Unternehmensberater entdecken Görlitz

Die Deloitte-Gruppe gehört zu den vier großen Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern in Deutschland. 10.000 Mitarbeiter zählt sie bundesweit. Und jetzt auch bereits 26 in Görlitz, im Frühjahr sollen es bereits rund 50 sein.
Es sind solche wie die junge Polin Kamila aus der Nähe von Zgorzelec, die an der Hochschule Zittau/Görlitz Wirtschaft und deutsch-polnische Übersetzung studiert hat und nun im Projektmanagement bei Deloitte einsteigt. Aber auch Rückkehrer, Mitarbeiter ohne Hochschulabschluss, die aber viel Erfahrung in ihrem Beruf gesammelt haben. In Görlitz entsteht gerade ein neues Dienstleistungscenter, es wird seinen Sitz im Siemens-Innovationscampus haben.
Schon jetzt, so berichtet Aufbauleiter Matthias Faber, sind die Mitarbeiter dort zu finden. Die eigentlichen Büroräume aber werden derzeit noch umgebaut und renoviert. Natürlich ist im Hauptgebäude von Siemens Platz geworden, weil der Anlagenbauer sein Werk in Görlitz verkleinert hat. Doch auch das ist Teil des Innovationscampus: Der Aufbau neuer Firmen und Aktivitäten, die an die Stelle der traditionellen Industrien rücken.
Aufbauchefs stehen für die Ausrichtung des Centers
Matthias Faber und seine Kollegin Danielle Drechsel sind seit eineinhalb Jahren mit dem Aufbau des Centers beschäftigt, seit August vergangenen Jahres in Görlitz. Während Matthias Faber bei namhaften Industrieunternehmen Berufserfahrungen sammelte, kann Danielle Drechsel auf langjährige Einblicke in den öffentlichen Dienst verweisen. Sie beide werden die Gesichter von Deloitte in Görlitz sein. Außerdem gibt es noch drei Geschäftsführer mit Ernst Hoffmann, Lutz Pehl und Tillmann Hentschel, die aber auch noch weitere Aufgaben in der Deloitte-Unternehmensgruppe wahrnehmen.
Danielle Drechsel und Matthias Faber stehen beispielhaft auch für die inhaltliche Ausrichtung, die das Center haben wird, die dem Görlitzer Wirtschaftsstandort eine ganz neue Facette hinzufügt.
Es will öffentliche Verwaltungen und Einrichtungen bei der Digitalisierung beraten, der IT-Branche als wichtiger Dienstleister zur Seite stehen und schließlich so auch den Strukturwandel begleiten. Es soll ein Geben und Nehmen sein. Nicht umsonst entschied sich Deloitte für Görlitz als neuen Standort. "Wir haben viele Standorte verglichen", sagt Danielle Drechsel, "wir wollten vor allem in eine Region, die durch den Strukturwandel neue Chancen bietet."
Da lag es nahe, sich in den drei Braunkohlerevieren umzusehen: das Rheinische, das Mitteldeutsche und das Lausitzer. Mit Düsseldorf und Leipzig hat Deloitte zwei der drei Reviere bereits abgedeckt. Schnell habe sich deshalb der Fokus auf die Lausitz gerichtet - und damit auch auf Görlitz.

Görlitzer Center Teil der bundesweiten Deloitte-Strategie
Zum einen schätzen die Deloitte-Aufbauleiter die Infrastruktur in Görlitz, die Nähe zur Hochschule, auch das Dreiländereck mit Polen und Tschechien als Nachbarn. Der Innovationscampus, die Forschungsaktivitäten von Fraunhofer und Siemens, die moderne Arbeitsatmosphäre lockten ebenso zu dem jetzt gewählten Standort. Schließlich unterstützten Stadt und Kreis Görlitz, die Europastadt Görlitz/Zgorzelec, der Freistaat, die IHK und die Bundesagentur für Arbeit die Ansiedelung von Deloitte. "Sie haben uns alle sehr positiv aufgenommen. Hier haben wir besonders gespürt, dass wir willkommen sind", sagt Matthias Faber.
Die Görlitzer Aktivitäten reihen sich in die Strategie der Deloitte-Unternehmensgruppe ein. Deutschland-Chef Volker Krug hatte schon Ende vergangenen Jahres erklärt, dass IT-Sicherheit, Nachhaltigkeit und Strukturwandel wichtige Themen werden. „Viele Unternehmen haben einen hohen Transformationsbedarf, der durch die Pandemie noch verstärkt wurde. Dies betrifft vor allem zwei wichtige Felder: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Die Anpassung und Digitalisierung von Geschäftsmodellen und -prozessen sowie Lieferketten stehen dabei im Vordergrund.“
Ziel sind perspektivisch 300 Mitarbeiter
Das Görlitzer Dienstleistungscenter könnte in fünf Jahren bis zu 300 Mitarbeiter zählen. Zum Vergleich: Das Leipziger Center hat im Moment 200 Angestellte. Aber nicht alle diese Mitarbeiter werden ständig oder immer in Görlitz arbeiten. Was sich schon vor der Pandemie abzeichnete, aber nun noch verstärkt wurde durch Corona: Mobiles Arbeiten, auch über weite Strecken hinweg, ist Alltag bei Deloitte. Zumal auch die Projekte bundesweit betreut werden. Trotzdem bleibt das Büro als Kern der Unternehmenskultur auch bei der Beratungsgesellschaft wichtig.
Über 600 Bewerbungen landeten bislang auf den Tischen des Aufbaustabes. Ganz unterschiedliche sind darunter. Deloitte achte nicht nur auf Abschlüsse und Zeugnisse, sagt Danielle Drechsel, sondern auch Quereinsteiger mit nicht so zielgerichteten Lebensläufen, aber viel Berufserfahrung im IT-Sektor oder mit der öffentlichen Verwaltung haben eine gute Chance. Und viele Bewerber wollen einfach zurückkehren in ihre alte Heimat.
Und für Görlitz hat Deloitte auch eine besondere Bedeutung: Da es sich um eine eigenständige Firma innerhalb der Deloitte-Unternehmensgruppe handelt, ist sie künftig auch gewerbesteuerpflichtig in der Stadt.
Mehr zu den Görlitzer Ambitionen von Deloitte finden Sie auch hier auf www.sz-link.de/deloitte.