Großenhain. Es ist kurz nach 19 Uhr am Freitag, als auf dem Handy des SZ-Autors ein Foto einläuft, das einen menschengefüllten Hauptmarkt zeigt. "Das ist ja fast mehr als auf dem Weihnachtsmarkt", so der Kommentar dazu. In der Tat: Das Großenhainer "Phänomen" hat wieder einmal zugeschlagen. Hunderte Menschen bevölkern die Innenstadt zur Einkaufsnacht mit Feuerzauber. Geschäftsleute, die noch zwei Stunden zuvor eher skeptisch waren, sehen urplötzlich einen riesigen Kundenstrom in ihren Läden.

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Zum Beispiel Heike Claus von "Mein Ambiente" auf der Naundorfer Straße. Während vor ihrem Laden "der Bär steppt" bei Live-Musik und Feuerzauber, sind die Kunden begeistert vom Angebot. Yvonne Jeske gehört zu den Einkaufsnächten fast schon zum Stamm. "Wir wollen einfach nur gucken, vielleicht auch schon ein erstes Weihnachtsgeschenk aussuchen", sagt sie. In Großenhain geboren und heute in Finsterwalde lebend, gehören solche Tage gemeinsam mit Mutter Anett Naumann und Tochter Amelie in der Heimat beinahe schon zum Kult.

Kult sind die Einkaufsnächte auch für Schuhmachermeister Peter Söhnel. Sein kleiner Laden auf der Dresdner Straße gehört zu den "Gewinnern" des Events. Denn hier wird während der Einkaufsnacht gearbeitet, ohne Strom zu verbrauchen. Mit einer "Schusterkugel" präsentiert der Chef, wie mittels ausgefallenem Handwerk Schuhe sozusagen bei Kerzenlicht repariert werden.

Ein Highlight jagt das nächste. Dem Lampionumzug durch die Straßen der Innenstadt folgt eine großartige Modenschau von fünf beteiligten Bekleidungsanbietern vor dem phantastisch beleuchteten Rathaus auf dem Hauptmarkt. Überall sind Feuerschalen installiert, haben sich die Betreiber tolle Aktionen für diesen Abend einfallen lassen.

Besonders groß ist die Besuchertraube gegen 20 Uhr vor dem DDV-Lokal auf dem Frauenmarkt. Denn um diese Zeit trifft er pünktlich ein: Stargast Andre Sarrasani mit Tochter Satin. Der international bekannte Magier und Zirkuschef hat an diesem Tag Geburtstag - und darauf wird natürlich in Großenhain gemeinschaftlich gesungen. Sarrasani selbst ist überwältigt und bedankt sich - selbstverständlich - mit einer magischen Aktion. Erst fesselt er Tochter Satin, dann schickt er seinen Assistenten aus dem Publikum Lutz Hofmann mit ihr in den Stoff-Tunnel - und plötzlich hat Satin die Jacke des freiwilligen Helfers an, ohne dass irgendjemand sich diesen Kleiderwechsel erklären kann. Außer Andre Sarrasani...

Der ist auf Initiative der Großenhainer SZ-Redaktionsleiterin Catharina Karlshaus in die Röderstadt gekommen. Während sie ihm zum Abschluss Blumen - natürlich aus einem Großenhainer Geschäft - und eine Leckerei aus dem DDV-Lokal überreicht, bedanken sich die sichtlich begeisterten Zuschauer mit donnerndem Applaus. Sarrasani stellte zudem Freikarten für seine am 21. November beginnende neue Dinnershow in der Veranstaltungsstätte gegenüber dem Dresdner Elbepark zur Verfügung. Und zog eigenhändig die Gewinner, welche auf postalischem Weg informiert werden. „ Ich bin immer mal wieder hier in der Gegend", bekennt der Zauberkünstler. „Aber ich bin überrascht, dass heute hier so viele Menschen sind. Es ist alles so entspannt. Und das finde ich gut, weil ich immer die Nähe zu unserem Publikum suche. So kann ich auch präsentieren, dass ich ein ganz normaler Mensch bin."

Spricht's, gibt noch unzählige Autogramme, steht für Selfies bereit und macht sich dann auf zur Rückfahrt nach Dresden. Währenddessen feiert ganz Großenhain weiter bis 22 Uhr. Das "Phänomen" der kleinen Stadt in Sachsen - es ist beeindruckend!