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Dresdner Innenstadt steht Ladensterben bevor

Der Handelsverband veröffentlicht drastische Zahlen: Sechs von zehn Läden drohe wegen Corona das Aus, auch in Dresden. Erste Insolvenzen gab es bereits.

Von Kay Haufe
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In der Dresdner Altmarktgalerie muss das Unternehmen Promod aufgeben, weil es insolvent ist.
In der Dresdner Altmarktgalerie muss das Unternehmen Promod aufgeben, weil es insolvent ist. © Marion Doering

Dresden. Die coronabedingten Einschränkungen für Händler haben auch in Dresden Folgen. So mussten die zur Deutschen Confiserie Holding (DCH) gehörenden Süßwarenfachhändler Arko, Eilles und Hussel vorläufige Insolvenz in Eigenregie beantragen, wie am Montag bekannt wurde. Hussel und Arko haben jeweils eine Filiale in der Dresdner Altmarktgalerie, Hussel außerdem in der Schillergalerie und im Elbepark. Der Geschäftsbetrieb soll aber, so wie die DCH-Geschäftsführer den Medien mitgeteilt hatten, in vollem Umfang weitergeführt werden. Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.

Weniger optimistisch läuft es für die Dresdner Filiale des französischen Modeanbieters Promod. Das Unternehmen befindet sich ebenfalls in einem Insolvenzverfahren. In diesem Zusammenhang habe sich Promod entschlossen, den Mietvertrag in der Atmarktgalerie nicht zu verlängern, sagt Centermanager Jens Preißler. Doch für die Verkaufsfläche im Erdgeschoss gibt es laut Preißler bereits einen Nachmieter. Allerdings dürfe er den Namen noch nicht veröffentlichen.

40.000 Beschäftigte im Dresdner Handel

Auch viele andere Händler der Stadt kämpfen mit großen Problemen. Etwa 3.300 Geschäfte aus allen Branchen und in unterschiedlichen Größen sind in Dresden ansässig, wie eine Studie des Kommunalberater-Büros Dr. Lademann & Partner im Auftrag des Handelsverbandes ermittelt hat. Fast 40. 000 Arbeitsplätze hängen am Handel.

Den Unternehmern ist nach dem ersten Lockdown im Frühjahr zusätzlich das wichtige Weihnachtsgeschäft weggebrochen. Die Umsatzausfälle summieren sich für sie immer weiter, Mieten müssen zum Großteil weiter gezahlt werden. Ihr Onlinegeschäft, falls vorhanden, kann die Defizite nicht ausgleichen.

In der Folge stellt der Handelsverband Deutschlands eine drastische Prognose, die auch für Dresden gilt: Sechs von zehn Läden in der Innenstadt drohe das Aus. David Tobias, der Geschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen, verweist auf die extrem angespannte Lage zwischen Hoffen und Bangen, in der sich die meisten Händler gerade befinden. "Der Planungshorizont in den Unternehmen ist gegenwärtig extrem begrenzt und auf die kurzfristige Zahlungsfähigkeit fokussiert."

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Im Gegensatz zu anderen geschlossenen Branchen betrage der Wareneinsatz im Handel rund 60 bis 70 Prozent des Umsatzes. Während Gastronomen beispielsweise kurzfristig frisch einkauften, bestünden im Handel langfristige Lieferverträge, erklärt Tobias. "Die Ware wird im Durchschnitt neun Monate im Voraus geordert. Das heißt, die Geschäfte sind jetzt zu, aber die Geschäftsleute müssen täglich Ware annehmen, die bezahlt, aber nicht verkauft werden darf." Denn auch das Einkaufen im Internet und Abholen der Ware im Geschäft, Click&Collect genannt, ist in Sachsen nicht erlaubt.

Steigende Parkgebühren kosten weitere Kunden

Scharf kritisiert Tobias den Bund. Erst am Mittwoch habe dieser auf Druck des Handels seine Überbrückungshilfe III nachgebessert. Dieses durchzusetzen habe extrem viel Kraft gekostet, sagt der Geschäftsführer. Trotzdem müsse noch eine lange Durststrecke bis zu den Abschlags- und regulären Zahlungen überstanden werden, so Tobias.

Das gilt auch für Daniel Dorner. Der Spielwarenhändler betreibt die Spielaxie in der Altmarktgalerie. "Unsere Lage ist dramatisch. Ich schätze die Lage genauso ein wie der Handelsverband. Mindestens die Hälfte der Händler wird dieses Jahr nicht überstehen", sagt Dorner.

Selbst wenn die Läden schon Mitte Februar wieder öffnen könnten, woran Dorner nicht glaubt, würde nicht die frühere Kundenzahl erreicht. "Der Onlinehandel hat sich jetzt richtig etabliert, es ist bequem und geht schnell. Viele Kunden werden dabei bleiben und den Gang in die Innenstadt auch aus Vorsichtsgründen vermeiden", glaubt der Händler. Dazu kämen die steigenden Parkgebühren, die Dresden plant, und die weitere Kunden kosten werden, ist er sich sicher.

Dorners Onlinegeschäft laufe inzwischen sehr viel konstanter als noch im Frühjahr 2020. "Aber damit erreichen wir nicht ansatzweise die Umsätze des stationären Geschäftes", sagt er. Denn während im Internet gezielt ein Artikel gekauft werde, summiere sich das im Laden, weil der Kunde dort viel sieht und sich für verschiedene Anlässe inspirieren lasse.

Er hofft, dass die Dresdner wenigstens weiter fleißig bestellen. Renner der vergangenen Wochen waren Puzzles und Lego-Bausätze, "alles, womit man Kinder drinnen gut beschäftigen kann", sagt der Vater. Für ihn ist allerdings klar: "Fällt auch dieses Jahr das Ostergeschäft weg, müsse wir die weiße Flagge hissen."

Spielwarenhändler Daniel Dorner glaubt, dass die Kunden nur langsam in die Innenstädte zurückkehren und die Citys darunter leiden.
Spielwarenhändler Daniel Dorner glaubt, dass die Kunden nur langsam in die Innenstädte zurückkehren und die Citys darunter leiden. © Sven Ellger

Dresdens Kommunalpolitiker und die Verwaltung hätten mit der finanziellen Stärkung des Citymanagements bereits eine sehr wichtige Entscheidung getroffen, schätzt abschließend der Geschäftsführer des Handelsverbandes ein. Doch die geplante Erhöhung der Parkgebühren sei äußerst schädlich für den Innenstadthandel. Damit würden sowohl hiesige Kunden als auch die aus der Region und den angrenzenden Ländern abgeschreckt.

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