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Berzdorfer See: Görlitz lehnt Wakesurfen-Pläne von Schiffsbetreiber ab

Unternehmer Stefan Menzel will Wakesurfen auf dem See anbieten. Schönau-Berzdorf und Görlitz haben Bedenken, entscheidend ist das noch nicht.

Von Susanne Sodan
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Schiffsbetreiber Stefan Menzel will ab neuer Saison das Wakesurfen auf dem Berzdorfer See anbieten.
Schiffsbetreiber Stefan Menzel will ab neuer Saison das Wakesurfen auf dem Berzdorfer See anbieten. © Archiv: Paul Glaser/glaserfotografie.de

Nachdem bereits aus dem Gemeinderat Schönau-Berzdorf Gegenwind zum Wakesurfen auf dem Berzdorfer See gekommen war, äußert auch die Stadt Görlitz Bedenken zu dem Vorhaben des Unternehmers Stefan Menzel. „Hauptkritikpunkt ist hier die Ankündigung, dass für das Wakesurfen keine Elektroboote genutzt werden sollen, sondern ein Boot mit einem 400 PS starken Verbrennungsmotor“, teilt Stadtsprecherin Annegret Oberndorfer mit.

Wakesurfen ist ein Wassersport mit einem speziellen Boot, das in seinem Kielwasser Wellen erzeugt, auf denen der Surfer reiten kann. Es handelt sich, wie zum Beispiel auch Wasserski, um eine sogenannte gefahrgeneigte Nutzung. Diese sind generell verboten, können aber als Ausnahme erlaubt werden, hatte die Landesdirektion Sachsen erklärt. Sie muss letztlich entscheiden. Noch laufe das Verfahren über die Ausnahmegenehmigung, teilt Linda Simon, stellvertretende Pressesprecherin der Landesdirektion, mit. Ein Verfahren, in dem auch die Anliegerkommunen wie Schönau-Berzdorf und Görlitz zuvor angehört werden.

Stefan Menzel betreibt in Görlitz unter anderem das Fahrgastschiff auf dem Berzdorfer See, die Görliwood-Busse, den Imbiss auf der Landeskrone oder auch die Bikini-Bar im Stadtzentrum. Zu seinen Wakesurf-Plänen auf dem Berzdorfer See äußerte er sich auf SZ-Anfragen bislang nicht. Gegenüber der Bürgermeisterin von Schönau-Berzdorf hatte er erklärt, dass er sich ein 400 PS starkes Boot bei einem Bekannten leihen wolle, der Wakesurfen am Bodensee anbietet. Das Boot soll im Hafen Tauchritz liegen und für Surffahrten zu buchen sein. Fahren könnte es auf Flächen zwischen dem Nordostufer und der Blauen Lagune in Sichtweite zum Ufer, aber jenseits der Schwimmbereiche.

Stadt Görlitz will ruhigen Tourismus

Seit vorigem Jahr gilt für den Berzdorfer See die Schiffbarkeitserklärung, die klärt, welche Boote wann und wo auf das Wasser dürfen. Das dauerte Jahre - denn am Berzdorfer See kommen viele Interessen zusammen. Der Stadtrat von Görlitz, schildert Annegret Oberndorfer, hatte sich seinerzeit dafür ausgesprochen, nur Boote mit Elektromotor zuzulassen. „Dies war angesichts der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht umsetzbar.“ An der Grundhaltung der Stadt, am See auf ruhigen, nachhaltigen Tourismus zu setzen, habe sich aber nichts geändert, „sodass die Zulassung einer gefahrengeneigten Sportart, die diesen Vorgaben nicht entspricht, schon aus diesem Grund nicht befürwortet werden kann.“

Eher skeptisch ist auch Matthias Urban von der CDU-Fraktion, aus mehreren Gründen. Zwar wäre Wakesurfen eine Attraktion, die es andernorts nicht gibt, so recht passe das Vorhaben aber nicht zur Philosophie für den See, findet er. Vor allem befürchtet er, dass der See schlicht zu klein ist für ein solches Angebot. „Das Hauptproblem für mich ist, dass die Fläche, die Herr Menzel dafür vorsieht, auch von den Seglern genutzt wird.“ Ein Motorboot muss einem Segelboot die Vorfahrt geben. In der Praxis hieße das, immer, wenn ein Segler kreuzt, müsse das Wakesurfing-Boot abbremsen oder ausweichen.

Die AfD-Fraktion will sich gegenüber der SZ nicht äußern. Mögliche Konflikte mit anderen Nutzern fürchtet derweil auch die Fraktion Bürger für Görlitz: Schwimmer, Surfer, Segler, das Fahrgastschiff von Stefan Menzel - am Nordufer seien bereits viele See-Nutzer aktiv, so Joachim Schulze. Auch Rudersportler hätten Interesse angemeldet. Dazu komme die Frage, welche Lautstärkebelastung ein 400 PS starkes Motorboot mit sich bringt. Ähnliche Bedenken waren in Schönau-Berzdorf aufgekommen. Dort ging es auch um die Frage der Gleichbehandlung: Anbietern anderer „gefahrgeneigter“ Sportarten wie Wasserski oder Kitesurfen müsste man dann gegebenenfalls ebenfalls eine Erlaubnis erteilen.

Kritik an Entwicklung des Sees

„Nach unserem Verständnis“, so Joachim Schulze, „soll der See aber gerade auch der nicht kommerziellen Nutzung und dem Erholungsbedürfnis der breiten Bevölkerung dienen.“ Die Stärken des Berzdorfer Sees liegen eher in der Familienfreundlichkeit und Ruhe, sagt auch Mirko Schultze von der Linksfraktion. Jeder Unternehmer für sich habe sicher eine gute Idee und kenne einen Markt. Zum einen aber müsse das Interesse eines Investors abgewogen werden mit dem Interesse einer gesamten Seeentwicklung und der mehrheitlichen Nutzung.

Zum anderen plädiert Schultze dafür, die Seeentwicklung „im Zusammenspiel mit dem Lausitzer Seenland, Polen und Tschechien“ zu betrachten. „Wenn es schon keine gemeinsame Entwicklungsgesellschaft für die gesamte Region gibt, dann sollten wir aber nicht in ein ‚Alle wollen alles haben und alles machen‘ verfallen, sondern die Seen mit ihren Stärken entwickeln.“

Zuspruch für neue Ideen

Es gibt auch Zuspruch für die Ideen von Stefan Menzel: „Wir freuen uns, wenn es private Akteure gibt, die den See beleben und auch für eine jüngere Zielgruppe attraktiv machen wollen“, sagt Mike Altmann von der Fraktion Motor Görlitz/Bündnisgrüne. Die Wakesurfing-Pläne mag er aber derzeit nicht beurteilen, weil zu viele Fragen noch offen seien. „Welche Fläche wird benötigt? Gibt es mögliche Konflikte mit anderen Nutzern? Welche Teile des Sees sind überhaupt geeignet?“

Insgesamt allerdings kritisiert Altmann, den veralteten strukturellen Rahmenplan für den Berzdorfer See mit Stand von 2010. Dadurch gebe es zu wenig Planungssicherheit für wirtschaftliche Anbieter. „Was ist gewünscht und was nicht?“, fragt Altmann. Großteils ist das allerdings wieder eine andere Baustelle. Anders als die Schiffbarkeitserklärung, geht es beim Strukturellen Rahmenplan mehr um das Drumherum des Sees, die Infrastruktur, wie Altmann auch selbst beschreibt - und hat mit Wakesurfen auf dem See nicht viel zu tun.