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Wie ein 20-jähriger Görlitzer zum Firmenchef wurde

Alexander Kania betreibt in Görlitz seit einem Jahr ein kleines Unternehmen mit Dachzelten für den Campingurlaub. Dabei ist er gerade 20 und mitten im Studium.

Von Susanne Sodan
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Alexander Kania ist Student - und Geschäftsführer der Firma Peritum-Outdoor.
Alexander Kania ist Student - und Geschäftsführer der Firma Peritum-Outdoor. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Alexander Kania hat schon mal aufgebaut. Auf seinem Auto steht ein großes, schwarzer Kubus - ein Dachzelt. Wie lange er gebraucht hat für den Aufbau? Er winkt ab. „Halbe Minute“, sagt er. Fest verbaute Teleskopstreben machen es möglich. Das Zelt hat er nicht nur für den SZ-Besuch in seinem Lager an der Grenze zwischen Görlitz und Ludwigsdorf aufgebaut, sondern auch für Kunden, die gerade da waren: Mit einem ähnlichen Modell werden sie bald Richtung Balkan reisen. Mit seinem Unternehmen Peritum-Outdoor vermietet und verkauft Alexander Kania Dachzelte. Dabei ist er gerade 20 Jahre alt.

Interesse am Unternehmertum habe er schon als Jugendlicher gehabt, erzählt er. „Das hat sicher mit meiner Familie zu tun“. Sein Vater war selbstständiger Unternehmensberater und im Qualitätsmanagement tätig. Alexander Kania besuchte das Augustum-Annen-Gymnasium in Görlitz und war in dem Jahrgang, in dem vier damalige Elftklässler die Gemüsechips „Ganzze Pflanzze“ erfanden und damit in einem Wirtschaftswettbewerb auf Bundesebene ganz vorne landeten. Alle Schüler des Wirtschaftskurses nahmen damals an dem Wettbewerb teil, „ich war quasi im Konkurrenz-Team“, erzählt Kania. In seinem Team ging es um Vitamintabletten aus dem Trester von Obst- und Gemüseresten.

Ist geräumiger, als es von außen aussieht, so ein Dachzelt. In Ludwigsdorf zeigt Alexander Kania seinen Kunden die Auswahl.
Ist geräumiger, als es von außen aussieht, so ein Dachzelt. In Ludwigsdorf zeigt Alexander Kania seinen Kunden die Auswahl. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Idee kam durch Camping-Messe-Besuch

Heute studiert Alexander Kania Betriebswirtschaftslehre in Cottbus. Zwischen Abi und Studienbeginn lagen mehrere Monate, die er im damaligen Unternehmen seines Vaters zubrachte. Aus privaten Gründen, erzählt er, kann der Vater seine Firma nicht weiterführen, er arbeitet heute im Alstom-Qualitätsmanagement. Damals, 2022, kam aber der Gedanke auf, das Unternehmen an den Sohn zu übergeben. „Aber was mein Vater über Jahre hinweg selbstständig gemacht hat, könnte ich nicht stemmen.“ Alexander Kania war damals 18. Für Unternehmensberatung oder Qualitätsmanagement, „fehlt mir einfach die Erfahrung".

Die Idee mit dem eigenen, kleinen Unternehmen blieb aber - und die Idee, eine andere Richtung einzuschlagen, kam auf einer Camping-Messe in Düsseldorf. Die Familie war privat dort, die Eltern wollten mit einem Wohnmobil verreisen. „Dort wurden auch Dachzelte präsentiert. Ehrlich gesagt, wussten wir vorher nicht, dass es so etwas gibt.“ Diese Variante des Zeltens müsste man bekannter machen, fanden Kanias. „Man hat ein höheres Sicherheitsgefühl als auf dem Boden“, gerade, wenn man wirklich in freier Wildbahn unterwegs ist. „Meine Eltern haben es wirklich mal in Skandinavien erlebt, dass sie morgens Bären-Spuren vorm Zelt entdeckten." Und auf flachem Land, „hat man die bessere Aussicht". Vorigen Spätsommer startete die Vermietung von Hartschalen-Dachzelten, im Winter kam der Verkauf dazu: Als Geschäftsführer von Peritum-Outdoor finanziert Alexander Kania sich so sein Studium.

Zahlreiche Planungssitzungen mit dem Vater

So einfach, wie es sich vielleicht anhört, sei es nicht gewesen. „Mein Vater und ich haben oft stundenlang zusammengesessen und alles durchgesprochen.“ Stunden, in denen durchaus auch unterschiedliche Vorstellungen von Vater und Sohn aufeinandertrafen. „Eine Frage war natürlich auch, ob ich das allein stemmen kann“, schließlich absolviert der 20-Jährige ein Vollzeitstudium in Cottbus. Das heißt viel Pendeln. Unter der Woche hat das Studium Vorrang, Kundentermine in Görlitz versucht er auf das Wochenende zu legen. „Auf der einen Seite sehe ich es als großes Privileg, so etwas in jungen Jahren machen und schon zeitig in die Praxis einsteigen zu können.“ Er habe dabei auch viel Unterstützung seiner Familie mit ihren Erfahrungen, „das hat ganz sicher nicht jeder".

Viel Zeit für das, was man sich vielleicht unter einem Studentenleben vorstellt, bleibt aber nicht. Das wird deutlich, wenn er von seinem baldigen Urlaub erzählt. Es geht Richtung Hannover - mit Zwischenstopps, die nicht der Erholung dienen, sondern Messebesuchen. „Es wird eine gute Mischung.“ Andererseits, sagt der 20-Jährige, „bin ich flexibel". Anders als zum Beispiel bei einem Angestellten-Studentenjob, könne er sich seine Termine selbst planen. Mit seinem alten Hobby Fußball will er jetzt wieder starten. Der Unterschied sei letztlich die Verantwortung, die man als Selbstständiger, egal wie alt, rund um die Uhr hat.

"Die Runde geht jetzt auf dich, du hast ja ein Unternehmen"

Bisher hatte er nur einzelnen Freunden von seinem Unternehmen erzählt. „Manche fragen, wie ich zeitlich hinterherkomme. Die meisten unterstützen mich.“ Vereinzelt hörte er, zum Beispiel beim Weggehen mit Freunden, aber auch schon Sprüche nach dem Motto: Die Runde geht jetzt auf dich, du hast ja ein Unternehmen. Alexander Kania versucht so etwas nicht allzu ernst zu nehmen. „Ich stehe ja noch ganz am Anfang“, und das noch kleine Unternehmen geht jetzt erst in seine erste volle Saison. Im Sommer, nimmt er an, wird eher die Vermietung für kurzentschlossene Campingfreunde oder Einsteiger im Fokus stehen, im Winter eher der Verkauf. Die Eltern haben sich inzwischen übrigens für einen Dachzelt-Bus entscheiden - ein Kleinbus mit eingebautem Dachzelt.