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Görlitzer Sonnenorgel hat jetzt ihre "Artilleriegeschütze"

Die berühmte Orgel der Peterskirche ist um "Spanische Trompeten" und damit 230 Orgelpfeifen reicher. Die Initiative dafür ging von einem früheren Gewandhausorganisten aus.

Von Ines Eifler
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Dem Himmel ganz nah ist Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger, wenn er zum neuen Orgelregister "Spanische Trompeten"  an der Sonnenorgel in der Görlitzer Peterskirche hinaufsteigt.
Dem Himmel ganz nah ist Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger, wenn er zum neuen Orgelregister "Spanische Trompeten" an der Sonnenorgel in der Görlitzer Peterskirche hinaufsteigt. © Martin Schneider

Über eine Steintreppe, hölzerne Stufen und eine schmale Leiter steigt Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger bis zum Gewölbe des Kirchenschiffs hinauf und windet sich durch ein ovales Loch hinter der Sonnenorgel, um die neuen "Spanischen Trompeten" stimmen zu können.

Hier, 20 Meter über dem Boden der Peterskirche, wurden die 230 neuen, prägnant klingenden Orgelpfeifen vor wenigen Wochen eingebaut, direkt hinter den geschnitzten Engeln der Sonnenorgel, so als würden die Trompeten in ihren Händen wieder spielen.

Einweihung am Pfingstsonntag

Am Pfingstsonntag werden die Register offiziell eingeweiht: Um zehn Uhr beim Gottesdienst mit Bischof Christian Stäblein, dem berühmten Organisten Matthias Eisenberg an der Sonnenorgel sowie der Kantorei und dem Bachchor unter der Leitung von Reinhard Seeliger, um 15.30 Uhr mit einem Konzert, das Denny Wilke und Seeliger gemeinsam geben.

Der berühmte Organist Matthias Eisenberg (links) unterstützt Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger seit den 1990ern bei der Vervollkommnung der Sonnenorgel, die hier im Hintergrund zu sehen ist.
Der berühmte Organist Matthias Eisenberg (links) unterstützt Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger seit den 1990ern bei der Vervollkommnung der Sonnenorgel, die hier im Hintergrund zu sehen ist. © Martin Schneider

Ihren Namen erhielten die Spanischen Trompeten, weil sie sich ab etwa 1770 besonders auf der Iberischen Halbinsel verbreiteten. Normalerweise ragen sie horizontal aus dem Orgelprospekt in den Kirchenraum. "Wie Artilleriegeschütze", nannte das der erste Orgelbauer, der sie integrierte, Joseph de Echevarría.

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"Doch das ließ sich an der denkmalgeschützten historischen Fassade der Sonnenorgel natürlich nicht umsetzen", sagt Reinhard Seeliger. "Casparini kannte noch keine Spanischen Trompeten." Stattdessen brachten die Orgelbauer die neuen Register versteckt hinter den Engeln hoch oben auf der Orgel an, weshalb sie in der Görlitzer Peterskirche auch "Engelwerk" genannt werden.

Klang der Sonnenorgel ist nun vollkommen

Initiiert hat diese Erweiterung Matthias Eisenberg, der vor vielen Jahren maßgeblich am Entwurf der Disposition der Sonnenorgel beteiligt war und sich bereits 2021 für den Einbau zweier zusätzlicher Register einsetzte. Auch um die Finanzierung der 130.000 Euro teuren Spanischen Trompeten kümmerte sich Eisenberg, der sich vor allem für sehr große Orgeln begeistert.

Inspiriert wurde der frühere Gewandhausorganist, kurz nachdem er 1986 von einer Tournee nicht in die DDR zurückkehrte. Damals war er einmal zu Gast in der Abtei Marienstatt in Rheinland-Pfalz, wo ihn die Spanischen Trompeten der großen Rieger-Orgel so beeindruckten, dass sie sich ihm als Vorbild für ein späteres eigenes Vorhaben einprägten. Bei der Görlitzer Sonnenorgel hat er das nun wahrgemacht.

Die Zahl der Register ist damit von anfangs 64 auf heute 96 gewachsen. "Damit ist es aber nun genug", sagt Reinhard Seeliger, weitere Einbauten seien nicht mehr geplant. "Der Klang der Sonnenorgel ist vollkommen."