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Gastgebersieg bei Rund um die Landeskrone in Görlitz

Alexander Angierski gewinnt das Lausitzcup-Rennen, ohne als Erster über die Ziellinie zu fahren.

Von Frank Thümmler
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Alexander Angierski (in Gelb) sprintet ins Ziel – als Zweiter und trotzdem als Sieger.
Alexander Angierski (in Gelb) sprintet ins Ziel – als Zweiter und trotzdem als Sieger. © Hans-Ernst Friedrich

Görlitz. Das erhoffte Ergebnis ist für den Gastgeberverein des 85. Radklassikers „Rund um die Landeskrone“ eingetreten. Nach vielen Jahren vergeblicher Versuche konnte ein Fahrer von Post Görlitz das Lausitzcup-Rennen gewinnen. Alexander Angierski setzte sich im Sprint einer kleinen Spitzengruppe durch. Die Zuschauer dachten allerdings, der Träger des Gelben Trikots der Gesamtwertung des Lausitz-Cups wäre Zweiter geworden. Deutlich vor ihm fuhr ein anderer Rennfahrer über die Ziellinie. Es stellte sich allerdings heraus, dass dies ein Lizenzfahrer war, der deshalb außer Konkurrenz mitfuhr. Im Lausitzcup-Rennen sind nur Fahrer ohne Lizenz startberechtigt.

Diese Unklarheit war nicht das einzige Ärgernis des ansonsten wieder perfekt organisierten Straßen-Radsport-Ereignisses. Wer als Zuschauer den Weg in den Zielbereich an der Straßenbahn-Endhaltestelle unter der Landeskrone auf sich genommen hatte, wurde vom Streckensprecher völlig im Unklaren darüber gelassen, was gerade im Rennen geschieht. Selbst Zieleinläufe wurden vom Kommentar verpasst.

Angierski behält den Überblick

Von einer Vorbereitung darauf konnte keine Rede sein: Das im Lausitzcup-Rennen eine Fünfergruppe ins Ziel kommt, war zum Beispiel lange klar, auch, wer in ihr fährt. Der einzige Görlitzer Post-Fahrer und spätere Sieger Alexander Angierski erzählt den Rennverlauf so: „Unser Ziel war es, das Tempo insbesondere an den Anstiegen hochzuhalten, weil wir das gut können und so meinen schärfsten Konkurrenten im Lausitzcup, einen Sprinter, aus dem Rennen nehmen könnten. Das ging auf.“ Angierski entschied dann auch den Zwischensprint nach zwei Runden für sich. Es bildete sich jene rennentscheidende Fünfergruppe.

„Wir hatten Alexander drin, wussten, dass auch zwei Lizenzfahrer dabei waren und haben deshalb im Feld keine Nachführarbeit geleistet, sondern eher gestört“, erklärt der Görlitzer Florian Jung, einer der Mitfavoriten, die weitere Renntaktik. Die Fünfergruppe war stark genug, die Führung ins Ziel zu bringen. Angierski gewann auch den zweiten Zwischensprint nach drei Runden. „Ich habe dann am letzten Anstieg attackiert, aber da hat die Kraft gefehlt, um mich abzusetzen. Also lief es auf den Zielsprint unserer Gruppe hinaus.“ Da behielt Angierski den Überblick und sprintete auf den zweiten Platz.

Das Fette-Reifen-Rennen war für einige Kinder das erste Erlebnis eines kleinen Radrennens. Die Freude steht diesem Starter ins Gesicht geschrieben.
Das Fette-Reifen-Rennen war für einige Kinder das erste Erlebnis eines kleinen Radrennens. Die Freude steht diesem Starter ins Gesicht geschrieben. © Hans-Ernst Friedrich

Ein wenig ärgerte sich der Dresdner, der acht Jahre in Görlitz studiert hat und vom Ex-Görlitzer Sprinterkönig Philipp Schweichler (jetzt in der Schweiz) angeworben und motiviert wurde, dann doch, das Gefühl des Görlitzer Heimsieges nicht voll auskosten zu können: „Man kann schon außer Konkurrenz starten, aber dann muss man sich mehr zurückhalten und darf das Renngeschehen nicht derart beeinflussen, wie es diese beiden Fahrer getan haben.“ Zu deren Ehrenrettung: Beide hatten vor dem Start auf ihre Lizenz aufmerksam gemacht und waren auch im Ziel noch einmal extra zum Jurywagen gefahren – nicht, dass sie noch zur Siegerehrung gerufen würden.

Zuvor hatte Florian Jung den Sprint des Hauptfeldes für sich entschieden, wurde damit Sechster des Rennens und Vierter der Lausitzcup-Tageswertung. Auch die weiteren Görlitzer Starter waren mit dem Tag zufrieden. So etwa der erst 17-jährige Max Mikonya, der dreieinhalb Runden mit dem Hauptfeld mitfuhr, dann aber von Krämpfen geplagt doch noch abreißen lassen musste: Seine Leistung, die knapp 70 profilierten Kilometer mit einem 38er-Schnitt absolviert zu haben, bleibt. Mit Florian Bachran fuhr eine weitere Görlitzer Nachwuchshoffnung mit.

Hoffnung auf eine Wiederholung 2023

Vielleicht gibt es ja neuen Zulauf für den Görlitzer Radsport. Beim Fette-Reifen-Rennen am morgen waren erstaunlich viele Görlitzer Kids am Start. Ralf Mikonya vom Post SV, der selbst im Lausitzcup-Rennen mitfuhr, war mit dieser Resonanz, aber auch insgesamt; zufrieden. Auch die Rennen der Deutschen Seniorenmeisterschaften in drei Altersklassen (ohne Starter aus dem Landkreis) verliefen wieder perfekt organisiert. Außer einem relativ harmlosen Sturz bei einem Seniorenrennen gab es auch keine Zwischenfälle.

In Görlitz besteht die Hoffnung, auch im nächsten Jahr den Zuschlag für die Meisterschaften zu bekommen. Bis dahin gibt es noch einige Ziele zu erreichen: Alexander Angierski soll die Gesamtführung im Lausitzcup verteidigen, und die beiden Nachwuchsfahrer sollen noch näher an das Post-Elite-Team herangeführt werden.