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"Schmieriger Rußfilm": Nachbarschafts-Zoff in Görlitzer Altstadt

In der Langenstraße in Görlitz regnet es immer wieder Ruß vom Himmel. Die Nachbarn verdächtigen die Bäckerei nebenan. Die sagt: Zu Unrecht. Was ist da los?

Von Jonas Niesmann
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Über den Rauch aus diesem Schornstein gibt es viel Zwist. Behördlich ist daran anscheinend nichts auszusetzen.
Über den Rauch aus diesem Schornstein gibt es viel Zwist. Behördlich ist daran anscheinend nichts auszusetzen. © privat

Gleich nebenan eine kleine Bio-Bäckerei - morgens liegt das ofenfrische Brot in der Vitrine. Gebacken wird nach traditionellem Rezept und mit einem echten Holzofen. Ein Traum für jeden Nachbarn? In der Langenstraße in der Görlitzer Altstadt sehen das manche anders. Sie verdächtigen die Bäckerei Brotschmiede, mit Rauch und Ruß aus deren Schornstein für die Verschmutzung ihrer Grundstücke verantwortlich zu sein.

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"Im Sommer kann man abends manchmal kaum das Fenster aufmachen", sagt eine Nachbarin, dann rieche es in der Wohnung wie früher in ihrer Kindheit, als mit Kohleofen geheizt wurde, verbrannt und rußig. Eine andere Nachbarin zeigt Fotos von schwarzen, schmierigen Flöckchen, die auf ihren Vorhängen und auf ihrer Fensterbank liegen. An der Hauswand sind schwarze Linien zu sehen, wo der Regen wohl Ruß vom Dach gespült hat. "Nicht tragbar", sei das, so der Tenor unter einigen Nachbarn, man habe Anzeige beim Umweltamt erstattet.

Schornsteinfeger: Alles in Ordnung

Die Brotschmiede will das so nicht auf sich sitzen lassen. Es ist eine kleine Bio-Bäckerei, die ihr Brot mit Demeter-Mehl, im Holzfeuer und vielleicht einer kleinen Prise Spiritualität backt. Ihr sogenannter Direktabbrandofen sei behördlich abgenommen worden, ließ Besitzerin Doris Bach durch eine Mitarbeiterin auf SZ-Anfrage erklären. Als Brennmaterial verwende man ausschließlich heimisches, unbehandeltes Holz. Auf die Beschwerden der Nachbarn hin habe man die Anlage Ende 2022 von der Unteren Immissionsschutzbehörde erneut überprüfen lassen. Der daran beteiligte Bezirksschornsteinfeger habe "den ordnungsgemäßen Zustand der Feuerungsanlagen sowie die Einhaltung der Grenzwerte" festgestellt. Auch durch den Mitarbeiter der Behörde seien keine Mängel an den Feuerungsanlagen oder Auffälligkeiten beim Brennstoffeinsatz festgestellt worden. Darüber hinaus sei mit der Behörde "geklärt worden, dass mehrere Emittenten im Quartier vorhanden sind, die für Rußablagerungen infrage kämen."

Die Untere Immissionsschutzbehörde wollte sich auf Nachfrage der SZ nicht zu dem Vorgang äußern, wodurch das Ergebnis der Inspektion nicht unabhängig überprüft werden konnte. Der zuständige Bezirksschornsteinfeger Boris Schröder allerdings bestätigt die Aussage der Brotschmiede, wonach der Ofen von ihm und der Behörde überprüft worden sei. "Der Ofen und die Verbrennung entsprechen allen vorgeschriebenen Standards", sagt er. Nur dann, wenn das Umweltamt es verlange, müsste ein zusätzlicher Filter eingebaut werden.

Einen Filter einbauen? Gar nicht so leicht

Aber wäre ein solcher Filter nicht die einfache Lösung für den Nachbarschafts-Streit? Anruf bei einem Hersteller des Ofens, der von der Brotschmiede verwendet wird. Er sagt: Solche Rußflocken, wie sie die Nachbarn auf ihrem Grundstück haben, könnten tatsächlich innerhalb der ersten 20 Minuten beim Anfeuern eines Ofens entstehen. Danach brenne das Feuer so heiß, dass weder Rauch noch Ruß im Kamin überleben würden. Den anfänglichen Ruß zu filtern, sei jedoch finanziell sehr aufwendig und kaum praktikabel. Man könne nicht, wie man vielleicht denkt, einfach ein engmaschiges Gitter über den Kamin legen – das würde den Luftfluss behindern und so letztendlich mehr Qualm erzeugen.

Der Ofenbauer rät: Miteinander reden

Im städtischen Umfeld, sagt der Ofenbauer, könne es seiner Erfahrung nach daher bei solchen Öfen manchmal zu Konflikten kommen. Andererseits sei es doch gerade dort schön, noch eine lokale Bäckerei mit gutem Brot nebenan zu haben. Er rät deshalb, sich zusammenzusetzen und einen Kompromiss zu finden: Zum Beispiel könnte man den Ofen nur zu bestimmten, festen Zeiten anfeuern. So könnten sich die Nachbarn darauf einstellen und ihre Fenster in dieser Stunde geschlossen halten.