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Video aus Görlitz belegt: Nutria breitet sich an der Neiße aus

Offizielle Zählungen gibt es nicht, der Nager wird aber im gesamten Landkreis Görlitz gesichtet. Anders als der Biber darf er geschossen werden.

Von Matthias Klaus
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Nutrias sind recht zutrauliche Tiere. Hier sitzen sie an der Neiße am Zgorzelecer Ufer.
Nutrias sind recht zutrauliche Tiere. Hier sitzen sie an der Neiße am Zgorzelecer Ufer. ©  Foto: Nikolai Schmidt

Vor knapp sechs Jahren war es noch eine kleine Sensation im Landkreis. Im Zittauer Westpark, genauer am Pethauer Teich, wurde ein mysteriöses Tier gesichtet. Kein Biber, ein Nutria, wie sich herausstellte. Relativ zutraulich, orangefarbene Nagezähne, kein Zweifel. Woher das Tier kam, was aus ihm wurde, man kann nur mutmaßen. Nutrias zählen zu den "invasiven Arten", sprich, hierzulande ist eigentlich nicht ihre angestammte Heimat.

Immer mehr Jagdreviere melden Nutria

Wo sich die Nutrias im Landkreis Görlitz in den vergangenen Jahren vor allem ausgebreitet haben - schwer zu sagen. Fest steht im Stadtgebiet Görlitz/Zgorzelec werden an der Neiße immer wieder Nutrias gesichtet. "Die Erfassung der Wildtierpopulation ist nicht möglich und daher schwer in Zahlen zu ermitteln", teilt auf SZ-Anfrage das Landratsamt mit. Offizielle Zählungen gibt es also nicht, aktuelle Zahlen sind generell eher rar. Von 2015 bis 2021 hat sich der Anteil der Jagdreviere in Deutschland mit Nutria-Vorkommen mehr als verdoppelt – von 20 auf 44 Prozent, heißt es vom Deutschen Jagdverband. Dies gehe aus Daten aus dem Wildtier-Informationssystem der Länder hervor.

Im Landkreis Görlitz wurden im Jagdjahr 2022/2023 insgesamt 92 Nutrias gemeldet. Drei davon gelten als Unfallwild. Da die Nutrias als invasive Art gelten, fallen sie nicht unter das Naturschutzrecht, sondern das Jagdrecht greift. "Das heißt, die Inhaber eines Jagdbezirkes haben das Recht, Nutrias in ihrem Jagdbezirk zu erlegen und sich anzueignen", so Kevin Schlei, Sprecher des Landratsamtes Görlitz.

Hier planscht ein Nutria in der Neiße.
Hier planscht ein Nutria in der Neiße. © Nikolai Schmidt

Biber ist dagegen eine geschützte Art

Im Gegensatz dazu ist der Biber streng geschützt. Schon allein für Umsiedlungen sind für den einheimischen Nager Ausnahmegenehmigungen fällig - obwohl der Biber ähnlich dem Nutria Schäden an Gehölzen und Gewässern anrichtet. Für den Biber haben sich die Schutzmaßnahmen jedenfalls ausgezahlt. Ihre Zahl stieg im Kreis Görlitz in den vergangenen Jahren, es gibt ein Bibermanagement und das Görlitzer Landratsamt sucht ehrenamtliche "Biberrevierbetreuer".

Auch der Deutsche Jagdverband zählt die Neiße zu einem der Nutria-Gebiete hierzulande. Eigentlich stammen die Tiere aus Südamerika. Aber schon vor gut 100 Jahren wurden sie nach Deutschland geholt. Vor allem bis 1930 gab es Pelztierfarmen.

Keine Abschussprämie im Kreis Görlitz

In der DDR wurden die auch Biberratte oder Sumpfbiber genannten Tiere ebenfalls vor allem wegen ihres Pelzes gezüchtet. Nach der Wende brach die Nachfrage ein. Oft wurden die Tiere dann einfach freigelassen. Manche hatten sich schon zuvor unbemerkt aus dem Staub gemacht. Dass sie in den hiesigen Breiten überleben und sich vermehren können, führen die Experten des Wildtier-Informationssystems auf die relativ milden Winter zurück.

Eine Abschussprämie für die invasiven Nager gibt es im Landkreis Görlitz nicht. Eine solche hatte man 2021 bei den Nachbarn im südlichen Brandenburg eingeführt. Der Gewässerverband Spree-Neiße zahlte Jägern eine "Aufwandsentschädigung" von sechs Euro pro erlegtem Nutria oder Bisam. Grund: Die starke Vermehrung der Tiere. Als Nachweis für den Abschuss musste der Jagdschein vorgelegt werden - und der Nutria-Schwanz.