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Ungewisse Zukunft für Görlitzer Hussel-Filiale

Das Süßwarenunternehmen hat Insolvenz angemeldet, bereits zum zweiten Mal. Das Geschäft läuft aber erst einmal weiter.

Von Matthias Klaus
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Die Confiserie Hussel an der Berliner Straße: Wie geht es hier weiter?
Die Confiserie Hussel an der Berliner Straße: Wie geht es hier weiter? © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Luftballons vorm Laden, das aufgestellte Werbeschild offeriert ein buntes Eierkörbchen - wo, wenn nicht in einem Schokoladengeschäft sollte Ostern eine große Rolle spielen? Die Confiserie Hussel an der Berliner Straße in Görlitz ist ganz auf die bevorstehenden Eier-Tage eingestellt. Dabei macht die Kette aus Schleswig-Holstein, zu der die Filiale in Görlitz gehört, gerade auf andere Art von sich Reden: Sie ist in akuter Finanznot.

Die Hussel mbH gehört mit der arko GmbH und der J. Eilles GmbH & Co. KG zur Deutschen Confiserie Gruppe. Die Unternehmen betreiben insgesamt 224 Filialen in Deutschland und Österreich, haben rund 1.200 Mitarbeiter. Allein Hussel hat 137 Läden, das einzige im Landkreis in Görlitz. Alle drei Unternehmen haben am 31. Januar den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Ostergeschäft ist nicht betroffen

Was bedeutet das für das Görlitzer Geschäft? Zu dem Thema möchte man in der Filiale nichts sagen, bittet um Verständnis, verweist auf das Haupthaus in Wahlstedt. Nur soviel sagt Anette Og-Burak von Hussel in Görlitz: "Alle Kunden sind herzlich zum Ostergeschäft eingeladen." Über Ostern bleibt das Haus demzufolge mindestens noch geöffnet.

Das bestätigt eine Pressemitteilung des vorläufigen Insolvenzverwalters Dietmar Penzlin aus Hamburg. "Der Geschäftsbetrieb wird im Rahmen der Insolvenzantragsverfahren fortgeführt", heißt es dort. Erste Maßnahmen hat der vorläufige Insolvenzverwalter gemeinsam mit der Geschäftsführung schon umgesetzt. Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes sei bis zum 31. März umgehend in die Wege geleitet worden. Am 1. April soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden.

Kunden sind verunsichert

Kunden in Görlitz sind dennoch in diesen Tagen verunsichert. Jutta Arnold kommt gern im Geschäft an der Berliner einkaufen. "Es gibt hier eben etwas Besonderes, nichts von der Stange", sagt sie. Dass Hussel Insolvenzantrag gestellt hat, hat sie aus der Zeitung erfahren. "Sehr schade", so ihr Kommentar. Für die Berliner Straße sei der Süßwarenhändler eine Bereicherung. Sie hofft, dass er in Görlitz eine Zukunft hat. Hussel hatte 1994 sein Geschäft hier eröffnet.

Anna Kaminska sieht es ähnlich. Die Polin arbeitet in Görlitz, schaut ab und zu bei Hussel herein. "Das Angebot ist schon anders als im Supermarkt", findet sie. Auch sie hofft, dass das Geschäft in Görlitz bleibt.

Steigende Kosten und gesunkene Einnahmen

Der Insolvenzverwalter wollte bereits im Februar auf Investorensuche gehen. Ziel sei die Sanierung mithilfe eines Insolvenzplanes. Für Hussel ist es bereits die zweite Insolvenz. 2021 hatten die drei Unternehmen Insolvenz in Eigenregie beantragt, als Folge der Corona-Pandemie. Die Rettung gelang. Nun muss ein Insolvenzverwalter ran, eine außergerichtliche Regelung sei in der jetzigen Situation nicht darstellbar, heißt es in einer Pressemitteilung.

Bei Hussel macht man sinkende Einnahmen auf der einen Seite und steigende Kosten für Rohstoffe und Personal auf der anderen Seite für die neuerliche Insolvenz verantwortlich. Patrick G. Weber, Geschäftsführer der Deutschen Confiserie Gruppe, zeigt sich in einer Unternehmensmitteilung optimistisch. "Bereits im Rahmen der Verfahren im Jahr 2021 haben wir aber gezeigt, dass wir eine derartige Situation überstehen können", wird er dort zitiert.