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"Quarkspitzen sind kein Hexenwerk"

Die Großenhainer Bäckerei Brodauf muss nach 25 Jahren Weihnachtsmarkt erstmals passen. Komplett auf die Delikatesse verzichten mussten die Kunden aber nicht.

Von Thomas Riemer
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Anne Krauß-Brodauf kredenzt die traditionellen legendären Quarkspitzen der Bäckerei Brodauf. Corona-bedingt gab es sie dieses Jahr aber nicht auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt.
Anne Krauß-Brodauf kredenzt die traditionellen legendären Quarkspitzen der Bäckerei Brodauf. Corona-bedingt gab es sie dieses Jahr aber nicht auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt. © Kristin Richter

Großenhain. Mit origineller Bäckermütze, schwer tragend an Eimern oder Kuchenblech - das kann nur Jens Brodauf in der Weihnachtszeit sein. Als der Großenhainer Bäckermeister die Mütze erstmals trug, wurde er oft gefragt, "ob ich bei Dornröschen mitgespielt habe“. Seine Antwort damals: "Nee, in der Schneekönigin beim Pioniertheater“.

Brodaufs Quarkspitzen haben auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt Legendencharakter. Ausgerechnet im 25. Jahr müssen die Leute darauf verzichten - zumindest auf dem Markt. Der ist Corona zum Opfer gefallen, und Jens Brodauf und sein Team verkaufen ihre Weihnachtsspezialität nur im Laden auf der Poststraße. "Angemessen, im kleinen Rahmen", sagt Jens Brodauf.

Ein Vierteljahrhundert ist es her, als der frühere Ordnungsamtsleiter der Stadt, Manfred Thiel, auf Brodaufs zukam. "Er wollte den Weihnachtsmarkt beleben und suchte jemanden, der Quarkspitzen anbietet", erinnert sich der Bäckermeister. Sein Vater holte sich Fachwissen von der früheren Konsumgenossenschaft. Das Gebäck wurde per Hand gefertigt, alles war eine "heiße" Sache. Die erste Weihnachtshütte, erinnert sich Jens Brodauf, war nach dem Markt total fettverkrustet und musste entsorgt werden.

Über die Jahre haben sich die Quarkspitzen auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt als absoluter Renner behauptet. "Wir haben das unendliche Glück, dass die niemals kalt sind", erklärt Jens Brodauf sein Erfolgsrezept. Apropos Rezept: Quark, Eier, Mehl sind natürlich die Grundbestandteile - und ein bisschen was dazu", sagt Brodauf und lacht. Wie es so üblich ist, werden Details nicht verraten. "Aber es ist kein Hexenwerk", fügt der Bäckerei-Chef schnell hinzu. Natürlich fühlt er sich geehrt, wenn über die Jahre auch Kundschaft extra aus Coswig oder Weinböhla auf den Weihnachtsmarkt der Röderstadt kommt, um Brodauf'sche Quarkspitzen zu kaufen. "Ja, es ist schon was Besonderes. Das macht schon stolz", gesteht er. Auch wenn er den Begriff des Alleinstellungsmerkmals dann doch für leicht überzogen hält.

Der Teig für die Quarkspitzen ist ihm noch nie ausgegangen. Trotz oftmals langer Warteschlangen an seinem Stand. Um schneller produzieren zu können, schaffte Jens Brodauf vor drei Jahren "Klaus" an - eine Maschine, die das Kneten und Formen bedeutend verbesserte und auch den Mitarbeitern einiges an Erleichterung brachte. Doch nicht alle Kunden waren begeistert von "Klaus". Denn den Spitzen fehlte plötzlich der "Knubbel". Jens Brodauf muss automatisch schmunzeln. "Da gab es sogar böses Blut", sagt er. Was soweit ging, dass er selbst mit einem Funkenflug aus Versehen kurzzeitig die Stromversorgung in der Hütte kappte.

Natürlich ist man in der Bäckerei Brodauf grundsätzlich traurig, dass es das Quarkspitzenerlebnis beim Weihnachtsmarkt in diesem Jahr nicht gab. Aber es gebe Schlimmeres, spielt Jens Brodauf auf die Corona-bedingte Absage des Events an. Kommendes Jahr, wenn hoffentlich alles wieder "normal" läuft, wird man ihn dann ganz bestimmt wieder in seiner Weihnachtshütte auf dem Markt sehen. Und natürlich auch "Klaus".