Großenhain. Vorab ist es ja immer schwierig, das Interesse an Säuberungsaktionen in Großenhain zu prognostizieren. Was sich aber an diesem Samstag zusammenfand, überwältigte dann Matthias Schmieder doch ein wenig. „Ich bin beeindruckt, wie viele uns unterstützen wollen“, sagte der Geschäftsbereichsleiter Stadtkultur und Ordnung beim Auftakt des traditionellen Frühjahrsputzes. Denn: Ausgerüstet mit Hacke, Harke, Astschere und Kescher waren immerhin rund 80 Teilnehmer zum Jahndenkmal nahe der Jahnkampfbahn gekommen.
Das Ziel: Der Stadtpark sollte gut vorbereitet werden auf das „Erlebnisfest der Sinne“ im Juni. Und der Pflegebedarf des wunderschönen Areals ist riesengroß. Zahlreiche Wege sind von Unkraut bestimmt. Im kleinen Teich nahe des Pavillons sind Flaschenhälse wahrzunehmen. In mehreren Arbeitstrupps rücken daher die Teilnehmer diesen Dilemmata zu Leibe.
Die Stimmung ist fröhlich, das Motiv eint. „Ich gehe sehr oft im Stadtpark spazieren.“ „Und ärgere mich, was die Leute so alles einfach in der Natur hinterlassen“, sagt Bernhard Hahn. Er verschneidet nahe des Pavillons gerade Bäume und Sträucher, um Spaziergängern einen freien Weg und Blick zu ermöglichen. „Jammern hilft nicht“, ergänzt er mit dem Hinweis darauf, dass es sich immer schwerer gestaltet, Grünflächen zu pflegen. Umso mehr, da die sogenannten AGH's, früher Ein-Euro-Jobber, seit Monatsbeginn defacto aus Kostengründen nicht mehr existieren.
Bernhard Hahn trägt ein T-Shirt der Rotarier. Das ist kein Zufall. Denn der Club beteiligt sich regelmäßig an derartigen Aktionen. „Wir sind Leute, die in Form von Gemeinnützigkeit etwas bewegen wollen“, erklärt Rotary-Sprecher Daniel Erhard die Motivation. Und die Rotarier bringen zum Frühjahrsputz Potenzial mit. „Wir sind ja Sponsoren beim Handballclub Großenhain. Aber es gilt: Kein Geld ohne Gegenleistung“, so der Clubmeister Jürgen Naumann. Ergo: Auch ein paar Handballer werden im Stadtpark beim Putzen gesichtet.
Derweil gehen die Arbeiten gut voran. Matthias Schmieder freut sich, dass im früheren Rosarium, dem heutigen Sommerblumengarten, rund 80 Wildrosen gepflanzt wurden. Das Areal soll zum Erlebnisfest der Sinne ein kleines Highlight darstellen – nun ist die Grundlage dafür geschaffen. Schmieder macht die Gesamtsituation indes zu schaffen. Jeder im Stadtbauhof beschäftigte Gärtner musste rein rechnerisch derzeit mehr als zwei Hektar Grünfläche betreuen. Da sei die Schmerzgrenze erreicht, erklärt er nachdenklich.
Umso mehr freut er sich über die Resonanz beim Frühjahrsputz. Der Rest blieb nicht nur auf den Stadtpark beschränkt. Im Stadtteil Zschieschen brachten beispielsweise 14 Freiwillige den Spielplatz auf dem Gelände der früheren Bergbrauerei auf Vordermann, ebenso das Areal des Denkmals an der Kreuzung Riesaer Straße. Sportler vom SV Rotation Großenhain widmen sich den Beachvolleyball-Plätzen im Sportviertel Husarenpark, um die Plätze für die Spielsaison vorzubereiten.
Im Stadtpark beklatschen sich am Mittag die Putzwilligen nochmals selbst und nehmen verdient den kleinen Imbiss und ein Kaltgetränk in Empfang. Immerhin haben sie den Beweis erbracht, dass die Großenhainer alles andere als „Grünmuffel“ sind. Und Matthias Schmieder ist angesichts dessen froh, „dass unser Bauhof damit ein Stückweit entlastet wird“.