auf Nachfrage bestätigt.

Die Görlitzer Polizei wurde nicht informiert

Bürgermeister Maik Wobst berichtet auch von Graffiti an zwei leerstehenden, baufällig wirkenden Gebäuden im Niederdorf. Der Eigentümer der Gebäude sei „derzeit unbekannt“. Da steht unter anderem „Nazis töten“ mit schwarzer Farbe an die Wand geschmiert. Auch dieser Spruch ist nach Polizeiangaben als Sachbeschädigung einzustufen. Da die Sachbeschädigungen weder von der Gemeinde, noch von Anwohnern bei der Polizei zur Anzeige gebracht wurden, „sind in Königshain keine politisch motivierten Sachbeschädigungen, weder in Form von Schmierereien, noch Aufklebern oder in sonstigen Formen, polizeilich bekannt geworden“, sagt Marcel Malchow. Das gilt gleichfalls auch für das komplette Jahr 2023.