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Kreis Görlitz: Kretschmer erhält nicht alle Stimmen von der CDU

Am Wochenende nominierte die CDU ihre Direktkandidaten für die Landtagswahl 2024. Neben Kretschmer schickt sie einen Staatssekretär, einen parteilosen Unternehmer und einen Lokalpolitiker ins Rennen.

Von Sebastian Beutler
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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am Sonnabend in Löbau im Gespräch mit dem früheren Landtagsabgeordneten Volker Bandmann und dessen Frau. Die CDU im Kreis Görlitz ernannte Bandmann zu ihrem Ehrenvorsitzenden.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am Sonnabend in Löbau im Gespräch mit dem früheren Landtagsabgeordneten Volker Bandmann und dessen Frau. Die CDU im Kreis Görlitz ernannte Bandmann zu ihrem Ehrenvorsitzenden. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Erwartungsgemäß führt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer als Direktkandidat im Görlitzer Wahlkreis die CDU im Kreis Görlitz in den Landtagswahlkampf 2024. Am Sonnabend erhielt er bei der Nominierung in Löbau 24 von 27 Stimmen der CDU-Mitglieder. Er sah dieses Ergebnis nicht als Dämpfer, sondern nahm es als Ansporn für den Wahlkampf.

Auch die Kandidaten in den anderen drei Wahlkreisen im Kreis Görlitz erhielten eindeutige Unterstützung. Der 55-jährige Tilman Havenstein aus Rietschen, Verwaltungsmitarbeiter in der Gemeinde Kodersdorf und Chef der Kreistagsfraktion von CDU/FDP, erhielt alle 24 Stimmen als Direktkandidat im Wahlkreis zwischen Weißwasser und Schöpstal. 2019 unterlag er mit 905 Stimmen Rückstand bei der Landtagswahl gegen den AfD-Bewerber Roberto Kuhnert.

Will im Görlitzer Wahlkreis 2024 seinen Sitz im Landtag verteidigen: Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Will im Görlitzer Wahlkreis 2024 seinen Sitz im Landtag verteidigen: Ministerpräsident Michael Kretschmer. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Will für die CDU das Direktmandat im Wahlkreis Weißwasser/Niesky zurückgewinnen: Tilmann Havenstein.
Will für die CDU das Direktmandat im Wahlkreis Weißwasser/Niesky zurückgewinnen: Tilmann Havenstein. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Kandidiert erstmals für die CDU im Wahlkreis Löbau: Staatssekretär Conrad Clemens.
Kandidiert erstmals für die CDU im Wahlkreis Löbau: Staatssekretär Conrad Clemens. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Als Parteiloser für die CDU im Landtag? Unternehmer Thomas Krusekopf kandidiert im Wahlkreis Zittau.
Als Parteiloser für die CDU im Landtag? Unternehmer Thomas Krusekopf kandidiert im Wahlkreis Zittau. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Im Löbauer Wahlkreis nominierten die CDU-Mitglieder den Staatssekretär und Vertreter Sachsens beim Bund, Conrad Clemens. Der 40-Jährige, der familiäre Beziehungen nach Herrnhut hat, sicherte sich alle Stimmen der 17 Mitglieder aus den Löbauer Ortsverbänden der CDU und will nun den Wahlkreis zurückgewinnen. 2019 erhielt Mario Kumpf von der AfD die meisten Erststimmen und gewann das Direktmandat. Der damalige CDU-Bewerber Matthias Reuter, Sozialplaner im Landratsamt, verzichtete dieses Mal auf eine erneute Kandidatur, versicherte aber am Sonnabend ohne Groll im Blick zurück, nun Clemens zu unterstützen.

Ein Novum gibt es im Zittauer Wahlkreis, den in den vergangenen Jahren Stephan Meyer als direkt gewählter Abgeordneter in Dresden vertrat. Nach seiner Wahl zum Görlitzer Landrat gab Meyer sein Landtagsmandat ab und tritt nun auch nicht mehr zur Landtagswahl an. Nachdem einige Bewerber mit CDU-Parteibuch eine Kandidatur aus unterschiedlichen Gründen wie berufliche Lage oder Familie ausgeschlossen hatten, stellte die CDU jetzt den parteilosen Zittauer Unternehmer Thomas Krusekopf als Direktkandidat auf.

Der 60-Jährige unterhält drei Blumenläden in Hirschfelde und Zittau, den größten Teil seines Geschäftes macht aber ein Online-Shop mit Lifestyle- und Wellnessartikeln aus. Vor einigen Jahren trat er bei der Oberbürgermeisterwahl in Zittau an, wo er aber gegen Thomas Zenker den Kürzeren zog. Für seine Kandidatur für den Landtag erhielt er nun elf von zwölf Stimmen der Zittauer CDU-Mitglieder. Krusekopf bezeichnete es als Stärke der CDU, dass sie sich auch für bürgerliche Kandidaten öffnet, die noch nicht Mitglied der Partei sind.

Erklärtes Ziel der CDU im Landkreis Görlitz ist es, alle vier Wahlkreise zu gewinnen. Bei der letzten Wahl 2019 unterlagen die CDU-Bewerber im Norden und im Löbauer Wahlkreis gegen bis dahin unbekannte AfD-Politiker, sodass die erfolgsverwöhnte CDU nur zwei Direktmandate gewann. CDU-Kreisvorsitzender Florian Oest erwartet die "schwierigste Landtagswahl" seit 1990 für seine Partei, denn der Kreis Görlitz gilt als Hochburg der AfD.

Als einen der wichtigsten Gründe für diese Stimmungslage neben der wirtschaftlichen Lage sieht die Union die hohe Zahl von illegal nach Deutschland kommenden Migranten. Über die Grenzen des Kreises Görlitz zu Polen und Tschechien verlaufen derzeit die Hauptrouten der irregulären Einwanderung. Staatssekretär Conrad Clemens forderte deswegen auch eine "Asylwende". Kretschmer hatte zuvor bereits gesagt, wenn die irreguläre Migration nicht eingedämmt werde, dann erlebe Sachsen nächstes Jahr eine Protestwahl. Er warb erneut für einen großen Asylkompromiss zwischen der Ampel-Regierung und der CDU als größte Oppositionspartei.